Mit der Natur aufwachsen

Quelle: Bödefelder Familienzentrum

Die Kinder des Bödefelder Familienzentrums St. Cosmas und Damian werden in einem abwechslungsreichen, naturverbundenen Kindergarten groß.

Es ist knisterkalt an diesem frühen Februarmorgen im Schmallenberger Sauerland. Lisa Heinemanns Atem bildet kleine, weiße Wölkchen in der Luft. Die Leiterin der katholischen Kita St. Cosmas und Damian Bödefeld schließt um kurz vor sieben ihre Einrichtung auf. Die Hände zittern ein wenig vor Kälte, vielleicht ist sie auch etwas aufgeregt, denn heute wird ein besonderer Gast in den Kindergarten einziehen. Nicht mehr lange, dann füllen sich die Räume in der Pfarrer-Heinrich-Marx Straße mit Kinderlachen, Musik, spannenden Geschichten, Freude und guter Laune, denn die Schmetterlinge, Bienen und Marienkäfer sind schon im Anflug. Auch sie freuen sich schon auf den zauberhaften Gast.

Mit den geflügelten Tieren sind natürlich die Kinder der Bödefelder Kita gemeint. Die dreigruppige Einrichtung teilt sie in die Stammgruppen der Schmetterlinge, Marienkäfer und Bienen ein. Zur letztgenannten gehört die 4-jährige Lilian. Sie trudelt als erstes an diesem Morgen gemeinsam mit dem 5-jährigen Henry aus der Marienkäfergruppe ein und erzählt aufgeregt: „Ich bin schon so gespannt, wann Zwirbel endlich kommt. Mal sehen, was er sich dieses Mal für einen Quatsch ausdenkt.“ Ich schaue sie ein wenig ratlos an. Von einem Zwirbel habe ich noch nie gehört. Kichernd klärt Henry mich auf: „Das ist der Zauberzwerg aus unserem Wald. Er kommt jedes Jahr zu Karneval und erlebt mit uns viele tolle Geschichten und macht manchmal auch ein bisschen Blödsinn.“

Quelle: Bödefelder Familienzentrum

Preisgekröntes Frühstückscafé

Ein Kindergarten mit einem eigenen Waldstück und dann auch noch mit einem zauberhaften Bewohner, das ist wirklich etwas Besonderes. Lisa Heinemann hat mittlerweile wieder warme Hände und erläutert das Konzept des Kindergartens: „Die Kinder sind selbst die Gestalter ihrer Entwicklung und können sich die Bereiche, in denen sie spielen möchten, selbst aussuchen: Sei es in einem unserer vielfältig eingerichteten Gruppenräumen, auf dem Außengelände oder in unserem Kindercafé.“ Dort bietet die Kindertagesstätte den Kindern einen Raum, um gemeinsam Mahlzeiten einzunehmen. Um zu gewährleisten, dass jedes Kind ein ausgewogenes Frühstück bekommt, werden abwechslungsreiche, meist regionale Produkte, wie etwa verschiedene Misch- und Körnerbrote, Wurst, Käse, Rohkost, Müsli, Joghurt, Eier, Marmeladen, Tee oder Apfelsaft aus eigener Herstellung in Buffetform angeboten. Die Produkte für das gesunde Frühstücksbuffet werden mit Hilfe der Kinder und dem Bollerwagen in den ortseigenen Geschäften wie der Bäckerei Tismes, dem Edeka Mause und der Metzgerei Gierse eingekauft. Auch Gemüsekisten vom Hof Herntrop in Grafschaft und selbstgezüchtete Leckereien aus dem eigenen Hochbeet dürfen nicht fehlen. „Mit unserem Frühstückscafé haben wir 2019 den zweiten Preis beim Innogy Klimaschutzpreis der Stadt Schmallenberg gewonnen“, freut sich die Leiterin über die Auszeichnung.

