„Haus der kleinen Forscher“ in Freienohl
Sie arbeiten hochkonzentriert und zumeist in Zweierteams. Stecken die Köpfe zusammen, deuten auf Baupläne oder Programmierbausteine. Diskutieren Probleme, untereinander oder mit den anderen Teams. Dann startet die heiße Phase: Der Versuchsaufbau muss sich in der Praxis beweisen. Spannung liegt in der Luft. Dann strahlende Gesichter und Lachen. Oder Stirnrunzeln und Kopfschütteln: Nein, da müssen wir noch mal dran! Die Kinder der vierten Klasse von Anna Reinelt an der Nikolaus-Grundschule am Hauptstandort in Freienohl bauen und programmieren heute Roboter.
Als erste Grundschule im HSK zertifiziert
„Wir wurden 2016 zum ersten Mal als ‚Haus der kleinen Forscher’ ausgezeichnet“, erzählt die Grundschullehrerin. Seit-dem ist die Nikolausschule Freienohl regelmäßig rezertifiziert worden. Dafür muss die Schule nachweisen, dass sie die Kinder regelmäßig in verschiedenen Fächern forschen lässt. Im Sachunterricht können Bienen ebenso erforscht werden, wie der Wald, auf den man vom Forscherraum aus einen herrlichen Ausblick hat. In Sachen Mathematik soll es bald um das Pascal’sche Dreieck gehen, im Fach Deutsch kann man viel zum Thema Kommunikation experimentieren. Heute ist aber erst einmal die Konstruktion eines eigenen kleinen Roboters dran. Die dazu nötigen Baukästen kann die Schule dank ihres Zertifikats bei der ZDI- (Anmerk. d. Red.: = „Zukunft durch Innovation“) Netzwerk Soest ausleihen.
Kinder wachsen mit anderer Technik auf
„Jede Schule hat ja ihren Schwerpunkt; unserer liegt im MINT-Bericht, also auf den Fächern Mathematik, Informatik, Naturwissenschaften und Technik“, so die Lehrerin. Dank moderner Technik wie Schüler-Tablets können die Kinder so auch neue Medien aktiv in ihre Forschung einbauen. „Anders als wir wachsen die Kinder heute mit Smartphones, Laptops und Tablets auf.“ Daher sieht es Anna Reinelt als wichtige Aufgabe der Schulen an, die Kinder auch im Schulalltag im Umgang mit den Geräten zu schulen. Die neuste Anschaffung im Forscherraum ist eine digitale Tafel. Schülerinnen, Schüler und Lehrkräfte können diese mit ihren eigenen Tablets verbinden. „Uns ist wichtig, dass die Kinder selbstständig lernen können.“ Und das kommt bei den Kindern richtig gut an. Egal, ob extrovertiert oder schüchtern, Junge oder Mädchen: Alle sind mit Feuereifer dabei. Anna Reinelt lacht. „Ich glaube, ich könnte jetzt rausgehen und die Kinder würden es nicht mal merken.“
Entdeckerfreude
Das Roboter-Projekt steuert auf seinen Höhepunkt zu. Nachdem die Kinder ihren Roboter mit Hilfe visualisierter Programmierbausteine zum Rollen gebracht haben, beginnt der eigentliche Versuch: Mit wieviel Zugladung schafft es der Roboter noch zu fahren, wann bleibt er stehen? Treffen zwei Maschinen aufeinander, welche schafft es, die andere zu sich zu ziehen? Und wieso funktioniert der Sensor auf einmal nicht mehr? Viel ausprobieren und beobachten, aber auch messen, notieren und auswerten ist hier gefragt. Ein echtes Experiment eben. „Die Kinder lernen auf diese Art, dass sie es selbst in der Hand haben, Probleme zu lösen, Teams zu bilden oder mit anderen zu kooperieren. Dass man nicht so schnell aufgeben soll, dass es immer etwas zu entdecken gibt.“ Integrationskraft Diana Kraft ist von dem Konzept der kleinen Forscher ebenfalls begeistert: „Es ist immer schön, wenn der Unterricht so gestaltet ist, dass die Kinder gar nicht merken, dass es welcher ist.“ Und es funktioniert. Alle arbeiten emsig und konzentriert getreu dem berühmten Satz des Konfuzius: „Sagst du es mir, so vergesse ich es. Zeigst du es mir, so behalte ich es. Lässt du mich es tun, so verstehe ich es.“ So auch Mats und Arne. Die beiden Neunjährigen bilden ein tolles Team, ihr Roboter funktioniert. Ob das jeder lernen kann? „Na klar!“, sagen die Jungs. Beide sind sportlich aktiv, wollen Profisportler werden. Oder Polizist oder Sänger oder Lohnunternehmer. Aber erstmal träumen sie vom nächsten Forscherprojekt, denn bei dem sind sie sich einig: „Einen Hubschrauber bauen, das wäre cool!“