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Leserbrief zum Bericht in der Westfalenpost – Schmallenberg – Fünf Gründe für Windenergie im Stadtgebiet – WP 25.10.2024 – von Naturschutzverein Mitten im Sauerland e.V.
Der Bericht in der Westfalenpost am 25. Oktober „Fünf Gründe für Windenergie im Stadtgebiet von Schmallenberg“ erfordert zwingend eine Richtigstellung. Ingenieur Ralf Stricker aus Schmallenberg und Vorstandsmitglied der Bürger-Energiegenossenschaft Siegen-Wittgenstein-Sauerland hatte sich in diesem Artikel zu den durchweg positiven Auswirkungen der Windkraft geäußert. Doch aus unserer Sicht ist die Nutzung Windenergie weder friedlich, noch sozial, nicht wirklich natürlich und sie trägt auch nicht zum Wohlstand der Allgemeinheit bei und selbst über geringe Kosten lässt sich streiten. Leider waren die Gegenargumente des Naturschutzvereins Mitte im Sauerland e. V. für einen Bericht in der Westfalenpost zu „global“ und nicht lokal auf Schmallenberg bezogen. Die WP sah daher von einer Veröffentlichung ab. Die von Herrn Stricker für Windkraft genannten Argumente waren offensichtlich nicht „global“. Als erstes wird daher die These von Herrn Stricker wiedergegeben und anschließend die Gegenargumentation.
Friedliche Energie „Durch die hohe Weltbevölkerung werden Ressourcenkriege das Geschehen auf der Welt beherrschen. Insbesondere durch die benötigte Energie entstehen Kriegshandlungen. Wenn wir unsere Energie durch die Kraft der Natur selbst herstellen, gibt es keinen Nährboden für Kriegshandlungen, zumindest nicht für Energie.“
Es bedarf riesiger Mengen Rohstoffe für Windindustrieanlagen, die meist aus anderen Ländern importiert werden müssen. Ca. 70% der Bestandteile einer WEA kommen aus China (z.B. Seltene Erden oder Rotorblätter). Geopolitisch machen wir uns damit abhängig von China und anderen Ländern, mit der Begründung, man wolle sich von der ,,Diktatur Russlands“ lösen. In Wirklichkeit aber verschiebt man nur die Abhängigkeit. Der Abbau der Rohstoffe in Ländern wie China oder Indien schädigt dort Mensch und Natur – Sicherheitsauflagen etc. gibt es dort, wenn überhaupt, nur in geringem Umfang. Durch die Gewinnung der Rohstoffe für eine heute übliche 6 MW-Anlage entstehen mehrere tausend Tonnen Ewigkeitslasten, allerdings nicht in Deutschland. Der Kampf um den Abbau der Rohstoffe hat längst schon begonnen und der ist nicht friedlich. Warum greift hier nicht das Lieferkettengesetz?
Soziale Hilfe „Durch unsere enorme Umweltverschmutzung, vor allem durch CO2-Ausstoß, entsteht an anderen Orten auf der Welt sehr viel Elend und Leid. Überschwemmungen und Hitze machen den Menschen sehr zu schaffen. Hierfür würde regelmäßig Geld direkt an betroffene Menschen fließen.“
Der CO2 Ausstoß während der Bauphase einer WEA scheint nicht berücksichtigt zu werden, obwohl er durchaus beachtlich ist. Für den Windpark von Abo Wind Herrscheid (4 Anlagen) sind im Zeitraum von Mitte Februar bis ca. Mitte August pro Tag 4-6 Sattelzüge mehrmals täglich aus Berge angefahren, um den benötigten Schotter zu transportieren. Die Betonfertigteile (ca. 90 Stück pro Anlage) kamen aus Norddeutschland per LKW. Durch das enorme Gewicht konnte teilweise nur ein Bauteil pro LKW transportiert werden. Die Liste der Transporte könnte noch weitergeführt werden – und nach Ende der Betriebszeit erfolgt der Rückbau mit wieder unzähligen Transporten. Unter welchen brutalen Bedingungen die Rohstoffe nicht nur für Windräder in anderen Ländern abgebaut werden (Kinderarbeit in den Minen für Seltene Erden etc.) scheint Herrn Stricker nicht zu interessieren.
