Lurchi kämpft auch im Sauerland ums Überleben

Heimtückischer Pilz droht, die Feuersalamander auszurotten

Viele Menschen verbinden beim Gedanken an den Salamander, oder auch Feuersalamander, Erinnerungen an ihre Kindheit. Salamander-Schuhgeschäfte verteilten an ihre jungen Kunden die vielen noch bekannten „Lurchi-Hefte“. Das schwarz-gelbe Kriechtier besaß beinahe Kult-Charakter. Hier im Sauerland ist es dann auch nicht schwierig, an vielen nass-feuchten Stellen in freier Natur Salamander zu entdecken. Sie gehören zum Naturbild. Noch.

Die Salamander-Kulturen sind bedroht. In den Niederlanden und Belgien hat ein Pilz die Bestände fast vollständig heruntergefahren. Seit einiger Zeit reduzieren sich die Zahlen im Ruhrgebiet und neuerdings kämpfen die possierlichen Traditionstiere auch im Sauerland vermutlich ohne jede Chance ums Überleben. Ein heimtückischer Pilz, der bisher schon ganze Heerscharen an Salamander in Europa getötet hat, beginnt auch im Sauerland, diese Art auszurotten.

Die Pilzkrankheit und die von ihr ausgehende Lebensgefahr für die Salamander hat auch schon die Bezirksregierung auf den Plan gerufen – sie hat davon berichtet, dass tote Tiere gefunden worden sind und die Pilzkrankheit sich schnell zu verbreiten drohe. Wissenschaftler haben herausgefunden, dass die Pilze von Übersee stammen und von Amphibien, die nach Europa verkauft wurden, hier eingeschleppt worden sind. Offensichtlich wird der internationale Tierhandel nicht intensiv genug kontrolliert.

Herbert Bartetzko, Kreisvorsitzender des BUND, und sein Mitstreiter Klaus Korn beschäftigen sich schon länger mit den kriechenden Sympathie-Trägern und deren Pilz-Schicksal. „Die Lebensräume der Amphibien werden von der immer größer werdenden Zahl von Mountain-Bikern durchfahren. Auch besteht die Gefahr, dass der Pilz von Wanderern an deren Schuhen weitergetragen und dann auf die Feuersalamander übertragen wird“, nennt Herbert Bartetzko zwei Gründe für die Verbreitung des Pilzes, der sich in die Haut der Amphibien einfrisst und zum Tode führt.

Der BUND-Kreisvorsitzende sagt, dass es im Moment im Sauerland noch viele Salamander gebe, die sich in der Umgebung von Bächen und Nassecken wohlfühlten. Die Bodenfeuchte sei natürlicher Lebensraum und zum Glück noch häufig vorhanden. Die beiden Naturwächter machen allerdings darauf aufmerksam, dass die Verbreitung des Pilzes durch Reifen und Schuhe schnell voranschreite. „Wir verlieren ein Stück Heimat, wenn auch diese Tiere hier verschwinden“, mahnen sie.

Der Salamander hat kaum natürliche Feinde. Die Larven werden lebend geboren, sie können in Freiheit 17 Jahre und älter werden. In Zoos haben Salamander schon ein Alter von etwa 50 Jahren erreicht. Dass es aber höchste Zeit wird, den Bestand für die Zukunft zu sichern, zeigt die Universität Trier, bei der bereits eine Erhaltungszucht aufgebaut wurde, um diese Amphibien über eine mögliche Ausrottung in der Natur hinaus zu erhalten.

Noch gibt es in der Natur lebende Bestände im Sauerland, wie zum Beispiel in der Selbecke, einem Tal am Rande von Liesen. Jagdaufseher Kurt Harbecke kennt die Stellen, an denen die Bestände ein geeignetes Umfeld vorfinden. Der dortige Bach liefert den Salamandern genug Bodenfeuchte, um zu überleben, bis der Pilz auch bis hierher vorgedrungen sein wird, die Haut der Tiere zerfrisst und das Massensterben hier seine unheilvolle Fortführung findet. Der Salamander wird dem schutzlos ausgeliefert sein. „Die letzten halbwegs naturnahen Flächen sind die Wälder. Als Extremforderung sollte es bei noch gesunden Populationen ein absolutes Betretungsverbot der Umgebung geben, um sie in der Natur zu erhalten“, fordert Herbert Bartetzko.

Eine Gefahr sieht Herbert Bartetzko auch bei den vielen Planungen von Windrädern, die die Natur zerstückeln. „Hier wird immer nur nach oben geschaut. Welche Feuchtgebiete bei Errichtung und Bau neuer Zuwegungen auf der Strecke bleiben, spielt eher keine Rolle. Hier wird Lebensraum zerstört. Jede Maßnahme muss genau bedacht werden. Die letzten großen Flächen mit intakter Natur sind in Nordrhein-Westfalen das Sauerland und die Eifel.“ Die Natur habe keinen Anwalt. Umso mehr sei es erforderlich, sich bei Planungen den so genannten Sachzwängen zu widersetzen, um nicht Entwicklungen zuzulassen, die den Tieren den natürlichen Lebensraum nehmen.

Wissenschaftler schlagen Alarm: Selbst wo die Natur noch halbwegs im Einklang ist, geht der Feuersalamander zurück. Jede dritte der knapp 85.000 Amphibienarten ist „stark bedroht“ oder sogar „bereits ausgestorben“, berichtete der Deutschlandfunk am 18. April. Wer die Arbeit des BUND im Sauerland unterstützen möchte, kann gerne spenden:

Empfänger: BUND NRW e.V.
IBAN: DE 26 3702 0500 0008 2047 00
Bank für Gemeinwirtschaft Köln
Verwendungszweck:  BUND HSK