Mit Querdenken zum Erfolg

Dr. Christian Dresel (Condensator Dominit) im Gespräch mit WOLL

„Man darf nicht nur den Grundmustern folgen, die man schon kennt“, ist sich Dr. Christian Dresel sicher. „Erst aus neuen Blickwinkeln betrachtet ergeben sich neue Ideen. Das erfordert freies Denken und den Mut zur Niederlage. Die Fähigkeit zum Querdenken gedeiht nur auf dem Boden einer Familie und eines Bildungssystems, das von Anfang an zum Denken auffordert, in einer Gesellschaft mit freiheitlicher Grundordnung.“

Der 54-jährige Familienvater ist Unternehmer mit Leib und Seele. Er ist Eigentümer der Firma Condensator Dominit, die mit ungefähr 60 Mitarbeitern in Brilon Wald einen Umsatz von rund 12 Millionen Euro pro Jahr erwirtschaftet. Entwickelt und produziert wird dort alles, was Energienetze stabilisiert, exportiert wird weltweit: Neben Europa sind China, Malaysia, Südafrika, die USA und Namibia die größten Märkte. Aber was genau ist so begehrt, dass es aus dem Sauerland importiert wird?

Lösungen für Schwankungen in Energienetzen! Wenn die Spannung im öffentlichen Netz Bruchteile von Sekunden „flackert“ oder unterbrochen wird, ist das für Otto Normalverbraucher nicht schlimm. Wer aber eine komplexe Fertigungslinie hat, in der in kürzester Zeit große Mengen an Ware produziert werden, für den ist es fatal, wenn die vielen miteinander interagierenden Maschinen auch nur für Millisekunden Stromschwankungen ausgesetzt sind und nicht mehr synchron arbeiten.

Wenn beispielsweise zigtausend Flaschen Limonade pro Stunde abgefüllt werden, so schnell, dass wir es mit bloßem Auge kaum verfolgen können, verursacht eine Millisekunden-Unterbrechung Chaos: Maschinenstillstandzeiten, Reparaturen und Scherben. Das verhindern die Produkte von Condensator Dominit, in dieser und in vielen anderen Branchen.

Schon während seiner Schulzeit in der Nähe von Erlangen war es dem gebürtigen Franken klar, dass er Physiker werden wollte, so sehr machten ihm Mathematik und Physik Spaß. Bildung betrachtet er als Schlüssel zum Erfolg, deshalb war ihm eine fundierte Ausbildung wichtig. Er studierte und promovierte in Bayern, sammelte jahrelang Erfahrung im In- und Ausland und beschloss dann, sich mit seinem Wissen selbstständig zu machen.

„Manchmal muss man es einfach machen“, dachte er sich, als er erfuhr, dass die Firma ABB Kondensatoren ihren Betrieb schließen wollte. Kurzerhand erwarb er das Unternehmen. Mit Fleiß, harter Arbeit, Freude an der Sache und dem richtigen Gespür baute er das Unternehmen aus. Dabei hatte er immer das Ziel, Probleme möglichst einfach und ökologisch zu l.sen. „Neben Kreativität und freiem Denken ist gutes Zuhören ganz wichtig. Viele Kunden formulieren ihre Wünsche, aber wenn kein Fachmann zuhört, werden aus diesen Wünschen keine Produkte“, erklärt er seine Herangehensweise.

Der Durchbruch vom Provinz- zum Weltspieler sei ihm mit einem speziellen Projekt gelungen: „Wir wurden vom VW-Konzern angesprochen, einen ganz besonderen Oberschwingungsfilter zu entwickeln“, erinnert sich Dr. Dresel. „Laut Lehrbuch geht das nicht. Aber schön wär’s, dachte ich mir. Wir werden den bauen!“ Monatelang wurde mit dem ganzen Team getüftelt, bis es tatsächlich gelang, eine faszinierend einfache Lösung zu finden, die Netzstörungen ohne große Verluste filtert.

Das Patent dazu wurde in Rekordzeit angemeldet, der Kunde war zunächst ungläubig, dann restlos begeistert. Tags darauf rief die VW-Niederlassung aus den USA an und wollte unbedingt auch so etwas haben. Der Beginn einer Erfolgsgeschichte …