„Mein schönstes Geschenk war eine Käthe-Kruse-Puppe“

Foto: Heidi Bücker

Bärbel Michels: Ein ganz privater Einblick in ihre Weihnachtszeit

Alle Jahre wieder … ist es in aller Munde: das Weihnachtsfest. Die festliche Dekoration findet einen Platz in und vor den Häusern und wird bis zum Heiligabend glanzvoll gesteigert. Was wird gewünscht und was geschenkt, wer kommt zu Besuch und was gibt es zu essen? Fragen, die jeder kennt. Und so unterschiedlich die Antworten ausfallen, so unterschiedlich sind auch die Bräuche und Sitten in den Familien. Wer könnte dies besser wissen als Bärbel Michels. Die Buchautorin aus Schmallenberg-Rehsiepen hat im Laufe der vergangenen Jahre ein enormes Fachwissen über das „Fest der Liebe“ erworben. Unter dem gleichnamigen Titel hat sie bereits ein Buch veröffentlicht, in dem sie Weihnachten im Sauerland und im Wittgensteiner Land in früherer Zeit beschreibt. „Hat das Christkind an jeden Wunsch gedacht? Spielzeug unterm Weihnachtsbaum von 1900 bis 1960“ so nennt sie ihre Ausstellung im Westfälischen Schieferbergbau- und Heimatmuseum Holthausen, die am 19. November bereits begonnen hat. Eine wahre Weihnachtsexpertin. Wie aber wird eigentlich im Hause Michels Weihnachten gefeiert? Welche persönlichen Unterschiede gibt es von anno dazumal zu heute?

Weihnachten in Kindertagen

Bärbel Michels strahlt und erinnert sich nur zu gerne an die Zeit, als sie noch ein kleines Mädchen war. „Bei uns war es an Weihnachten immer sehr festlich. Alles war fein hergerichtet und es roch so gut, wie es nur an Weihnachten riechen kann.“ Die heute 70-Jährige kennt die Zeit, in der man mit Kleinigkeiten eine große Freude machen konnte. „Die Armut war groß damals. Das darf man auch nicht vergessen. Trotzdem, einen Tannenbaum mit selbstgemachtem Schmuck hatten wir immer. Aus zweifarbigem Tonpapier wurde von meiner Mutter der Weihnachtsschmuck gemacht“, erzählt Bärbel Michels. Der Kirchgang gehörte damals wie heute selbstverständlich zum Heiligabend. In ihrem Samtkleid sagte sie in der Stube ein Gedicht auf. Danach gab es Heringssalat und schließlich die Geschenke. Während ihre Eltern sich über selbstgestrickte Socken oder ein Nachtgewand freuten, bekam Bärbel Michels genähte Puppenkleider oder Bücher. „Waltraut, das Förstermädel“ war eines ihrer ersten Bücher. „Ich bin in Homberg am Niederrhein aufgewachsen. Das war eine große Stadt. Ich habe vom Landleben geträumt. Die ersten Bücher enthielten immer Geschichten von Försterkindern.“ Nach und nach wurden die Geschenke, die unter dem Baum der kleinen Bärbel lagen, größer. So erinnert sie sich an den Kaufladen, die Puppenstube und ganz besonders an eine Käthe-Kruse-Puppe. „Diese Puppen waren 1954 schon teuer. Heute weiß ich das. Sie war so perfekt angezogen, sogar mit Unterwäsche. Das fand ich super. Ich war ja so verliebt in diese Puppe“, freut sich Bärbel Michels.

Liebevolle Dekoration

Weihnachten bedeutet ihr sehr viel. „Ich dekoriere schon Wochen vorher. Stundenlang. Und der Baum, der kann nicht groß genug sein.“ Mit einem Blick zur Zimmerdecke verrät sie, dass der eigene Christbaum bis zum letzten Zentimeter ausgereizt wird. Den Baum kauft sie mit einem Zollstock in der Hand – damit er auf jeden Fall passt. Dann wird er alle Jahre wieder immer gleich geschmückt. Sie lebt mit ihrem Mann Peter seit 1971 in Schmallenberg-Rehsiepen, dem höchstgelegenen Dorf des Sorpetals. Damals haben die beiden das Alte Forsthaus gekauft und im Laufe der Jahre das inzwischen denkmalgeschützte Haus im Ursprungszustand belassen, aber entsprechend restauriert. Hier erlebe sie alle Jahreszeiten ganz pur. Besonders der Winter, der in all den Jahren nie ohne Schnee kam, bringt Gemütlichkeit und Ruhe zum Ausdruck. Während draußen die weiße Pracht glänzt, geht es im Haus an die Weihnachtsplanung.
„Wir schmücken schon immer mit roten Kugeln, roten Kerzen und Ramis-Sternen. Dazu kommt eine gewachsene Krippenlandschaft. Ich freue mich darauf wie zu Kinderzeiten.“ Im Rahmen ihrer Recherchen zum Fest habe sie zu ihrer Freude festgestellt, dass nicht der Heilige-Drei-Königs-Tag der Tag zum Baumabbauen sei, sondern der 2. Februar. Dieser Tradition folgt sie nur zu gern. Allerdings gibt sie auch zu, dass das nur eine Nordmanntanne schafft, die entsprechend gewässert wird. Damals standen Fichten im Wohnzimmer und die rieselten schließlich schon Ende Dezember. Außerdem war die Brandgefahr mit echten Wachskerzen zu hoch. Nach Heiligabend wurden diese auch nur noch selten angemacht. „Meine Mutter war damals so ängstlich, dass bei uns schon sehr früh elektrische Kerzen den Baum schmückten“, erzählt sie. Eine Lichterkette kommt heute aber beim Ehepaar Michels nicht an den Baum. Echte Kerzen werden gesetzt. Auch Lametta ist kein Thema mehr. Dennoch ist vieles von anno dazumal bis heute geblieben. Auch das Schenken von Büchern am Heiligabend ist und bleibt Tradition bei den Michels. Aus dem Heringssalat von damals ist Thunfischsalat geworden und der Tannenbaum bleibt auf jeden Fall bis Mariä Lichtmess am 2. Februar 2018 stehen,d em offiziellen Ende der Weihnachtszeit.
Bleibt zu wünschen: Frohes Fest!
Text: Kerstin Thielemeier