Kloster Rumbeck

Ehemaliges Stift und eine der ältesten Hallenkirchen in Westfalen

Aus Richtung Freienohl/Oeventrop kommend nimmt der ortskundige Autofahrer um möglichst schnell, zum Beispiel zur Bezirksregierung in Arnsberg zu kommen, gerne den Weg durch den Arnsberger Ortsteil Rumbeck. Schon manch neugieriger Zeitgenosse wird sich dabei gefragt haben, was das für Gebäude sind, die rechts am Ortseingang beginnend den Anstieg hinauf ins Dorf dominieren? Ein kleiner Taschenführer, der in den Gebäuden dort ausliegt, gibt Auskunft.

Vom an der Straße liegenden Parkplatz vor den Gebäuden gibt der Blick durch das Mauergewölbe links den Blick auf ein dominantes Gebäude frei und rechts auf eine der ältesten Hallenkirchen in ganz Westfalen. Dieser einzigartige Raum der alten Stiftskirche mit seinen gedrungenen, schmalen und dennoch hohen Seitenschiffen strahlt ohne Zweifel die besondere Spiritualität der früher hier wirkenden Prämonstratenser-Chorfrauen aus.

Geschichte Kloster Rumbeck

1185 schenkte Graf Heinrich I von Arnsberg dem Kloster Wedinghausen das kurz zuvor im Jahre 1170 gegründet worden war, seinen Haupthof in Rumbeck. Die Ortsbezeichnung „rurae becke“ bezeichnet den Bach zu Ruhr, der die Hofstelle passiert. Das damit zuletzt gegründete Kloster Rumbeck machte die Klosterlandschaft Arnsberg komplett: Kloster Wedinghausen als Führungskloster sowie Oelinghausen (Damenstift), gegründet 1178 und Rumbeck (ebenfalls ein Damenstift, gegründet 1190). Die ersten Chordamen in Rumbeck kamen aus Bredelar, wo ein Prämonstratenserkloster aufgegeben wurde und den dortigen Nonnen eine neue Heimat zugwiesen werden musste.

Aus kleinen Anfängen wurde im Verlauf der weiteren nahezu 900-jährigen Klostergeschichte Rumbeck zu einem zentralen Wirtschaftsstandort im Ruhrtal. Der Haupthof (175 ha Land, 725 ha Wald) wurde weiter betrieben und diente der Versorgung des Klosters. Es arbeiteten dort etwa 60 Personen, die in kleinen Behausungen in unmittelbarer Nähe wohnten. So entstand das Dorf Rumbeck. Das Stift hatte zusätzlich eine weitere Belegschaft von mehr als 30 Personen, vornehmlich 20 Chordamen und zehn Schwestern. Das Kloster in seiner Gesamtheit wurde von einem Probst geführt, der aus dem Konvent des Klosters Wedinghausen gewählt wurde.

Die Rumbecker Pröpste waren sehr erfolgreich und führten das Kloster zu immer neuen wirtschaftlichen Erfolgen. Das Kloster wurde zunehmend reicher. Unter Napoleon nahm diese prosperierende Geschichte ein jähes Ende. 1804 wurde das Kloster aufgelöst und in staatliche Verwaltung überführt. Das Klostergut wurde zunächst von einem Verwalter betreut, später verkaufte der Staat den Betrieb an einen privaten landwirtschaftlichen Unternehmer. Das Kornhaus, dessen Ruinen heute noch sichtbar sind, brannte 1914 zusammen mit dem Wohngebäude der Priorin ab. Letzteres wurde verkürzt als Pfarrheim mit anderer Nutzung wieder aufgebaut. Das ehemalige Schwesternhaus, Krankenhaus und die Schule, die das Gebäude-Ensemble zu einem geschlossenen Innenhof mit Kreuzgang vervollständigten, wurde im Jahr 1836 abgerissen.

Klostergebäude mit vielfältiger Nutzung

Die heute noch erhaltenden Gebäude des Klosters Rumbeck sind heute im Besitz der Familie Stewen. Der klösterliche Hof, der die Ernährung für die Klosterangehörigen sicherstellte, wird auch heute, wie seit über 1.000 Jahren betrieben. Seit einem Jahr befindet sich im großen Schafsstall ein Café und eine Kunstdruckerei. Bis zur Klosteraufhebung im Jahre 1804 waren 121 Schafe untergebracht. Heute erwartet den Wanderer, Radfahrer und alle anderen Besucher ein einzigartiges Ambiente mit einem teilweise noch gut erhaltenen Ruhkieselpflaster und einem köstlichen Angebot an Kuchen und anderen Leckereien. Der ehemalige gegenüberliegende Kuhstall wird heute als Stallgebäude des sich hier angesiedelten Pferdezuchtbetriebes genutzt. Das gilt auch für den nur wenige Meter entfernen, früheren Schweinestall. Am Standort des ehemaligen und gesichert nachzuweisenden Sägewerkes wurden aufwendige Restaurierungsarbeiten vorgenommen. Seit einigen Monaten ist an dieser Stelle wieder ein Wasserrad in Betrieb.

Die dem Heiligen Sankt Nikolaus geweihte Hallenkirche wird heute als Pfarrkirche der Gemeinde Rumbeck zusammen mit dem nach dem Brand von 1914 umgebauten Pfarrheim ebenfalls komplett genutzt. Die Rumbecker Stiftskirche ist eine schlichte, rechteckige, dreischiffige Hallenkirche mit fünf Jochen ohne Chor. Mit ihrem Bau wurde wohl unmittelbar mit der Gründung des Klosters 1190 begonnen. Die Altersbestimmung der im Dachstuhl verwendeten Schwellenhölzer bestätigt, dass das Kirchengebäude im Jahr 1205 (+/- 1 Jahr) fertiggestellt wurde. Danach hat man es baulich nicht mehr verändert. Einzige Ausnahme bilden die Fenster, die über die Jahrhunderte dem jeweiligen Zeitgeschmack entsprechend angepasst wurden. Reste großer gotischer Fenster sind noch heute hinter dem Hochalter und hinter der Orgel erkennbar.

