Quelle: privat
Trommeln für den Frieden
Welche Aktualität sein Projekt „Drums for Peace“ bekommen sollte, konnte Matthias „Mattes“ Eckhardt aus Lennestadt-Elspe noch nicht ahnen, als er es vor einigen Jahren ins Leben rief. Dem Drummer geht es aber auch gar nicht um die große Weltpolitik, sondern darum, im Kleinen anzufangen: Menschen zu berühren, etwas in ihnen auszulösen und sie aus ihrer Komfortzone herauszuholen. Und dafür hat er die richtigen Töne gefunden.
Den Beat im Blut
Drummer – das sind doch die, die die meisten Frauen abbekommen, die nichts Vernünftiges gelernt haben, die ständig betrunken sind … Diese Klischees kann Mattes Eckhardt schnell widerlegen; schließlich ist er über die Silberhochzeit längst hinaus, hat fast ein halbes Jahrhundert als Industriemechaniker bei „Mubea“ in Attendorn gearbeitet und verzichtet seit geraumer Zeit nicht nur auf Alkohol, sondern lebt auch weitgehend vegan. Und doch ist das Schlagzeug für ihn viel mehr als nur ein Musikinstrument, es ist fast schon eine Lebenseinstellung.
„Spätestens, als alle Topfdeckel meiner Mutter zerbeult waren, sahen meine Eltern ein, dass es dringend Zeit wurde, nach einer anderen Lösung zu suchen. Unter dem Weihnachtsbaum lag dann meine erste eigene Trommel, dazu gab es handgeschnitzte Sticks von Onkel Rudi. Damals war ich acht, seitdem hat mich das Trommeln nicht mehr losgelassen – offenbar hatte ich schon damals den Beat im Blut“, erinnert sich der heute 64-Jährige.
Die Schulpausen nutzte er, um im Musikraum an den großen Drums zu üben; er spielte im Schulchor, im Tambourcorps und bei Gottesdiensten in der Kirche. Dann ging es auf größere Bühnen: Als Schlagzeuger der Rockbands „Halifax“ und „Schnakemann“, später der Kultband „A45“ und der Party-Band „Hitmix“ war der Lennestädter jedes zweite Wochenende in Sachen Musik unterwegs.
„Mit der Pandemie sind die Auftritte dann plötzlich weggefallen, fast zeitgleich ging ich in Altersteilzeit, und so fügten sich die Dinge plötzlich neu zusammen. Nun hatte ich endlich Zeit, mich neben dem Schlagzeug auch zwei anderen Instrumenten intensiv zu widmen, die mich schon seit längerem beschäftigt hatten: Die japanische Röhrentrommel Taiko und die Handtrommel CaisaPan haben zwar eine Menge mit dem Schlagzeug gemeinsam, spielen aber auf einer ganz anderen Frequenz“, erklärt Matthias Eckhardt seine Faszination. Und so rief er das Projekt „Drums for Peace“ ins Leben, mit dem er inzwischen über die Grenzen Deutschlands hinaus unterwegs ist.
Die Frequenz der Liebe
Die Taiko und die CaisaPan – zwei Instrumente, die im Sauerland nicht gerade gut bekannt sind. Und deswegen bedurfte es auch einiger Umwege, ehe Mattes Eckhardt auf sie aufmerksam wurde: Die 50 Kilogramm schwere Taiko entdeckte er zufällig auf einer Musikmesse in Frankfurt; bei einer Internetrecherche begegnete ihm die CaisaPan aus Edelstahl, die von einer Manufaktur in Witten hergestellt wird.
„So unterschiedlich diese Trommeln auch sind, beiden gelingt es auf ganz besondere Weise, Menschen zu erreichen. Ich habe mittlerweile drei CaisaPans, die auf 528 Hz gestimmt sind – das ist die Frequenz der Liebe. Manchmal setze ich mich mit ihnen einfach auf eine Weide, und sobald ich spiele, kommen sogar Pferde oder Esel zu mir. Offenbar scheinen diese sanften Töne ihre Wirkung sogar bei Tieren nicht zu verfehlen“, verrät der Lennestädter.
Anfangs war es für ihn noch ungewohnt, allein mit seinem Instrument auf der Bühne zu stehen; früher hatte er eher im Hintergrund gesessen, das Schlagzeug war eine Art Schutzwall um ihn herum. Inzwischen genießt er es aber, denn die Energie, die über das Instrument zum Publikum geht, kommt zu ihm zurück. Deswegen tritt Mattes Eckhardt auch nicht auf Feierlichkeiten auf, bei denen die Gäste in der einen Hand ein Bierglas und in der anderen eine Currywurst haben – er möchte, dass seine Musik die Menschen wirklich bewegt.
Im September hat der Lennestädter mit einem großen Orchester in der Balver Höhle gespielt, im November stand er allein mit seiner Taiko vor über 8.000 Menschen bei einem Event in Basel auf der Bühne. Damit ist seine Reise gewiss noch nicht zu Ende, denn er vermittelt genau das, was die Welt gerade braucht: Frieden!