Malen mit Parkinson

Dr. Maren Neumann-Aukthun findet in ihrer Kunst neue Kraft

Text: Anne von Heydebrand

Fotos: Tom Linke

Vor 15 Jahren nahm das Leben von Dr. Maren Neumann-Aukthun eine unerwartete Wendung. Die Diagnose „Parkinson“ warf die Veterinär-Medizinerin vollkommen aus der Bahn. Zunächst ignorierte sie die Krankheit und sie hatte Angst, wie das Leben für sie weitergehen wird. Durch die Kunst fand sie neuen Lebensmut. Heute sagt sie, dass die Erkrankung einen Kanal öffnen kann: „Man muss nur mal reinhören, wie man sein Leben neu ausfüllen kann.“

Dr. Maren Neumann-Aukthun aus Ense hat in der Malerei eine neue Erfüllung gefunden, dabei hatte sie vor ihrer Parkinson-Erkrankung mit Kunst rein gar nichts zu tun. Im Gegenteil, in der Schule konnte sie sich nicht für Kunst begeistern und sie vertrat die Einstellung: „Kann ich nicht, mache ich nicht!“ Sie fand ihre Berufung in der Tiermedizin und ihre Lehrreisen füllten sie aus. Doch mit der Diagnose „Parkinson“ änderte sich vor 15 Jahren für Dr. Maren Neumann-Aukthun alles. „Damals war ich beim medizinischen Walken und ich merkte, dass ich meine rechte Seite nicht mehr flüssig bewegen konnte“, erzählt sie. Es folgten Untersuchungen beim Orthopäden und schließlich beim Neurologen. „Ich hatte Glück. Der Neurologe hat die Diagnose sehr schnell gestellt. Viele Betroffene wissen oft eine lange Zeit nicht, was überhaupt mit ihnen los ist.“ 

Mein Leben ist trotzdem noch lebenswert!“

Für Dr. Maren Neumann-Aukthun folgt eine schwere Zeit. Sie weiß nicht, wie sie mit der Erkrankung umgehen soll und ignoriert sie zunächst. Freunde weiht sie nicht ein – ein Fehler, den viele Betroffene machen, wie sie selbst nur allzu gut weiß. „Die Leute um einen herum merken ja irgendwann, dass etwas nicht stimmt und dann darf man sich nicht verstecken. Man muss den Mut finden, offen mit der Erkrankung umzugehen“, erklärt die Tierärztin, aber sie weiß, dass dies ein schwieriger Schritt ist. „Aussprechen, dass man krank ist, fällt unglaublich schwer. Aber es hilft wirklich und es ergeben sich viele andere Wege – hin zu einem anderen Leben. Und mein Leben ist ja trotzdem noch lebenswert!“

Nun will sie anderen Betroffenen Mut machen und ist dabei ein Vorbild. Sie geht offensiv mit ihrer Krankheit um, auch wenn es Phasen gibt, in denen sie die Symptome der chronischen Krankheit besonders spürt und sie ihre Ruhe benötigt. „Auch deswegen ist es wichtig, dass man mit seinem Umfeld spricht und erklärt, dass man sich verändert. Man muss sich auch mal zurückziehen, aber man steht ja trotzdem noch im Leben“, erklärt die Tierärztin, die auch in Selbsthilfegruppen einen starken Rückhalt gefunden hat.

„Wie viel Erde braucht ein Mensch?“

Aktuell sind in Deutschland rund 300.000 Patienten von der Parkinsonerkrankung betroffen. Die chronische Erkrankung ist trotz intensiver Forschung noch nicht heilbar und die Symptome verlaufen steigend. Das typische Zittern, aber auch das Versteifen der Muskeln und die damit verbundenen Bewegungsstörungen haben Auswirkungen auf das tägliche Leben der Patienten. Arbeit, Sport und Hobbys sind teilweise nur noch eingeschränkt oder gar nicht mehr möglich. Auch Dr. Maren Neumann-Aukthun muss mit diesen Einschränkungen leben, doch die Enserin empfindet ihrem Schicksal gegenüber weder Wut noch Groll. „Ich habe in meinem Leben so viel Gutes erleben dürfen. Mit meinem Beruf war ich viel im Ausland unterwegs. Ich war in Australien und in China. Ich konnte Wissen dahin bringen, wo vorher noch keins war. Was nun daraus wächst, dafür bin ich nicht mehr der Gärtner“, erklärt Neumann-Aukthun.

Diese demütige Dankbarkeit gegenüber dem Leben und die Frage, was wirklich wichtig ist, verarbeitet die Künstlerin nun in einem neuen Projekt mit dem Titel „Wie viel Erde braucht ein Mensch?“ Diese Frage beantworten Freunde und Familienmitglieder, aber auch Zufallsbekanntschaften, die sie auf ihren Reisen trifft. Eine davon war die 102-jährige Liz, die sie in England kennengelernt hat und die sie mit ihrer Zufriedenheit nachhaltig beeindruckt hat. 

Auch Dr. Maren Neumann-Aukthun, deren Bilder sogar schon in den USA ausgestellt wurden, strahlt diese Zufriedenheit aus und sie möchte das zurückgeben, was sie selbst an Erfahrungen gesammelt hat. Besonders caritative Initiativen liegen ihr am Herzen.

Die Veterinär-Medizinerin hat sich von ihrer Erkrankung nicht einnehmen lassen. Sie hat einen Weg gefunden, wie sie mit der Diagnose „Parkinson“ umgehen kann und dabei ein ganz neues Leben für sich entdeckt.

Malen mit Parkinson Dr. Maren Neumann-Aukthun findet in ihrer Kunst neue Kraft
Malen mit Parkinson Dr. Maren Neumann-Aukthun findet in ihrer Kunst neue Kraft