Natürliche Energie „Forstwirte müssten am besten wissen, dass die Zerstörung der Wälder durch den starken Anstieg der Temperaturen und der damit verbundenen Trockenheit ursächlich zu Stande kommt. Danach kommt erst der Borkenkäfer und nicht davor! Der starke Temperaturanstieg kommt aber durch den enormen CO2-Ausstoß. Das Windrad verhindert diesen CO2-Ausstoß und rettet damit auch den Wald. Es bietet weiterhin Lebensraum für viele Tiere, die sich im Wald Schutz suchen. Herr Pulte, Geschäftsführer vom Bürgerwindpark Hilchenbach, kann bestätigen, dass sich der Wildtierbestand nicht verringert hat.“
Sicherlich haben Stürme, Dürreperioden und auch der Borkenkäfer dem Wald (besonders den Fichten) zugesetzt. Aber dies sind keine neuzeitlichen Phänomene. Die Idee Windindustrieanlagen könnten den Wald retten ist absurd. In Wahrheit wird der Wald durch die Bauvorhaben massiv geschädigt. Die aktuelle Gesetzeslage sorgt zudem dafür, dass Baugenehmigungen sogar innerhalb intakter Laubwälder erteilt werden dürfen. Es gibt so gut wie keine Tabus mehr. (Die Stellplätze der WEA, Kranstellflächen etc. zerstückeln Waldgebiete, dabei wären große, zusammenhänge Waldgebiete wichtig als Lebensraum für die heimischen Vögel und Wildtiere. Die Stellflächen erwärmen sich deutlich schneller als die Umgebung. Die ausgebauten, verbreiterten Waldwege der Zuwegungen lassen die kühle Waldluft wie Schneisen schneller in die wärmere Umgebung abfließen und erhöhen die Temperatur im Wald zusätzlich.) Der Text in Klammer dient ggf. als Kürzungspotential.
Sicherung des Wohlstands in der Region „Die Wertschöpfung und die Gewerbesteuer fallen hier in der Region an und tragen damit auch zur Sicherung des Wohlstands für die Zukunft in der Heimat bei. Das ist ein wichtiger Beitrag gegen die zukünftige neue Weltwirtschaftsordnung. Damit ist gemeint, dass Deutschland seinen Wohlstand verlieren wird, weil viel weniger Produkte exportiert werden können.“
Windindustrieanlagen in den Sauerländer Wäldern und auf den Sauerländer Bergen werden unseren Wohlstand nicht sichern. Weniger und ausbleibende Gäste führen bei den Tourismusbetrieben, im Einzelhandel und in vielen anderen Branchen zu Umsatz-, folgenden Einkommensverlusten und somit auch zu einem Rückgang der Steuereinnahmen. Zu alledem tragen die hohen Energiepreise, zur Abwanderung von energieintensiven Unternehmen ins Ausland bei, wie den aktuellen Informationen der Industrie- und Handelskammern zu entnehmen ist.
Hohe Leistung, (vergleichsweise) geringe Kosten „Ein modernes Windkraftwerk erzeugt 16-mal mehr Strom als noch vor 25 Jahren. Mit nur drei Anlagen könnte man alle Pkws der Schmallenberger Einwohner mit Strom aus Windenergie antreiben oder 20.000 Haushalte mit Strom versorgen. Dazu kommt, dass schon in wenigen Jahren Natrium-Ionen-Akkus marktfähig sein werden, mit denen der Strom auch vor Ort gespeichert und genutzt werden kann.“
Laut Angaben der Bundesnetzagentur wurden alleine im Monat September 2,6 Mrd. Euro Einspeisevergütung an Solar- und Windkraft-Produzenten ge-zahlt. Gleichzeitig wurden aber nur 145 Mio. Euro eingenommen. Das klingt nach einem lukrativen Geschäft für die Betreiber und nicht nach geringen Kos-ten oder gar einem günstigen Strompreis für die Verbraucher. Wind und Sonne schicken keine Rechnung, aber Herr Müller von der Bundesnetzagentur schon! Auch wenn die EEG-Umlage seit dem 01.07.2022 komplett aus dem Bundeshaushalt und nicht mehr über den Strompreis finanziert wird, so wird sie doch nach wie vor von uns Bürgern finanziert. Ohne steuerunterstützte Einspeisevergütung würden im Sauerland keine WEA gebaut, weil sie schlicht unwirtschaftlich wären.