Mehr als nur ein Wanderweg mit Schildern

Foto: Klaus-Peter Kappest

Der Reister Kapellenweg

Der Kapellenweg in Reiste verbindet die Kapellen aus den umliegenden Nachbardörfern und einen spannenden Wanderweg mit vielen kreativen Stationen miteinander. Er lässt sich in Nord- und Südroute aufteilen und erwandern, führt abwechslungsreich auf Feld-, Waldwegen und schmalen Pfaden durch das hügelige Gelände der Region. Der Wanderweg wird nicht nur von auswärtigen Besuchern gut angenommen, wie Martina Nolte, ehemalige Vorsitzende des Kirchenvorstandes und SGV- und Verkehrsvereinsmitglied, im Interview mit dem WOLL-Magazin berichtet.

Bei einer Zusammenkunft von verschiedenen Vereinen in Reiste, unter anderem dem Verkehrsverein, wurde von Friedrich Reinert, Küchenmeister im Landgasthof Reinert, der Vorschlag für einen Kapellenweg gemacht, der direkt auf offene Ohren stieß. Auch Reinhold Weber, erster Vorsitzender von „LEADER – 4 Mitten im Sauerland“, fand die Idee sehr gut. „Nach der Versammlung wurde gesagt, Webers Reinhold habe sein Moped schon an“, erinnert sich Martina Nolte mit einem Lächeln. „Uns war klar, dass sich mit der Unterstützung von LEADER etwas Schönes auf die Beine stellen lässt.“

Der Startschuss

Im Herbst 2017 startete das Projekt mit dem Genehmigungsverfahren, im Sommer 2018 wurde ein Finanzierungsrahmen von insgesamt 33.000 Euro bewilligt. Dabei wurden 35 Prozent von Reiste mit Unterstützung der Gemeinde Eslohe eigenfinanziert (11.550 Euro) und 65 Prozent von LEADER beigesteuert (21.450 Euro). Dann wurden Angebote für Baumaterialien eingeholt und die Pläne der Bezirksregierung vorgelegt. Am 19. Mai 2019 fand die Einweihungsfeier statt, nachdem erst ein gutes halbes Jahr zuvor – im Oktober beziehungsweise November 2018 – die Bauarbeiten begonnen hatten.

Die Südroute

Der Kapellenweg startet an der St. Pankratius-Pfarrkirche in Reiste Richtung Niederreiste. Nach 1,4 Kilometern erreicht man die 14-Nothelfer-Kapelle. Weiter geht es dann zur St. Margaretha- Kapelle in Beisinghausen und nach knapp fünf Kilometern folgt die St. Barbara-Kapelle in Landenbeck. Von diesem Standort aus gibt es zwei alternative Routen: den direkten Weg von Landenbeck nach Herhagen – hier lässt sich die St. Laurentius-Kapelle bestaunen – oder eine Schleife über Sögtrop mit seiner St. Blasius-Kapelle, die früher zum Kirchspiel Reiste gehört hat. Die letzte Station der 11,5 beziehungsweise 14,6 Kilometer langen Südroute ist die St. Bernhard-Kapelle in Nichtinghausen. Der Rückweg nach Reiste lässt sich dann auch mit öffentlichen Verkehrsmitteln zurücklegen.

Die Nordroute

Insgesamt ist die Nordroute 11,1 Kilometer lang. Von Nichtinghausen nach Erflinghausen gelangt man über den geschichtsträchtigen Totenweg, dort steht die St. Lucia-Kapelle. Knapp zwei Kilometer weiter lässt sich die Kapelle Maria Heimsuchung in Büenfeld besichtigen. Die letzte Station der Nordroute ist die St. Agatha-Kapelle in Büemke. Von dort aus zurück Richtung Reiste führt der alte Schulweg der Büemker Kinder, die den Weg zweimal am Tag zurücklegen mussten. Am Ausgangspunkt der Pfarrkirche in Reiste kreuzt übrigens auch der Jakobsweg, der nach Remblinghausen führt, den Kapellenweg.

Foto: Klaus-Peter Kappest
Foto: Klaus-Peter Kappest

Kreativ und erfinderisch

Das Besondere am Kapellenweg sind die individuellen Stationen, die von den Dorfgemeinschaften in Zusammenarbeit mit dem SGV Reiste errichtet wurden. Am bekanntesten dürfte die Riesenbank mit Blick auf Reiste sein, aber der Wetterstein in Niederreiste, Riesenbuntstifte aus Holz bei Herhagen, ein Holzspecht, den man auf dem Totenweg zum Klappern bringen kann, oder eine Schiefer-Glas-Skulptur bei Büemke sind definitiv genauso sehenswert. Einen weiteren Anreiz liefert der Stempelpass, in dem sich die Stempel der Schutzheiligen der jeweiligen Kapelle sammeln lassen. Ist er vollständig ausgefüllt, erhält man bei Abgabe ein kleines Geschenk. „Wenn sich unterwegs so viel entdecken lässt, erinnert man sich hinterher umso besser an den Wanderweg“, so Martina Nolte. „Dabei spielt es keine Rolle, ob es sich um Familien mit Kindern oder Senioren handelt. Den Wanderweg mit insgesamt circa 26 Kilometern Länge und 830 Höhenmetern zu bewältigen, ist eine sportliche Herausforderung.“

Auf der Streuobstwiese mit alten Obstsorten, Wasserstelle und Sitzgelegenheiten in der Nähe der Riesenbank wurde kürzlich ein 30 Meter langer Barfußpfad angelegt, an dem auch die Reister großen Gefallen finden. Das Grundstück hat der Wasserbeschaffungsverband zur Verfügung gestellt, finanziert wurde der Barfußpfad größtenteils von „Heimat-Scheck“ (Förderprogram des Ministeriums für Heimat, Kommunales, Bau und Gleichstellung). In Zukunft sind weitere Aktionen geplant: Eine Imkerin aus Herhagen möchte einen Bienenstock aufstellen und das Forstamt plant spannende Projekte im Rahmen der Umweltbildung für Kinder und Erwachsene, unter anderem in Zusammenarbeit mit einem Falkner.

Ohne das Engagement der Kapellendörfer, die ihre Kapellen liebevoll pflegen, wäre das Projekt nicht so erfolgreich geworden. „Der Reister Kapellenweg ist mehr als ein Wanderweg mit Schildern. Alle Beteiligten tragen dazu bei, dass er so gut angenommen wird. Die Bewohner der Dörfer, die die Kapellen morgens auf- und abends wieder zuschließen, die Unternehmen und Betriebe, die uns bei der Finanzierung unterstützt haben, und die fleißigen Helfer, die dafür sorgen, dass der Kapellenweg auch weiterhin in tollem Zustand bleibt“, fasst Martina Nolte die Erfolgsgeschichte zusammen.

http://www.kapellenweg-reiste.de/kap/startseite