KreislandFrauenverband Hochsauerland, eine starke Gemeinschaft: Die Heimat lebenswert und zukunftssicher entwickeln
Es ist eine Liebeserklärung der besonderen Art: „Für mich ist Leben auf dem Land Luxus“, sagt Anne Babilon. „Das Leben auf dem Land lohnt sich und bietet eine große Vielfalt an Bildung und Kultur.“ Anne Babilon aus Eslohe-Herhagen ist Vorstandssprecherin des KreislandFrauenverbandes Hochsauerland, einer starken Gemeinschaft, die sich für eine lebenswerte und zukunftssichere Entwicklung der ländlichen Region mit einer starken Landwirtschaft einsetzt. Die Landfrauen sind kein Bäuerinnen- Verein, sie vertreten die Interessen aller Frauen und Familien. Sie sind im wahren Sinne des Wortes ein anziehender Verband mit steigenden Mitgliederzahlen, mit einem umfangreichen Kultur- und Bildungsangebot, mit gesellschaftspolitischem Engagement sowie der Förderung des Ehrenamtes und des sozialen Zusammenhalts. Die Liebe zum Land ist die zentrale Botschaft.
„Wer sich fürs Land interessiert, kommt zu uns“, erklärt Uta Kaiser aus Meschede-Bonacker, gemeinsam mit Anne Babilon und Juliane Hütter- Brandenburg (Brilon-Rixen) Mitglied des geschäftsführenden Kreis-Vorstandes. „Wir sind eine vielseitige Gemeinschaft auf einer gemeinsamen Wellenlänge. Man kommt schnell ins Gespräch miteinander.“ Juliane Hütter- Brandenburgs Anliegen, sich zu engagieren, ist „Frauen aller Generationen vom Land, ob mit oder ohne Hof, zu einer großen Gemeinschaft wachsen zu sehen. Wir akzeptieren jede Frau. Wichtig ist der Dialog der Generationen.“
Steigende Mitgliederzahlen und breite Palette an Berufen
Allein der Blick auf die Mitgliederzahlen unterstreicht die Bedeutung des Verbandes. Auf Bundesebene sind rund 500.000 Frauen organisiert. 22 Landesverbände, 430 Kreis- sowie 12.000 Ortsverbände bilden eine starke Gemeinschaft. Dem Kreisland- Frauenverband HSK, einer von 20 Kreisverbänden des Westfälisch-Lippischen LandFrauenverbandes (WLLV), gehören 1629 Mitglieder (Stand 1. Januar 2020) in zehn Stadt/Gemeindeverbänden an. „Die Zahl ist 2019 um 30 gestiegen“, betont Maria Askemper (Meschede), die Geschäftsführerin der heimischen Landfrauen. „Das ist eine sehr erfreuliche Entwicklung.“ Rund 760 Mitglieder stammen aus der Landwirtschaft, ca. 860 haben einen anderen Hintergrund. „Wir sind kein Bäuerinnen-Verein, wir vertreten die Interessen aller Frauen. Natürlich hat die Landwirtschaft bei uns einen hohen Stellenwert. Sie ist die Wurzel.“ Die Palette der Berufe ist groß: Landwirtinnen, Ärztinnen, Hauswirtschafterinnen, Bankkauffrauen sind ebenso vertreten wie Krankenschwestern, Erzieherinnen oder Lehrerinnen. 57 Frauen sind bis 30 Jahre alt, das sind 3,5 Prozent der Mitglieder. Zum Vergleich: Beim WLLV beträgt die Quote 0,9 Prozent. Im Oktober 2018 hat sich die Gruppe „Junge LandFrauen im HSK“ gebildet. Ihr gehören 83 Frauen im Alter zwischen 20 und 40 Jahren an und finden sich als Einzelmitglieder in den Ortsverbänden wieder. Eine „Orga- Gruppe“ gestaltet für die jungen Frauen ein eigenes Programm. Mit der Gruppe „Junge Land Frauen“ ist der HSK Vorreiter in Westfalen.
Bis in den kleinsten Ortsverband organisiert
Jedes Mitglied aus dem jeweiligen Ortsverband gehört auch dem Kreisverband sowie dem WLLV an, der auch Weiterbildung wie Lehrgänge zur Agrarbürofachfrau anbietet. Jeder Verband hat ein geschäftsführendes Dreier-Vorstands-Team, mit einer Sprecherin und einem erweiterten Vorstand. Neben den Vorständen sind 130 Frauen als Ortsvorsitzende in ihren Dörfern oder Stadtteilen tätig. „Im geschäftsführenden Vorstand ist mindestens ein Mitglied aus der Landwirtschaft. Wir sind bis in den kleinsten Ortsverband organisiert, nicht hierarchisch, sondern partnerschaftlich“, betonen Maria Askemper und Uta Kaiser. „Die Frauen fühlen sich wohl, alle verbindet das Lebensgefühl LAND“, meint Anne Babilon. „Wir genießen die Gemeinschaft und das Leben mit der Natur“, sagt Uta Kaiser.
