Mahnmal Kloster Himmelpforten

Als die Wassermassen ein halbes Jahrtausend Klostergeschichte mit sich rissen 

Wo über 550 Jahre lang Nonnen des Zisterzienserordens ein Leben des Gebets, der Lesung und der Arbeit führten, erinnern heute nur noch ein paar Mauerreste an die Existenz des Klosters Himmelpforten (Monasterium Porta Coeli). Es wurde 1246 gegründet und soll zunächst am Berghang erbaut worden sein, bevor es unmittelbar an das malerische Ufer der Möhne verlegt wurde. Zur Finanzierung schrieb Erzbischof Konrad 1249 einen Ablass aus. 

Das Kloster verfügte zunächst nur über eine hölzerne Kapelle, die in den 1270er-Jahren durch einen Steinbau ersetzt wurde, der 1284 fertiggestellt werden konnte. Die vierflügelige Klosteranlage gruppierte sich um einen Kreuzgang. Im Laufe der Jahre wuchs das Eigentum des Klosters durch zahlreiche Schenkungen und Zuwendungen, unter anderem auch durch die Grafen von Arnsberg, die zu den Förderern des Klosters zählten. Zeitweise gehörten 55 eigene Höfe am Hellweg zum Kloster, meist zwischen Werl und Soest gelegen. Alle bekannten Nonnen des Zisterzienserklosters entstammten Ministerial- oder Lehnsträgerfamilien. 

Kriege störten das beschauliche Klosterleben 

Das Klosterleben wurde immer wieder von Kriegen beeinträchtigt. Im Truchsessischen Krieg (1583 – 1589) zwischen kurkölnischen und bayerischen Truppen und im Dreißigjährige Krieg (1618 – 1638) waren die Zerstörungen enorm. 1633 wurde das Kloster zunächst geplündert und in Brand gesteckt. Alle Klostergebäude und große Teile der Kirche fielen den Flammen zum Opfer. Erst 1656 wurden die Notbauten fertiggestellt. Bis die neue Kirche eingeweiht werden konnte, dauerte es gar bis 1725. Im Siebenjährige Krieg (1756 – 1763) wiederholte sich das Schauspiel. 

Die Folgen der Französischen Revolution besiegelten das Ende der Klostergeschichte. 1804 wurde Kloster Himmelpforten im Rahmen der Säkularisation vom Staat übernommen, zunächst verpachtet und dann verkauft. Die Klosterkirche stand nach der Aufhebung des Klosters lange Jahre leer und wurde 1840 schließlich zur Pfarrkirche von Niederense. 

Flutwelle macht Kloster dem Erdboden gleich 

In der Nacht vom 16. auf den 17. Mai 1943 flog die britische Royal Air Force einen lange geplanten Angriff auf die Möhnetalsperre in Günne. Für die Operation „Chastise“ („Züchtigung“), wie die Briten den Angriff nannten, wurde eigens eine Rollbombe entwickelt, die über das Wasser und somit auch über die Torpedonetze hüpfen konnte, die die Sperrmauer schützen sollten. Weil die Operation viel fliegerisches Fingerspitzengefühl erforderte, wurden zahlreiche Flugzeuge eingesetzt. 

Tatsächlich gelang es einem der Piloten eine Rollbombe exakt so abzuwerfen, dass sie ihr Ziel traf. Die Bombe riss ein riesiges Loch in die massive Mauer und löste somit eine verheerende Flutwelle aus, die sich ihren Weg unaufhaltsam durch das romantische Möhnetal bahnte. Die von den Wassermassen mitgerissenen Baumstämme des Sägewerks und Trümmerteile der niedergerissenen Bauwerke verstärkten die zerstörerische Wirkung. Das Kloster wurde dem Erdboden gleich gemacht. 

Das heute leicht verklärt als Möhnekatastrophe bezeichnete Ereignis, das vielmehr ein Anschlag als ein unabwendbares, schicksalhaftes Unglück war, kostete über 1.500 Menschen das Leben. Unter ihnen auch Pastor Josef Berkenkopf (1880 – 1943), an den ein Gedenkstein auf dem Gelände des ehemaligen Klosters erinnert. 

Mahnmal erinnert an die Opfer der Möhnekatastrophe 

Bis auf einige Mauerreste und ein paar wenige Kunstschätze ist nichts geblieben von Himmelpforten. Eine kleine Ummauerung zeichnet den Grundriss der alten Klosterkirche. Wo einst der Hochaltar stand, ragt heute ein großes Eisenkreuz empor. Die Möhneseer Künstler Michael und Christof Winkelmann haben davor einen Altar aus Grünsandstein errichtet. Einmal jährlich wird hier mit einer Messe an die Opfer gedacht. Das Gelände dient heute als begehbares Mahnmal, das die Erinnerung aufrechterhalten soll. 

Die Niederenser bauten ihre Pfarrkirche bis Ostern 1949 in der Dorfmitte wieder auf. Fragmente und Skulpturen, die das Wasser nicht mit sich gerissen hat, wurden in St. Bernhard integriert. So besteht der ebenfalls von den Gebrüdern Winkelmann gestaltete Altar aus Steinen der Klosterkirche. Die „Mutter Gottes mit dem Gekreuzigten“ ist eins der wenigen sakralen Kunstwerke, das erhalten blieb und in der neuen Kirche eine neue Heimat fand. Weitere Überreste sind im Heimatmuseum von Niederense zu besichtigen. 

Heute ist das Mahnmal Kloster Himmelpforten ein beliebtes Ausflugsziel. Gleich nebenan befindet sich der Wanderparkplatz Himmelpforten, von dem aus man zu einigen Rundwegen durch den Naturpark Arnsberger Wald und entlang der Möhne starten kann.