köstlich – eine Kolumne von Bernhard Pilgram

Kennen Sie „Alles in Butter“? – nicht die Redensart, die so viel bedeutet wie „Es ist alles in Ordnung.“ Ich meine das Genießer-Magazin im Radio, jeden Samstag von 14:04 bis 15:00 Uhr auf WDR 5.
Jede Sendung, die ich bisher einschaltete, war köstlich. Dafür sorgt zum einen Helmut Gote, „ständiger Studiogast und leidenschaftlich kommentierender Verkoster“ (Zitat: WDR). Zum anderen sind da Elif Senel und Uwe Schulz, die die Sendung abwechselnd moderieren. Allein die witzigen Wortgefechte sind Grund genug, die Sendung anzuhören. Die häufig mit kleinen Spitzen angereicherten Dialoge amüsieren derart, dass ich manches Mal lauthals lache, wenn ich mich wieder in unsere Küche zurückgezogen habe, um die Sendung nicht zu verpassen.
Wenn Sie Genießer sind wie ich, werden Sie meine Faszination verstehen. Ich genieße „Alles in Butter“ in zweierlei Hinsicht. Es sind, wie gesagt, die Dialoge, die meine Begeisterung für diese Sendung ausmachen. Sprachwitz im besten Sinne, gekonnte Überleitungen, Wissenstransfer und das Mitnehmen der Zuhörer auf eine kulinarische Reise, die mit einer Stunde viel zu knapp bemessen ist. Und ich genieße es, dem Menschen Helmut Gote zuzuhören. Der schwappt sprachlich schier über, wenn er die Körnung von Pfeffer, westfälischen Schinken, ein gutes Bier oder das flüssige Glück einer Sauce beschreibt. Nein, Helmut Gote beschreibt nicht. Er transportiert das, was er gerade voller Hingabe sagt, in die Sinne seiner Zuhörer. Die schmecken, sehen, riechen und fühlen regelrecht, was sich dort im Studio gerade auf dem Tisch befindet oder sich über die Zunge in Richtung Gaumen der Moderatoren bewegt.
Ich stehe, sitze und bewege mich also während der Sendung in unserer Küche. Nippe dabei an einem Wein, mache mir Notizen zur Zusammensetzung verschiedener Saucen, von denen ich eine in den nächsten Tagen nachkochen werde. Noch beseelt von dem kulinarischen Feuerwerk, das die Macher von „Alles in Butter“ wieder in meinem Inneren gezündet haben, schalte ich nach der Sendung um auf WDR 2: Niederlage für den 1. FC Köln. Aua! „Mein Verein“ bringt mich wieder auf den Boden der Tatsachen.
Doch so schnell möchte ich mich nicht mit der harten Realität abfinden. Lieber stattdessen noch ein wenig meinen Gedanken über die Freude am Entdecken schmackhafter und gesunder Lebensmittel nachgehen. Dabei fällt mir auf, was ich in Schmallenberg vermisse: Es ist der Marktplatz. Der Ort, an den es uns hinzieht, wenn wir auf Reisen sind. Der Ort, an dem wir nicht vorbeigehen, wenn wir durch Städte und Dörfer streifen. Der Ort, den wir suchen, um die Menschen der Region und ihre Produkte kennenzulernen.
Gemeint ist nicht die traurige Vorstellung jeden Donnerstagvormittag auf dem Schmallenberger Schützenplatz mit der Handvoll treuer Marktbeschicker. Ich denke an einen Marktplatz in Schmallenberg, der (teil-)überdacht ist. Ein Marktplatz, wo die Kunden Gemüse, Kartoffeln, Fisch, Obst, Schinken, kleine Gerichte, Käse, Wein, Bier und Kaffee nicht nur kaufen, sondern auch konsumieren. Ein Ort, zu dem man gerne hingeht und auf den man sich freut, weil es im Wechsel der Jahreszeiten immer wieder Neues zu entdekken gibt. Ein Ort zum Einkaufen und Verkaufen, zum Begegnen, zum Genießen und zum Klönen. Positive Beispiele für gut besuchte Märkte, im Großen und im Kleinen, gibt es genug. Ein Marktplatz wäre ein Gewinn für Gewerbetreibende, die Einwohner und die Schmallenberger Gäste. Ich vermisse ihn, den Marktplatz in Schmallenberg. Geht es nur mir so?