“Man hört nieauf zu lernen”

Julian Franke (24) absolvierte Ausbildung zum Finanzwirt 

Julian Franke, 24, hat beim Finanzamt Soest eine Ausbildung zum Finanzwirt gemacht. Er besuchte das Hubertus-Schwartz-Berufskolleg und wurde dort über eine Jobbörse und einen Vortrag auf den Beruf aufmerksam. Die duale Ausbildung umfasst sowohl einen praktischen Teil als auch drei Blocklehrgänge an der Landesfinanzschule Wuppertal.  

„An der Schule konnte ich den Stoff gut verinnerlichen und auch mit anderen zusammen lernen“, erzählt Julian Franke. Am praktischen Teil gefiel ihm, dass er Zuhause wohnen konnte und auch Zeit für Freunde und Hobbys hatte. Ein besonderer Vorteil, den die theoretische Ausbildung zum Finanzwirt bietet, ist, dass junge Menschen an der Landesfinanzschule sehr gut aufgefangen werden. Sie bekommen vor Ort eine Unterkunft gestellt und können gegen ein geringes Entgelt dreimal täglich in der Kantine essen. So entfallen lange Fahrten zum Unterricht und die Azubis können sich ganz aufs Lernen konzentrieren. Das ist auch gut so, denn die Ausbildung ist wirklich anspruchsvoll. „Wir hatten immer bis mittags Unterricht“, erinnert sich der Finanzwirt. „Aber die Dozenten waren bis 16 Uhr ansprechbar und nahmen sich viel Zeit für uns Schüler.“ Das Leben unter Gleichgesinnten bringt weitere Vorteile wie Lerngruppen und Freundschaften mit sich. 

Sicherheit als Reiz des Berufes 

Vom ersten Tag an wird die Ausbildung gut bezahlt. Dennoch sieht Julian Franke den Reiz des Berufes vor allem in seiner Sicherheit. Ausbilderin Lena Ringe, Finanzwirtin und Betreuerin des hiesigen Lehrbezirks, bestätigt: „Der Job ist krisensicher. Außerdem ist er abwechslungsreich und erlaubt eine gute Work-Life-Balance.“ Die größte Herausforderung für die jungen Menschen ist es, wenn sie aus Wuppertal kommen und zum ersten Mal einen Fuß in die Berufspraxis setzen. Daher werden die Azubis zusätzlich in lokalen Ausbildungsgemeinschaften geschult. 

Eine gute Note in Mathe spielt laut den beiden Finanzwirten eine geringere Rolle. „Also mein Lieblingsfach war Mathe nie“, sagt Frau Ringe und lacht. „Da reichen die Grundlagen.“ Ansonsten sollte man teamfähig und zuverlässig sein und eine hohe Lern- und Leistungsbereitschaft mitbringen. „Man betritt ja wissenstechnisch im Grunde komplettes Neuland.“ Und Julian Franke ergänzt: „Wichtig sind auch gute Deutschkenntnisse, um die Gesetzestexte zu verstehen, die ja oft sehr kompliziert und verklausuliert sind.“ Auch Organisationstalent und Selbstdisziplin gehören zu den Eigenschaften, die man für die Ausbildung mitbringen solle. Da Steuerrecht nicht immer nur schwarz und weiß ist, gehört auch eine gewisse Entscheidungsfreudigkeit mit zum Beruf.   

Immer dieselben Formulare ausfüllen und nachprüfen – so manch einer stellt sich die Arbeit eines Finanzwirtes langweilig und dröge vor. Julian Franke widerspricht dem vehement: „Das ist eine interessante, abwechslungsreiche Tätigkeit mit viel Teamwork und Kontakt zu den Bürgern! Es geht ja um Lebenssachverhalte, die hinter den Zahlen stecken. Und die sind immer anders.“ 

Am meisten hatte der gebürtige Werler während der Ausbildung mit dem Öffentlichen Recht zu kämpfen. Dafür galt es viele Definitionen zu lernen und abstrakte Fälle zu lösen. Ihm lag die praktische Anwendung seiner Kenntnisse in Bezug auf Einkommenssteuern und Bilanzen mehr. „Ich mag es, einen Fall rechtlich und rechnerisch zu lösen.“ 

Da sich die Steuergesetze ständig ändern, gehören jährliche Fortbildung zum Pflichtprogramm eines jeden Finanzwirtes. Zum Glück fällt Julian Franke das Lernen leicht. Er hat nach erfolgreicher Ausbildung noch ein Studium für die Laufbahngruppe 2.1 (ehemals gehobener Dienst) absolviert. „So habe ich einfach eine noch eine größere Vielfalt, was ich machen kann.“ 

Die duale Ausbildung zum/r Finanzwirt/in dauert zwei Jahre. Voraussetzung dafür ist ein mittlerer Bildungsabschluss (Fachoberschulreife oder ein vergleichbarer Abschluss). Während der theoretischen Ausbildung werden die Schüler auf dem Campus der Landesfinanzschule NRW (LFSch NRW) in Wuppertal untergebracht. Die berufspraktische Ausbildungszeit von insgesamt 16 Monaten findet in einem Finanzamt statt. Die Tätigkeit eines/r Finanzwirt/in umfasst die Bearbeitung von Steuererklärungen, Einsatz in der Zahlungsabwicklung oder im Bereich der Erbschaft- und Schenkungsteuerbearbeitung sowie die Arbeit als Revisor/in in den Spielcasinos des Landes Nordrhein-Westfalen. Mit einiger Berufserfahrung kann man sich zudem in den Außendienst der Lohnsteuerprüfung oder den Innendienst der Steuerfahndung versetzen lassen.