„Mein Herz schlägt für das Sauerland.“

Warsteins Bürgermeister Dr. Thomas Schöne

Seit 1975 gehört die Stadt Warstein mit ihren rund 25.000 Einwohnern auf 158,05 Quadratkilometern nicht mehr zum Altkreis Arnsberg im Sauerland, sondern zum damals neu gegründeten Kreis Soest. Fühlen sich die Menschen in Warstein als Sauerländer und wie hat die Stadt sich in den letzten Jahren entwickelt?

Das WOLL-Magazin ist mit diesen und weiteren Fragen zu Bürgermeister Dr. Thomas Schöne ins Rathaus nach Warstein gefahren. Schöne wohnt mit seiner Frau in Belecke, zuvor auch einige Zeit in Menden, Arnsberg und Meschede.

Kur-kölnischer Sauerländer

WOLL: Herr Schöne, fühlen Sie sich als Soester, Sauerländer oder eine Kombination von beiden?
Bürgermeister Schöne:
Mein Herz schlägt für das Sauerland, denn ich bin von Geburt und aus Überzeugung kurkölnischer Sauerländer. Ich empfinde das Sauerland schon als eine Einheit, die es aber politisch nie gegeben hat. Wir sind uns landsmannschaftlich alle sehr ähnlich – im Denken, in der Sprache, in der Liebe zum Schützenfest. Mit Teilen des Südsauerlandes verbindet uns der Karneval. Neben der Warsteiner Brauerei, die so heißt wie die Stadt, haben wir noch viel mehr zu bieten, und das wollen wir zukünftig stärker in den Vordergrund stellen.

WOLL: Wie lange sind Sie hier Bürgermeister und was hat sich in der Stadt Warstein geändert?
Bürgermeister Schöne:
Etwas mehr als siebeneinhalb Jahre bin ich Bürgermeister der Stadt Warstein, und es hat sich seitdem einiges nachhaltig geändert. Das gilt auf jeden Fall für den Ortsteil Warstein. Hier im innerstädtischen Bereich, 500 Meter ums Rathaus herum, sind in den letzten siebeneinhalb Jahren etwa 25 Millionen Euro investiert worden. Das hat zutun mit dem Rathausanbau und vielen privaten Investitionen. Die Verkehrsführung wurde neu gestaltet. Wir haben gerade die Verträge mit Straßen.NRW abgeschlossen, weil wir keine Ortsumgehung bekommen. Daher wird die Durchfahrt durch Warstein weiter unattraktiv gestaltet. LKW sollen um Warstein herumfahren, denn es ist hier einfach sehr eng.

Warstein betreibt eine intensive Quartiersentwicklung. An der Südseite der Stadt steht das neue rot-schwarze Gebäude, unser neues Feuerwehrhaus in Holzbauweise, das im September eröffnet wird. Das alte Feuerwehrhaus wird abgerissen. Dort wird ein integratives und inklusives Wohnquartier entstehen. Das wird ein ganz spannendes Quartier, weil es Natur- und Umweltschutz mit Hochwasserschutz und innerörtlichem Quartiersleben kombiniert. Aber auch in anderen Ortsteilen wurde viel investiert. Ein tolles LEADER-Projekt ist zum Beispiel der Skywalk im Möhnetal, was die Stadt unterstützt. Man kann dort wunderbar spazieren gehen – ein herrlicher Blick mit den drei Landschaftswelten. Das ist sehr beeindruckend, weil dort die norddeutsche Tiefebene endet, das mäandrierende Möhnetal beginnt. Und dahinter ist der Arnsberger Wald.

Demografische Entwicklung

WOLL: Wie steht es um die demografische Entwicklung von Warstein?
Bürgermeister Schöne:
Das ist ein großes Problem in unserer Stadt. Wir werden kleiner und älter, was wir etwa an den Festbesuchen merken. Ich denke nicht nur an Schützenfeste, sondern auch an unsere vielfältige Kultur mit einer ehrlichen Modernität, wie das Kulturfestival „WarsteinLive“. In der Stadt hat sich die Gruppierung „We Love Warstein“ in den letzten Jahren neu erfunden, die ein herrliches Outdoor- Kulturprogramm macht. So wollen wir eine neue innerörtliche Aufenthaltsqualität schaffen. Wir müssen uns darum bemühen, denn wir haben Nachholbedarf. Das sind so verschiedene Häkchen, an denen wir arbeiten und spüren, dass sich das bemerkbar macht. Die Bertelsmann Stiftung hatte 2014/15 vorhergesagt, dass Warstein schon im Jahre 2020 nur noch 20.000 Einwohner haben. Das ist bei weitem nicht so schlimm gekommen, wir haben jetzt etwa 25.000 Einwohner. WOLL: Sehen Sie eine Tendenz, dass Menschen ins Sauerland ziehen, weil sie für ihre Kinder die bessere Schulversorgung oder eine weitgehend intakte Umgebung finden? Bürgermeister Schöne: Wir bemerken, dass der Begriff Heimat eine neue Qualität gewonnen hat und dass es viele Rückkehrer gibt, aus den von Ihnen genannten Gründen. Wir sollten aber nicht so tun, als ob hier heile Welt wäre. Doch wir haben ein enges soziales Netz, das Menschen eher auffängt. Wir haben auch, was Kriminalität angeht, deutlich mehr Sicherheit. Wir werden keine Jungspontis erreichen, die jeden zweiten Abend eine andere Cocktailbar besuchen wollen. Aber um Menschen, die gerne im Grünen sind, um die jungen Familien oder um junge Ehepaare, die eine Familie gründen wollen, müssen wir uns kümmern.

WOLL: Sie sind seit über sieben Jahren Warsteins Bürgermeister. Was motiviert Sie bei der Arbeit?
Bürgermeister Schöne:
Ich mache meine Arbeit mit Herzblut. Alle Projekte, wovon ich nur einige angesprochen habe, sind extrem herausfordernd, extrem spannend und befriedigend in der täglichen Arbeit. Nur so kann man bei den ganzen Herausforderungen, die wir hier in der Stadt haben, die doch viel Nachholbedarf hat, in angemessener Zeit etwas erreichen.

Die größte Herausforderung wird die städtebauliche Weiterentwicklung über alle Ortsteile hinweg sein. Interessant für E-Biker ist, dass wir gerade zwei neue Radrouten als Verbindung zur Stadt Meschede planen, einmal über Hirschberg und einmal am Stimmstamm. Es ist nur ein kleiner Teil von allem, was wir für unsere Einwohner und Gäste machen, um den Namen Warstein im Sauerland weiter positiv zu besetzen. Und das machen wir in der Verwaltung mit einem tollen Team und einer wohlwollenden Politik, die das alles zusammen mit mir gestaltet.