
Wenn Henry Kohle den Bogen hebt, zählt nur noch der Moment. Konzentration, Körperspannung, Atmung – alles ist auf den perfekten Schuss ausgerichtet. Der 16-jährige Fleckenberger zählt zu den talentiertesten Nachwuchsschützen Deutschlands und ist zurecht für die HSK-Sportgala nominiert worden. Mit beeindruckender Präzision und Nervenstärke hat er sich in die nationale Spitze geschossen: Bei den Deutschen Meisterschaften 2024 erreichte er mit 502 von 600 möglichen Ringen den zweiten Platz – nur acht Ringe trennten ihn vom Titel. Doch anstatt sich über die verpasste Goldmedaille zu ärgern, hat Henry nur ein Ziel: beim nächsten Mal ganz oben stehen und am 7. und 8. März in Biberach den Meistertitel in der Jugendklasse sichern.
Direkt ins Schwarze getroffen
Schon als Siebenjähriger entdeckte Henry seine Leidenschaft für das Bogenschießen. Während andere Kinder sich für Fußball oder Handball begeisterten, zog es ihn auf den Platz des BSC Schmallenberg. „Mit dem Bogen zu schießen, hat mir sofort gefallen. Vom ersten Tag an hat mich das Bogenschießen begeistert und ich bin gerne zum Training gegangen“, erzählt Henry. Seine Begeisterung steckte auch seine Familie an – mittlerweile sind seine Eltern Uwe (50) und Simone (47) sowie seine Schwester Katja (21) ebenfalls aktive Mitglieder im Verein. Bis zu dreimal in der Woche wird im Winter in der Halle und im Sommer draußen trainiert. „Man muss schon regelmäßig den Bogen spannen und die Pfeile ins Ziel bringen, sonst wird das nichts“, erzählt der 16-Jährige. Mit dem Blankbogen schießt er draußen auf 50 Meter entfernte Ziele mit einem Zentrum von nur 12,2 cm Durchmesser. In der Halle sind es sogar nur 4 cm – ungefähr die Größe einer Steckdose. Präzise fliegt der Pfeil drinnen auf die 18 Meter entfernte Zielscheibe. Wer da trifft, braucht mehr als nur Talent.
Ruhig, ruhiger, Henry
Henry bringt nicht nur sportliches Können mit, sondern auch eine Eigenschaft, die ihn besonders macht: absolute Gelassenheit. Während andere vor wichtigen Wettkampfschüssen nervös werden, bleibt Henry ruhig. „Den kann kaum etwas aus der Ruhe bringen“, sagt Vater Uwe stolz. Mutter Simone treibe Henrys gelebte Ruhe hingegen manchmal in den Wahnsinn. Doch diese Gelassenheit ist im Bogensport Gold wert. Jeder Schuss erfordert höchste Konzentration – ein Moment der Unruhe kann den Unterschied zwischen Sieg und Niederlage ausmachen.
Hoch hinaus
Diese Präzision und Ruhe helfen ihm nicht nur beim Sport, sondern auch in seinem Beruf. Henry absolviert eine Ausbildung zum Dachdecker – auch dort braucht es einen klaren Kopf und ein sicheres Händchen. Als Dachdecker machen ihm Höhen keine Angst – eine gute Voraussetzung, denn der Fleckenberger will noch hoch hinaus.
Einige Höhen hat er zwar schon erreicht, doch er ist noch lange nicht am Ziel. In Biberach will er zeigen, dass er den Sprung vom talentierten Nachwuchs zum Deutschen Meister schaffen kann. 2022 wurde er Fünfter, 2023 Vierter – jetzt soll der große Wurf gelingen. Die Bogensportwelt wird ihn genau beobachten – und vielleicht schon bald einen neuen Champion feiern.