Leben auf Kosten anderer

Eine Kolumne von Michael Keuthen

Autor Michael Keuten

Neulich las ich einen interessanten Bericht über unseren ökologischen Fußabdruck in der Holznutzung. Es ging darum, wie viel Holz in einer Region von den Menschen benötigt wird und wie viel davon nachhaltig in dieser Gegend produziert wird. Das Ergebnis ist erschreckend.

Verbrauch höher als heimisches Angebot

Statistisch gesehen verbrauchen wir in NRW jährlich etwa 20 Millionen Kubikmeter Holz. In unseren Wäldern werden aber nur zwischen vier und fünf Millionen Kubikmeter eingeschlagen. Den Rest importieren wir. Auch unsere Grillkohle. 88 Prozent der in der Bundesrepublik verbrauchten Holzkohle werden eingeführt. Sie stammt neben Osteuropa, Skandinavien und dem Baltikum auch aus den tropischen Regenwäldern des südlichen Amerika und Afrika, wo noch die wirklichen Urwälder wachsen. Ebenso werden in Südamerika tropische Regenwälder zu landwirtschaftlichen Zwecken gerodet, um Fleisch und Sojaprodukte, unter anderem für Deutschland, zu produzieren. Da klingt es befremdlich, wenn gefordert wird, aus ökologischen Gründen auf die Nutzung der Wälder weitgehend zu verzichten. Es existiert in Mitteleuropa nämlich kaum eine Landschaft, die wir noch als Naturlandschaft bezeichnen können.

Multitalent Wald

Deshalb sprechen wir von Kulturlandschaften. Manche bezeichnen sie als „Natur aus Menschenhand“. Sie ist wissentlich und absichtlich gestaltet worden und wird unterschiedlich beurteilt. Auch die Entwicklung unserer Waldlandschaft ist die Folge menschlichen Wirkens. Kulturlandschaft muss bewirtschaftet, erhalten und entwickelt werden. Dazu gehört auch unser Multitalent Wald, der produktiv zum Schutz europäischer und tropischer Urwälder genutzt werden muss.