Das Briloner Mehrgenerationenhaus ist ein beliebter Hafen für Jung und Alt
Ein Leuchtturm ist normalerweise von weitem gut zu sehen, wie könnte er sonst auch Orientierung schaffen und Menschen die richtige Richtung zeigen. Beim Briloner Familienzentrum „Leuchtturm e.V.“ ist das anders. Das schmucke Mehrgenerationenhaus versteckt sich geradezu am Rande des Kreishausparks, ein großer Garten mit ausgedehntem Spielplatz umgibt das historische Fachwerkhaus. Wenig deutet darauf hin, dass sich hier seit 16 Jahren ein beliebter Treffpunkt entwickelt hat. Eine Tagesstätte für Jung und Alt.
„Genau so soll es sein“, sagt Michaela Kuse, Erste Vorsitzende des Trägervereins „Leuchtturm“ und Gründungsmitglied, „häuslich und familiär. Wir wollen bewusst keine herkömmliche KiTa mit sterilen weißen Wänden sein.“ Dem alten Gemäuer fällt es nicht schwer, eine heimische Atmosphäre auszuströmen. Allerdings stand dafür viel Arbeit an, als der Verein 2005 das ehemalige Wohnhaus von der Stadt angemietet hat. Langer Leerstand hatte deutliche Spuren hinterlassen. „Schon damals wäre es ohne viele ehrenamtliche Helfer nicht gegangen,“ sagt Michaela Kuse, „und so ist es bis heute geblieben!“
Am Anfang stand geballte Frauenpower
Der Impuls für das Mehrgenerationen-Projekt „Leuchtturm“ kam, wie so häufig, von außen. Sieben Frauen haben sich an einem Abend im Jahr 2004 zusammengesetzt, „um in Brilon endlich anzukommen“ – so beschreibt es die Erste Vorsitzende heute. Einige der Frauen waren nämlich mit ihren Familien neu zugezogen und fanden nur schwer Anschluss in der alteingesessenen Hansestadt. Zunächst bot der frisch gegründete Verein „Leuchtturm“ nachmittags Hausaufgabenhilfe im Briloner Jugendzentrum „Alfred-Delp-Haus“ an. Schnell wurde klar, dass der Bedarf riesig war, und so wagte der Verein schon ein Jahr später den Schritt, in ein eigenes Haus umzuziehen. „Ohne Hilfe aus dem Rathaus wäre das nicht gelungen,“ ist Michaela Klus noch heute dankbar, „und dieses sehr gute Verhältnis zur Stadt ist bis heute geblieben!“
Haus soll Hilfe und Orientierung bieten
Der Verein „Familienzentrum Leuchtturm“ ist in freier Trägerschaft, politisch und religiös ungebunden. Allen soll hier Hilfe gewährt und Orientierung gegeben werden, wie ein Leuchtturm eben. Da kullern bei einigen Kindern allerdings oftmals am Anfang bittere Tränen: Da ist nix mit Strand und Meer, und die Eltern müssen erstmal erklären, warum es auch mitten im Sauerland einen Leuchtturm geben kann.
Von der U3-Betreuung bis zum Sonntags-Frühstück
Schwerpunkt der Vereinsarbeit ist die Betreuung von Kleinst- und Kindergarten-kindern und meistens ab Mittag die Hausaufgabenhilfe für Schüler bis 14 Jahren. Neben sieben Festangestellten bringen sich hier die vielen ehrenamtlichen Helfer ein – meist junggebliebene Rentner und Pensionäre, von ehemaligen Lehrern über einen Gärtner bis zu einer Zahnärztin. Mittlerweile gibt es zusätzlich ein Frauencafé, Sonntagsfrühstück, Erzählabende bis hin zu Entspannungskursen. Und mehr. „Wir sind für jeden jederzeit offen“; macht Constanze Becher, Zweite Vorsitzende des Vereins die Arme ganz breit, „wer bei uns anklingelt, wird hereingebeten und wir sprechen miteinander. Das hilft oft schon, oder wir finden gemeinsam Lösungen.“
Anbau im Herbst geplant
Das Konzept des Vereins kommt gut an. Eltern können die Betreuungszeiten für die Kinder flexibel wählen, so wie sie es einrichten können. Das Angebot für die Senioren wächst. Die alte Villa platzt aus allen Nähten, deshalb soll demnächst ein passender Anbau folgen, finanziert aus Fördertöpfen. Vielleicht bleibt dann ja auch ein schmaler Streifen Sand übrig – gegen die kullernden Tränchen…