Mit Lastenrädern durch das Sauerland

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Heftig schnaufend steuert der sportliche Postmitarbeiter Jupp aus Schmallenberg sein Lastenfahrrad steil bergan, um Briefe und Pakete zu den Adressaten am Aberg zu bringen. Zur gleichen Zeit lenkt seine Kollegin Maria aus Altena ihr gelbes Gefährt auf dem Burgweg hinauf zur Burg Altena. So oder ähnlich könnte der Einsatz von Lastenfahrrädern im ländlichen Raum aussehen. Ob es diese oder andere Einsatzmöglichkeiten gibt und welche Hemmnisse für den Einsatz von Lastenrädern als Logistiklösungen bestehen, das will das kürzlich angelaufene Forschungsprojekt RADLÄR (RADlogistik in LÄndlichen Räumen) herausfinden. Vor einigen Tagen haben die beteiligten Projektpartner, dem Bundesamt für Logistik und Mobilität (BALM) und dem Bundesministerium für Digitales und Verkehr (BMDV) in einem digitalen Kick-Off-Meeting die Rahmenbedingungen für das Projekt abgestimmt.

Hochsauerlandkreis als Modellregion

Ziel des dreijährigen Projekts ist es, Bedarfe, Einsatzmöglichkeiten und Hemmnisse für den Einsatz von Lastenrädern als Logistiklösungen in verschiedenen ländlichen Modellregionen zu erheben, entsprechende Lösungen zu simulieren und anschließende Empfehlungen an Politik und Wirtschaft zu entwerfen. RADLÄR wird mit rund 1,3 Mio. Euro vom BMDV gefördert. Projektträger ist das BALM.

Da der Verkehrssektor in Deutschland laut Berichten des Umweltbundesamtes einen erheblichen Anteil an den klimaschädlichen Emissionen aufweist, ist die Erforschung neuer Transportkonzepte dringend notwendig. Während Lastenräder in Städten bereits erfolgreich eingesetzt werden, ist ihr Potenzial in ländlichen Gebieten bisher wenig untersucht. Diese Lücke schließt das Forschungsprojekt RADLÄR. Im Rahmen des Projekts werden daher neue, allgemein anwendbare Prozesse, etwa für den Gütertransport auf der letzten Meile, für die Radlogistik entwickelt und erprobt, um den Wirtschaftsverkehr per Lastenrad in ländlichen Räumen zu verbessern. Das Projekt richtet sich sowohl an Unternehmen als auch an öffentliche Akteure, die nachhaltige Mobilitäts- und Logistiklösungen fördern möchten. RADLÄR möchte wirtschaftliche, emissionsarme und zukunftsgerechte Transportlösungen schaffen, um eine nachhaltige Alternative im Güterverkehr zu bieten.

Um diese Ziele zu erreichen, werden in den sechs Modellregionen Bad Soden-Salmünster, Emsland, Havixbeck, Herzberg (Elster), Hochsauerlandkreis und Hofstetten in einem ersten Schritt partizipative Workshops durchgeführt. In diesen werden Bewohner, Unternehmen und Verwaltungen zusammengebracht und deren Bedarfe für die Nutzung von (Lasten-)Fahrrädern, Ideen und Visionen gesammelt. Anschließend entwickelt das RADLÄRProjektteam Logistikkonzepte zur Einbindung von Lastenrädern in regionale Wertschöpfungsketten,
die den spezifischen Anforderungen und Herausforderungen vor Ort gerecht werden. Durch Simulationen werden in diesem Kontext Prozessketten getestet und optimiert. Die Erkenntnisse aus den Modellregionen werden dabei auf Gemeinsamkeiten überprüft, um so auch Aussagen für Deutschland insgesamt abzuleiten.

Verwaltungen der Städte und Gemeinden unterstützen das Projekt

Die Koordination von RADLÄR übernimmt das Fraunhofer-Institut für Naturwissenschaftlich- Technische Trendanalysen (INT). Das Fraunhofer INT leitet dabei vor allem die Erhebung von Potenzialen und Hemmnissen der Radlogistik in ländlichen Räumen. Außerdem sind Wissenschaftler aus Frankfurt am Main und Fulda an dem Projekt beteiligt. Die Hochschule Fulda wird innovative Prozessketten für die Radlogistik in ländlichen Räumen entwickeln. Die Frankfurt University of Applied Sciences wird die Realisierbarkeit der erarbeiteten Prozessketten im Rahmen von Simulationen prüfen und optimieren. Als assoziierte Partner unterstützen nicht nur die Verwaltungen der sechs Modellregionen und -Gemeinden das Projekt aktiv, sondern auch der Kurier-, Express- und Paketdienstleister Hermes, der bereits heute Radlogistik zur Zustellung von Lieferungen in deutschen Großstädten einsetzt. Bei einem internen Kick-Off-Meeting am 20. September 2024 in Frankfurt am Main wurden die ersten Weichen für das Projekt gestellt. Gemeinsam stimmten Fraunhofer INT, die Hochschulen aus Fulda und Frankfurt am Main und Hermes ab, wie sie Bevölkerung, Unternehmen, Verwaltungen und die Politik in das Projekt einbinden können. So sind zeitnah Befragungen von Expertinnen und interessierten Bürgern in den Kommunen geplant. Das BMDV fördert das Projekt mit rund 1,3 Mio. Euro im Rahmen der Richtlinie zur Förderung nicht investiver Maßnahmen zur Umsetzung des Nationalen Radverkehrsplans. Die Projektlaufzeit beträgt drei Jahre. Das Fraunhofer INT bietet wissenschaftlich fundierte Analyse- und Bewertungsfähigkeit über das gesamte Spektrum technologischer Entwicklungen. Vertieft wird dieser Überblick durch eigene Analysen auf ausgewählten Technologiegebieten sowie durch eigene theoretische und experimentelle