Fünf Kernanliegen an die Politik
Die Landfrauen verstehen sich als Lobbyverband von Frauen auf dem Land. Sie werden angehört und gehört, ihre Stimme zählt, auch in Berlin und in Düsseldorf. Fünf Kernanliegen richten sich an die Politik in NRW: Die ländlichen Regionen sollen sich lebenswert und zukunftssicher entwickeln. Die Bildung („Immer dranbleiben“) wird als Erfolgsfaktor gesehen. Die Landwirtschaft – so die Landfrauen – gehört in die Mitte der Gesellschaft. Ehrenamtliches Engagement und sozialer Zusammenhalt sind von großer Bedeutung. Zudem plädiert der Verband „für faire Chancen in allen Lebensbereichen“. Ein wichtiges Anliegen ist dem Verband auch die Wertschätzung von Lebensmitteln mit Aktionen gegen Lebensmittelverschwendung zum Beispiel beim „Tag des offenen Hofes“ oder durch Ernährungs- und Verbraucherbildung in Schulen. Die Bildungsarbeit ist ohnehin ein wichtiges Kriterium. Im letzten Jahr hatte der Westfälisch-Lippische Verband das Leitthema „Wissen pflanzen – Werte entfalten: Wir geben Plastik einen Korb“ ausgerufen. Im HSK gab es zu diesem Thema zahlreiche Veranstaltungsformate wie eine Ausstellung beim Reister Markt, Präsenz auf der Schmallenberger Woche, Öko-Stammtisch in Medebach oder ein Film über Auswirkungen von Mikroplastik. Ab diesem Jahr lautet das Leitthema: „Das Wasser – Wir machen die Welle.“
„Es geht auch und besonders um Wertschätzung der Landwirtschaft“ (Maria Askemper)
Ein „Renner“ ist auch die landesweite Kampagne „Pumps@ Bauernhof“, die seit August 2016 läuft. Hofgespräche von Frau zu Frau („Was uns bewegt, von Frau zu Frau erzählt“): Landwirtinnen laden Frauen aus anderen Berufen auf ihre Höfe ein und erklären ihre Betriebe. „Dabei geht es auch und besonders um Wertschätzung der Landwirtschaft“, so Maria Askemper. Das gilt auch für die Agrarstammtische, die im HSK zweimal im Jahr angeboten werden. Die Stammtische, jeweils zu einem bestimmen Thema, richten sich an Frauen aus landwirtschaftlichen Betrieben und finden große Resonanz. „WIR IM HSK“ ist eine neue Veranstaltungsreihe, die im Juni 2019 erstmals vom Ortsverband Marsberg durchgeführt wurde. „85 Frauen aus dem gesamten Kreis waren in Marsberg, haben Ortsverband und Stadt kennengelernt“, erzählt Juliane Hütter-Brandenburg. In diesem Jahr mussten die Termine in Sundern und Schmallenberg wegen Corona ausfallen, sollen aber nachgeholt werden. Der Dialog mit der Politik wird im HSK ebenfalls gepflegt. „Wir fragen – Politiker antworten“: Im letzten Jahr war der SPD-Bundestagsabgeordnete Dirk Wiese zu Gast. Im Oktober 2020 wird sich der CDU-Landtagsabgeordnete Matthias Kerkhoff den Fragen der Landfrauen stellen.
Ein Höhepunkt der jährlichen Aktivitäten ist die Übergabe der Erntekrone an den Landrat. „Die Erntekrone ist Sinnbild für die regionale Landwirtschaft und die eingefahrene Ernte – die Grundlage unserer Kulturlandschaft und heimischer Lebensmittel“, betont Maria Askemper. Dafür wollen sich die Landfrauen auch in Zukunft einsetzen und das Leben auf dem Land lebenswert und zukunftssicher gestalten. Interessierte Frauen können sich an Anne Babilon (Vorstandssprecherin) wenden: 02973 – 3259.
Landwirtschaftlicher Hausfrauenverein bereits 1898
Die Gutsfrau Elisabet Boehm (1859 – 1943) rief 1898 in Rastenburg (Ostpreußen) den ersten landwirtschaftlichen Hausfrauenverein ins Leben. Die Lebens- und Arbeitsverhältnisse der Frauen auf dem Land sollten durch kulturelle und hauswirtschaftliche Bildung und Ausbildung verbessert werden. 1934 wurden die landwirtschaftlichen Hausfrauenvereine aufgelöst und dem Reichsnährstand eingegliedert. 1947 gründeten sich die ersten Landfrauenvereine in Nachfolge der landwirtschaftlichen Hausfrauenvereine wieder. Ein Jahr später entstand der Deutsche LandFrauenverband. Nach der Wende traten auch die Landfrauen aus den neuen Bundesländern dem Deutschen LandFrauenverband bei. Mit rund 500.000 Mitgliedern ist er der stärkste Frauenverband knapp vor der Katholischen Frauengemeinschafts Deutschlands (KFD). Der Westfälisch-Lippische Land- Frauenverband hat gut 43.000 Mitglieder. Die Zahlen für Südwestfalen: Kreis Soest 2.300, HSK 1.629, Märkischer Kreis/Ennepe-Ruhr-Hagen 1.500, Siegen-Wittgenstein 850 und Kreis Olpe 450.