Pastor Ansgar Drees aus Brilon
In Zeiten, in denen das Ansehen der Kirche enormen Schaden erlitten hat, tut es gut, auch von Menschen, speziell von Geistlichen berichten zu können, die segensbringend für ihre Gemeinden im Einsatz sind. Pastor Ansgar Drees aus Brilon ist einer von ihnen.
„Es sind die Begegnungen mit Menschen, die mir Freude machen“, verrät mir Pastor Ansgar Drees (56), und diese Freude merkt man ihm an. „Wenn sie sich mir öffnen, sich mir anvertrauen, mir das Gefühl geben, dass ich Anteil haben darf, dann ist das beglückend für mich. Es bereichert mich, dass ich den Lebensnerv der Menschen begleiten darf.“
Das tut er in der Tat in vielfältigster Art und Weise, quasi von der Wiege bis zur Bahre. „Wenn ich bei Taufgesprächen das Glück der Eltern sehe, wenn sie einfach nur ihr Kind anschauen, dann berührt mich das sehr“, erzählt er mir. „Oder die Kommunionkinder in ihrer Vorfreude auf ihr Sakrament. Aber auch ein Trauergespräch kann voller Hoffnung, liebevoller Erinnerungen und tiefer Dankbarkeit sein.“ Denn die Botschaft lautet: Gott ist bei euch!
Für Pastor Drees war es immer wichtig, die gesamte seelsorgerische Breite abzudecken und für alle Gruppen der Gesellschaft da zu sein. So zählen auch Kindergarten-Gottesdienste, schulseelsorgerische Tätigkeiten, die Arbeit mit Menschen mit Behinderung im Caritasverband, in Seniorenheimen und Beistand für Kranke ebenso zu seinem abwechslungsreichen Tagesprogramm wie Messfeiern, Erstkommunionen oder Trauungen. Dabei ist er aufgrund des Pastoralen Raumes im Pastoralteam unter der Leitung des Propstes für die Stadt Brilon mit allen ihren Dörfern zuständig.
„Ich sehe es als große Chance, direkt vor Ort den seelsorgerischen Auftrag zu haben“, erklärt er mir. „Jede Begegnung ist ein kleiner Baustein, dass das Reich Gottes für die Menschen ein bisschen spürbarer wird. Die großen Fragen werde ich dabei bestimmt nicht lösen, aber das will und kann ich auch gar nicht!“
Ich fang das einfach mal an…
Dass aus ihm überhaupt mal ein Pastor werden würde, hätte er selbst nicht gedacht. Aufgewachsen im überwiegend protestantischen Bielefeld suchten die Eltern ihm eine katholische Schule aus und prägten seine Werte. Es gab auch einen Onkel, der Franziskaner war, und natürlich war Ansgar auch Messdiener. Dann waren da noch diese Vikare, mit denen man sich in der Freizeit traf, lachte und Spaß hatte, und die so einen positiven und zufriedenen Eindruck auf ihn machten.
Die engagierte Religionslehrerin hatte ebenfalls entscheidenden Einfluss auf Ansgar Drees und nicht zuletzt auch der Kirchenorgel-Lehrer. „Wenn er spielte, geschah das mit so viel Gefühl, dass man spürte, dass er es zur Ehre Gottes tat. Man hörte in seinem Orgelspiel förmlich seinen Glauben an Gott heraus.“ Nach einer kleinen Pause fügt er hinzu: „Ich selbst habe damals übrigens auch Orgel gespielt.“ Nebenbei aber auch Fußball, bei der Arminia in Bielefeld.
„Ich fang das einfach mal an“, dachte er sich nach dem Abitur, aber es sollte erst alles noch reifen mit dem Theologiestudium, denn zunächst kam die 15-monatige Bundeswehrzeit, bevor es in Paderborn, im Leokonvikt losging.
„Man muss menschlich in der Lage sein, den Beruf auszuüben“, erläutert er mir. Da man das selbst für sich nicht abschließend beurteilen kann, bat er befreundete Menschen, deren Urteil er vertraute, vor und während des Studiums um ihre ehrliche Meinung. Sie hielten ihn für geeignet!
Trotzdem gönnte er sich nach dem Vordiplom eine Auszeit und absolvierte ein freiwilliges soziales Jahr in einem Altenheim. Mit Schichtdienst, Wochenendarbeit und unendlich vielen Eindrücken. In dieser Zeit durfte er bei Priestern wohnen und deren Alltag kennenlernen, worüber er sehr dankbar war.
Ein Auslandsjahr im kulturell faszinierenden Wien war ebenfalls Bestandteil seines Studiums. Nach dem Diplom entschied er sich, ein Jahr nach Italien in die Nähe von Florenz zu gehen. Er verbrachte dort ein geistliches Jahr in einer Gemeinschaft aus Priestern und Theologiestudenten, in dem neben Gebet und Austausch ein altes Franziskanerkloster durchrenoviert wurde. Auch diese Zeit hat ihn geprägt und birgt schöne Erinnerungen.
… und wenn der Bischof mich jetzt noch haben will…
Nun war Ansgar Drees bestärkt darin, seinen eingeschlagenen Weg weiter zu gehen: „Und wenn der Bischof mich jetzt noch haben will, dann komme ich und gehe zuversichtlich meinen Weg!“ So ging er ins Priesterseminar, versprach unter anderem ein Leben in Bescheidenheit und Ehelosigkeit, als er zum Diakon geweiht wurde. 1994 war dann im Paderborner Dom die feierliche Priesterweihe. „Das war ein ganz besonderer Moment für mich,“ erinnert er sich dankbar. „Insgesamt 18 junge Priester wurden geweiht und ich war einer von ihnen.“
Jetzt steht er selbst schon seit vielen Jahren vorne am Altar und versucht seinen „Schäfchen“ Impulse zu geben und ihnen die Botschaft Gottes zu konkretisieren und näher zu bringen. Er tut es noch immer mit ganzem Herzen und der gleichen Überzeugung und Hingabe wie zu Beginn. Das kommt bei den Menschen gut an. Als ihn seine Mutter hier besuchte, stellte sie das gleich fest. „Junge“, sagte sie zu ihm, „die Herzlichkeit, mit der die Menschen dir hier begegnen, zeigt mir, wie gut du hier gelitten bist.“
So fühlt er sich selbst sehr wohl im Sauerland, hat längst Gefallen an den zunächst ungewohnten Schützenfesten gefunden, genießt die Natur und steckt bei seinen Spaziergängen am Borberg gern ein Kerzchen für die Menschen im Tal vor der Mutter Gottes an.