Logopädie – Schlucktherapie

Quelle: Fachkrankenhaus Kloster Grafschaft

Fachkrankenhaus Kloster Grafschaft

Der Mensch schluckt bis zu 2.000 Mal am Tag. Ein Vorgang, der ganz selbstverständlich scheint und den wir – abgesehen vom Essen und Trinken – eher unbewusst ausführen.

Wenn etwas in die falsche Röhre kommt …

Jeder kennt es und hat es schon einmal erlebt. Es genügt oft ein hastiger Moment, damit man sich verschluckt und zu husten beginnt. Vielen ist es unangenehm, wenn dies in der Öffentlichkeit geschieht, zum Beispiel im Restaurant oder Café. Trotzdem ist der Versuch, den Husten zu unterdrücken, ein Fehler, da dieser ein Schutzmechanismus unseres Körpers ist. Verschlucken wir uns, gelangt etwas, statt in die Speiseröhre, in die Luftröhre. Der Schutzreflex Husten befördert im Normalfall alles, was in die falsche Röhre gekommen ist, wieder hinaus. Auch dieser Vorgang läuft in der Regel unbewusst und automatisch ab, ohne dass wir darüber nachdenken. Doch was passiert, wenn dieser gesamte Ablauf oder Teile davon gestört sind? Für Menschen, die an einer Schluckstörung leiden, kann das Schlucken zu einer Qual werden: Wenn Speichel oder Nahrung nicht richtig vom Mundraum in die Speiseröhre und weiter in den Magen transportiert werden, kann dies unangenehme Folgen haben. In den seltenen Fällen tritt dadurch eine akute Notsituation auf. Häufiger führt die Schluckstörung im Verlauf zu einer Lungenentzündung (Aspirationspneumonie).

Schluckstörungen, in der Fachsprache als Dysphagie bezeichnet, sind weiter verbreitet, als viele wissen: Sieben Prozent der Bevölkerung Deutschlands leiden an einer Schluckstörung. In der Gruppe der über 55-Jährigen liegt der Anteil sogar bei gut 20 Prozent. Eine Dysphagie kann sich beispielsweise infolge eines Schlaganfalls, eines Unfalls, einer Operation entwickeln oder mit neurologischen Grunderkrankungen und Tumoren einhergehen. Sie kann aber auch als Alterserscheinung auftreten, wenn die Muskulatur im Mundraum, am Kehlkopf und in der Speiseröhre abbaut und an Elastizität einbüßt.

Altersbedingte Schluckstörung

Auf die altersbedingte Schluckstörung (Presbyphagie) hat sich das Team um Chefarzt und Geriater Dr. Michael Kopp spezialisiert. In enger Zusammenarbeit mit Logopädinnen werden alle Patienten der geriatrischen Station im Fachkrankenhaus Kloster Grafschaft in Bezug auf ihr Schluckverhalten untersucht. „Viele unserer Patienten haben Schwierigkeiten beim Schlucken und auch bei der Atmung. Das Erkennen einer Schluckstörung ist essenziell, um schnell und effizient ärztliche und therapeutische Maßnahmen einleiten zu können. „Wir können im Vorfeld viele Komplikationen vermeiden, wenn wir gezielt mit Logopädie, Physiotherapie und Ergotherapie gegensteuern”, sagt Dr. Kopp.

Die Station für Geriatrie verfolgt bei der Aufnahme von Patienten einen interdisziplinären und ganzheitlichen Ansatz, um die Lebensqualität eines Menschen zu gewährleisten: Ziel ist es, die medizinischen, psychosozialen und funktionellen Probleme sowie Ressourcen des älteren Menschen zu erfassen und einen umfassenden Behandlungs- und Betreuungsplan zu entwickeln. Innerhalb der ersten 24 Stunden nach Aufnahme eines Patienten wird auch erfasst, ob eine Schluckstörung vorliegt.

Teufelskreis

Quelle: Fachkrankenhaus Kloster Grafschaft

Oft beginnt mit einer Schluckstörung ein Teufelskreis: Wenn nämlich durch die Störung weniger Nahrung aufgenommen wird, es dadurch zu einer Mangelernährung kommt und so wiederum die Muskeln noch mehr geschwächt werden. Eine gefürchtete Konsequenz im Rahmen dieses Prozesses ist die Lungenentzündung infolge einer Aspiration. Dringen Nahrung oder Speichel in den Bereich unter dem schützenden Kehldeckel ein, ohne dass der Husten ausgelöst wird, spricht man von einer stillen Aspiration. Die Gefahr einer Lungenentzündung ist hierbei noch größer, da der Schutzreflex nicht einsetzt. Basis für eine effektive Therapie der Störung des Schluckaktes bildet die qualifizierte Diagnostik durch die logopädische beziehungsweise schlucktherapeutische Untersuchung. Entsteht bei der klinischen Diagnostik der Verdacht auf eine Schluckstörung, gibt es im Fachkrankenhaus Kloster Grafschaft die Möglichkeit zur Durchführung einer flexiblen endoskopischen Evaluation des Schluckaktes (FEES). Diese Untersuchung ermöglicht eine genaue Analyse des Schluckaktes und vorliegender Störungen und somit auch eine gezielte, individuelle Therapie. Im Mittelpunkt steht dabei, eine Aspiration mit daraus resultierenden Folgen zu vermeiden, dem Patienten die Nahrungsaufnahme zu erleichtern und dadurch Lebensqualität zu sichern. Durch die enge Zusammenarbeit im Rahmen der geriatrischen Komplexbehandlung ist das Pflegepersonal auf der geriatrischen Station in Grafschaft ebenfalls sensibilisiert, sodass Maßnahmen zur Senkung des Risikos einer Aspiration fest in den Stationsalltag und den Behandlungsablauf integriert sind.

Angehörigen von Patienten werden bei Bedarf ebenfalls Gespräche zur Beratung und Schulung angeboten. Aufbauend auf der vielfältigen und kollegialen Teamarbeit von Ärzten, Pflegepersonal, Logopädie, Ergotherapie, Physiotherapie, Psychologie und Sozialdienst bis hin zu den Hauswirtschaftskräften trägt das Fachkrankenhaus Kloster Grafschaft somit zur Reduktion von Aspirationspneumonien bei.