Ein eigenes Waldstück

Die Naturverbundenheit zeigt sich aber nicht nur bei den selbstgepressten Apfelsaft oder dem Hochbeet. Gemeinsam mit dem Kirchenvorstand darf die Kita St. Cosmas und Damian ein tolles Waldstück ihr Eigen nennen. Erzieherin Nina Bornemann erzählt: „In unserem Wäldchen sind in den letzten Jahren ein großes Rundzelt, ein Weidentipi, ein Waldsofa und vieles mehr entstanden. Mit unseren Kindern machen wir uns regelmäßig auf dem Weg dorthin, denn mit der Unterstützung von Waldpädagoge Tony Vollmer gibt es hier immer etwas zu entdecken, zum Beispiel auch unseren Zauberzwerg Zwirbel, der über Karneval in unserer Kita einzieht.“ Doch nicht nur die Kinder kommen gern hier her. „Jeder, der sorgfältig mit unseren Dingen umgeht, ist an diesem herrlichen Ort willkommen“, ergänzt Nina.

Zwirbel? Das ruft die 6-jährige Marie aus der Schmetterlingsgruppe auf den Plan: „Wann kommt er denn endlich? Ich möchte ihm unbedingt unsere gefärbten Tulpen und den Kressekranz zeigen!“ Gefärbte Tulpen und Kressekranz klingen spannend! Die möchten bestimmt auch unsere WOLL-Mäuse sehen, oder?

„Das kann man ganz leicht selbst machen. Schaut mal, wir zeigen es euch“, meint Marie und macht sich mit dem 4-jährigen Tim aus ihrer Gruppe sofort an die Arbeit.

Gefärbte Tulpen

Ihr braucht weiße Tulpen, Gläser (für jede Farbe eins), flüssige Lebensmittelfarben, ein Messer und Wasser. Füllt ein bisschen Wasser in die Vase, gebt einige Tropfen Lebensmittelfarbe in das Wasser und rührt gut durch. Schneidet die Stiele der Tulpen mit dem Messer schräg ab und gebt sie in die Gläser mit dem gefärbten Wasser. Innerhalb weniger Stunden färben sich die Pflanzen wie von Zauberhand um.

Kressekranz

Ihr braucht Wasser, Kressesamen und einen Teller. Befeuchtet die Watten und legt sie kranzförmig auf den Teller (in der Mitte lasst ihr also etwas Platz frei). Nun streut ihr die Kressesamen großzügig auf die nasse Watte. Jetzt heißt es abwarten, schon am zweiten Tag könnt ihr Veränderungen beobachten. Für die Mitte könnt ihr noch ein kleines Häuschen basteln und schon ist dein Ostergarten fertig. Aus der Kresse könnt ihr auch eine leckere Kressebutter oder Kräuterquark herstellen.

„Die mag ich so gern!“ Tim kann es kaum abwarten, bis die ersten kleinen Pflänzchen erscheinen.

Vielfältiges Angebot für Eltern

Doch nicht nur die Kinder profitieren vom vielfältigen Angebot ihrer Kita. Auch die Eltern freuen sich über regelmäßige Elternkurse des Familienzentrums: sei es zur Ersten Hilfe, gesunder Ernährung, Ängste bei Kindern oder Resilienz. „Die Arbeit mit den Eltern ist uns sehr wichtig. Wir haben immer ein offenes Ohr bei ihren Sorgen und Herausforderungen und arbeiten Hand in Hand, um sie in ihrer Erziehung der Kinder zu stärken“, betont die stellvertretende Leiterin Lea Mester die Bedeutung der Elternarbeit.

„So vielfältig die Herausforderungen im Alltag sind, so breit aufgestellt ist auch unser buntgemischtes 15-köpfiges Team, in dem jeder seine eigenen Fähigkeiten einbringen kann. Es gibt beispielsweise eine Fachkraft für Inklusion, eine Kinderschutzkraft, ei eine Fachkraft für tiergestützte Pädagogik, Bewegungserzieherinnen und eine U3-Fachkraft.“ Doch so unterschiedlich die einzelnen Schwerpunkte sind, so haben sie alle ein Ziel: Die Bedürfnisse, Interessen und Entwicklungsthemen des Kindes stehen im Mittelpunkt. „Jeder Erzieher hat ein Auge auf jedes Kind“, erläutert Lisa Heinemann.

Und heute steht Zwirbel im Mittelpunkt des kindlichen Interesses. Mal schauen, ob ihm die gefärbten Tulpen und der Kressekranz gefallen werden.