Mit viel Gefühl und Fantasie

Friedel Kaisers Atelier in Berlar

Es ist Anfang Mai, gestern rieselten noch ein paar Schneeflocken vom Himmel, heute wird es langsam wärmer. Die Bienenstöcke in Friedel Kaisers Garten erwachen endlich zum Leben. Ich sitze ihm gegenüber auf einem Stuhl, der so groß ist, dass meine Füße in der Luft baumeln. Nebenan höre ich die Hühner gackern. Doch um den Kaiserhof, die Eier und den Honig soll es heute nicht gehen. Denn Friedel Kaisers Leidenschaft ist etwas ganz anderes: Die Kunst. 
 
„Die Leidenschaft und das Talent für das Musische ist wohl genetisch veranlagt. Mein Opa hat gemalt, die Brüder meines Vaters malten, einer sogar so gut, dass er für Galerien Reproduktionen herstellte und Ikonen restaurierte“, erzählt mir der 59-Jährige. Er selbst fing in seiner Jugend an zu malen. Mit 14 Jahren etwa, mit 16 die ersten Ölgemälde, 30-jährig, nach einer Malpause, zog es ihn wieder zu Pinsel und Farbe. „Ich habe mit meinen Kindern Figuren aus Salzteig gestaltet. Ich selbst habe den Kopf eines Indianers geformt, ihn auf eine Holzplatte aufgesetzt, einen Rahmen gebaut und einen Hintergrund gemalt.“ Über die Landschaftsmalerei für den Hintergrund keimte seine Leidenschaft für die Ölmalerei wieder auf. Er begann seine Kinder zu porträtieren, malte aber auch Fantastisches, frei und ohne Vorlage: „Da setze ich mich einfach hin, lasse mich fallen, male intuitiv ohne mir vorher Gedanken gemacht zu haben und schaue, was sich daraus entwickelt.“ 

„Ich muss einfach malen“ 
 
Seitdem sind viele Bilder entstanden, die deutschlandweit auf verschiedenen Ausstellungen gezeigt wurden. Die Bilder, die in seinem Atelier stehen, sind sehr facettenreich: Mensch- und Tierporträts, fantastische Welten, aber auch Nature Art, zum Beispiel imposante Landschaften mit Eisbären, Giraffen oder Wasserwelten mit Walen und Delfinen. „Oft mache ich zunächst eine Acryluntermalung. Acryl trocknet sehr schnell, Ölfarbe braucht deutlich länger, aber diese soften Übergänge bekommt man eben nur mit Öl hin.“ Um die 60 Stunden sitzt Friedel Kaiser schonmal an so einem Bild. „Es ist eine Leidenschaft, ich muss einfach malen. Ich freue mich immer, wenn ich neue Projekte habe, dann stehe ich morgens um halb vier auf, mache mir in meinem Atelier den Ofen an – denn am meisten male ich im Winter – und sitze ein paar Stunden vor der Leinwand.“ 
 
Fertig ist so ein Bild natürlich nie: „Auch wenn der letzte Strich getan ist, denke ich immer noch: Ist das wirklich gut genug? Könnte ich da nicht nochmal ran oder dort etwas verbessern?“ Als Künstler ist es schwer, den Punkt zu finden, an dem es genügt. Perfekt wird es für ihn wohl nie sein – und er gibt schmunzelnd zu: „Aber außer mir sieht das wahrscheinlich niemand.“ 

Davon kann sich jeder selbst überzeugen, der Friedel Kaiser und seine Dauerausstellung in Berlar besuchen kommt. Und wer dann selbst Lust aufs Malen bekommt, der kann einen der Malkurse besuchen, die der Künstler anbietet, denn er teilt seine Leidenschaft für die Malerei auch gerne mit anderen: „Es macht mir Spaß, die Menschen mitzunehmen auf die Reise in die Welten der Fantasie und in den Rausch der Gefühle, die beim Malen entstehen.“