Lebendig gehaltener Wallfahrtsort Kapelle Waldenburg

Nachgebaute Kreuzwegszenen in der Fastenzeit und große Krippe in der Advents- und Weihnachtszeit

Oberhalb der bekannten Badestelle „Waldenburger Bucht“ am Biggesee befindet sich idyllisch im Wald gelegen eine kleine Kapelle. Zwei kleine Bäche rauschen leise links und rechts von ihr den Berg hinab. Dem Quellwasser aus dem linken Bach werden heilende Kräfte nachgesagt. „Immer wieder kommen Menschen hierher und nehmen sich Wasser mit“, erzählen Küster Johann Salamon und Klaus Wilmes. Station der sieben Schmerzen Mariens laden draußen zum Beten ein. Hier herrscht Ruhe und nichts passiert, könnte man meinen. So ist es schließlich in vielen Kapellen im Sauerland. Doch weit gefehlt. Das Kirchenjahr wird dank des Attendorner Küsters, seiner Frau Janine Salamon, Klaus Wilmes und derzeit sieben weiteren Helfern lebendig gehalten. Sie kümmern sich mit Herzblut und kreativen Ideen um das religiöse Kleinod und sorgen dafür, dass die Waldenburg Kapelle ein beliebter Wallfahrtsort bleibt.

In jedem Jahr am 15. September wird das Patronatsfest „Sieben Schmerzen Mariens“ gefeiert. Besondere Gottesdienste gibt es außerdem in den Marienmonaten Mai und Oktober. Die Wallfahrtssaison startet traditionell feierlich am 1. Mai. An den Dienstagen im Wonnemonat bietet die Pfarrgemeinde Attendorn themenbezogene Abendmessen an. Für die Advents- und Weihnachtszeit wird schon seit 2003 jährlich eine sehr aufwendig gestaltete Krippe im Innenraum aufgebaut. Dieses Projekt ins Leben gerufen hatte damals Paul Maiworm aus Attendorn. Teils ist sie klassisch gestaltet mit den typischen Figuren sowie vielen Tieren und teils ist die Region Attendorn mit ihren Sehenswürdigkeiten im Miniaturformat aufgebaut. Eine kleine Kapelle Waldenburg in der großen darf dabei nicht fehlen. Insgesamt ist die Krippe 40 Quadratmeter groß.

40 Quadratmeter große Krippe mit aufwendiger, regionsbezogener Gestaltung

„220 bis 230 Arbeitsstunden stecken in jedem Jahr in dem aufwendigen Krippenaufbau“, erzählt Klaus Wilmes. „Die Krippe steht vom ersten Adventssonntag bis zum 2. Februar. Besonders viel los ist an Heiligabend, wenn die Väter die Kinder beschäftigen, damit die Mütter zuhause alles in Ruhe vorbereiten können.“ Doch nicht nur in der Advents- und Weihnachtszeit bietet die Marienkapelle ein anschauliches Programm. Auch in der Fastenzeit wird hier Besonderes gezeigt. Seit drei Jahren können Gäste im Altarraum immer drei Tage lang eine Kreuzwegstation, nachgebaut mit großen Holzfiguren in schönen Gewändern – liebevoll gefertigt durch Frau Salamon – betrachten. „Die Idee stammt von meiner Frau Janine. Viele gehen einen Kreuzweg in der Fastenzeit, aber die wenigsten halten danach inne und denken über das Gesehene nach. Durch den Aufbau einer einzelnen, großformatigen Kreuzwegstation mit eingekleideten Figuren und passender Farbbeleuchtung können sich die Besucher besser darauf konzentrieren. Die Wirkung bleibt länger haften. Drei Tage lang ist hier jede der Kreuzwegstationen aufgebaut, so passt das Konzept genau in die 42 Tage Fastenzeit. Das letzte Bild bleibt 14 Tage stehen. Damit kommen wir einem Wunsch der Orthodoxen aus der Umgebung nach, die meistens später als wir Katholiken Ostern feiern,“ erklärt Salamon. Seine Lieblingsstation ist an jedem Karfreitag aufgebaut, denn an diesem Tag sind alle Figuren aufgestellt.

Kreuzwegstationen aufgebaut mit großen Holzfiguren in der Fasten- und Osterzeit

„Der Aufwand für uns ist immer groß. Wir bauen nicht nur im Dreitagestakt die Stationen auf, wir müssen auch die Figuren immer wieder trocknen lassen, da das Holz die hier reichlich vorhandene Feuchtigkeit anzieht. Zudem hat jede Figur zwei Gewänder, die auch immer wieder getauscht werden müssen“, erklärt Klaus Wilmes. Ein „Aschenkreuz to go“ ist am Aschermittwoch in der Waldenburgkapelle ein weiterer, ungewöhnlicher Höhepunkt. „Jeder, der es nicht in die Kirche schafft, kann kurz hier hochkommen und sich das Aschenkreuz abholen. Die Aktion fand in diesem Jahr zum vierten Mal statt. In diesem Jahr waren etwa 50 Leute hier und haben das Angebot genutzt“, so Salamon.

Sprichwort: Eine Kerze in Waldenburg anzünden

Doch nicht nur anlässlich der Feste und Ausstellungen ist etwas los in der Kapelle. Im Attendorner Raum ist es ein wohlbekanntes Sprichwort „Eine Kerze in Waldenburg“ anzuzünden, um Unheil abzuwenden oder dem lieben Gott Danke zu sagen. Im Mittelpunkt der Gebete steht dabei die „Mutter der Sauerländer Berge“ – eine alte Marienfigur, aufbewahrt hinter Panzerglas. Die aus dem 14. Jahrhundert stammende, hölzerne Pieta zeigt Maria mit ihrem toten Sohn auf dem Schoß. Als wahrscheinlich gilt, dass einer der vielen Kleriker aus dem Geschlecht der Freiherren von Fürstenberg das Gnadenbild gestiftet hatte. Genaues zur Herkunft ist jedoch bis heute nicht geklärt.

Nach Biggetalsperrenbau Kapelle 300 Meter über Ursprungsstelle neu gebaut mit altem Dachstuhl

Oberhalb der Kapelle befindet sich die geschichtsträchtige und sehenswert schaurige Burgruine Waldenburg. Die 1176 erstmals genannte Burg ist mit der Kapelle eng verknüpft. 1691 erwarben die Freiherren von Fürstenberg die Waldenburg vom Deutschen Ritterorden. Diese drohte samt einer vermutlich integrierten Kapelle zu verfallen. Freiherr Ferdinand von Fürstenberg ließ als Ersatz eine neue Kapelle unterhalb der Burg errichten. Geweiht wurde sie am 16. Februar 1723. Im Anschluss begannen die Marienverehrungen in Waldenburg. Bereits am 5. Juli 1739 wurde in einer Liste die Ausgabe von 12.000 Hostien verzeichnet. Der ursprüngliche, kunstvolle Altar steht heute im Südsauerlandmuseum. Die alte Kapelle fiel dem Biggetalsperrenbau im Jahr 1964 zum Opfer. Jedoch konnte der Dachstuhl aus Eiche erhalten werden und in die heutige Kapelle, die 1965 300 Meter oberhalb der Ursprungsstelle gebaut wurde, integriert werden. Die Marienfigur ist ebenso mit umgezogen. Eine neue Sakristei, ein Altarraum und ein Vorbau kamen hinzu. Die Kapelle ist im Privatbesitz des Freiherrn von Fürstenberg mit Sitz in Herdringen/Arnsberg. Die Betreuung und Aufsicht erfolgt durch das katholische Pfarramt in Attendorn.