Nonnenempore und westfälischer Barock

Die spätromanische Kirche hatte bis zum Jahre 1825 im Inneren ein gänzlich anderes Erscheinungsbild. Bis in die Mitte des dritten Joches reichte die sogenannte Nonnenempore, die den Raum in eine Unter- und eine Oberkirche teilte. Auf ihr befanden sich das Chorgestühl, ein Altar und die Orgel. Reste der Chorbänke aus der zweiten Hälfte des 16. Jahrhunderts stehen heute zu beiden Seiten des Hochaltars. Die Konstruktion der Empore blieb auch in den Jahren 1698/99 erhalten, als die Stiftskirche ihre noch heute vorhandene einheitliche Ausstattung im typisch westfälischen Barock erhielt. Das große Altarbild des Hochaltars wird flankiert von den Figuren des Ordensgründers (links) und dem Evangelisten Johannes (rechts), der neben der Jungfrau Maria, die den Altar bekrönt, bis ins 14. Jahrhundert als Patron verehrt wurde. Erst danach wird der hl. Nikolaus Hauptpatron der Kirche. Ihn zeigt das Gemälde im zweiten Stock des Hochaltars, wo er flankiert von zwei Prämonstratenser-Chorherren der Legende nach, drei getötete Knaben zum Leben erweckt.

Förderverein für das Dorf und das Kloster

Die Wiederherstellung und den Erhalt des ganzen Klosters Rumbeck hat sich der Förderverein Dorf und Rumbeck e.V. sprichwörtlich auf die Fahne geschrieben. „Der Verein verfolgt das Ziel, auf gemeinnütziger Grundlage Dorf und Kloster Rumbeck in ideeller und materieller Weise zu unterstützen, sowie den historischen Ursprung der Öffentlichkeit bekannt zu machen und diesen soweit möglich zu erhalten, bzw. wieder herzustellen.“ So steht es in der Satzung des Vereins. Kloster und Dorf werden als eine sich ergänzende Einheit betrachtet.

Mit großer Begeisterung und sichtbarem Stolz führen die Verantwortlichen des Fördervereins interessierte Besucher über das Klostergelände und durch die historischen Gebäude. Der 1. Vorsitzende Thomas Niemand (64) aus Arnsberg war Elektroingenieur bei dem bekannten Stromanbieter mit Sitz in Arnsberg. Für ihn ist besonders die 1700 erneuerte Klausing-Orgel in der St. Nikolaus-Kirche ein Kleinod mit einem einzigartigen Klangkörper. „Ich brenne und lebe für das Kloster“, sagt er im Gespräch. Dabei weist er besonders auf den schon lange verstorbenen Prof. Wilfried Michel hin, der sich nicht nur für die Restaurierung der Barockorgel im Kloster Oelinghausen, sondern auch von Anfang an für die Klausing-Orgel in der St. Nikolaus-Kirche in Rumbeck eingesetzt hat.

Hof noch älter als das Kloster

Als Gründer und Schriftführer des Vereins sowie als Orts-Heimatpfleger von Rumbeck hilft Dr. Wilhelm Stewen (77) dabei, die Belange und Interessen des Fördervereins nach draußen zu vertreten und zu kommunizieren. „Es ist wichtig, die Geschichte des Klosters Rumbeck transparent zu machen. Das Dorf und das Kloster müssen zusammen hervorgehoben werden.“ Seine Eltern haben das Gut im Jahr 1950 gekauft. Er will, dass die verschiedenen Bereiche des ehemaligen Klosters wirtschaftlich sinnvoll und weiterhin ertragreich geführt werden. „Nur so lässt sich auf Dauer der enorme Aufwand für den Erhalt und die Wiederherrichtung des ehemaligen Stiftes und Klosters garantieren.“ Wolfram Blanke (68), ehemals Förster bei Wald und Holz NRW, sagt: „Der Hof ist nachweislich noch älter als das Kloster selbst. Die vorausschauende Nutzung der Wälder war eine wichtige Aufgabe, um zum Erhalt des Klosters und Gutes beizutragen. Die Vielfalt der früheren Nutzung ist noch heute im Walde ablesbar. Zu den historischen Spuren gibt es seit 2019 einen Wanderweg, der sich auf knapp neun Kilometern besonders gut mit einer zu erwerbenden Wanderbroschüre zur Klosterwirtschaft erschließt (Näheres auf der Webseite).“

Der Förderverein Dorf und Rumbeck e.V. hat über 60 Mitglieder, die sich ehrenamtlich für die Ziele des Vereins einsetzen.

Mit der Vorstellung des Klosters Rumbeck an dieser Stelle schließt sich die in diesem Jahr 2023 begonnene Reihe der Vorstellung der bedeutenden Klostergründungen und -anlagen im ehemaligen Kreis Arnsberg. Im kommenden Jahr werden wir die Klöster im Kreis Olpe vorstellen. Die Bedeutung der Klöster im Sauerland kann nur immer wieder hervorgehoben werden. Sie waren in all den Jahrhunderten wichtigster Impulsgeber für die gesellschaftliche und wirtschaftliche Entwicklung des Sauerlandes.

Umsetzung konkreter Maßnahmen

Am Freitag, den 20. Oktober um 17 Uhr hat der „Förderverein Dorf und Kloster Rumbeck“ im Innenhof des Klosters Rumbeck die Ergebnisse von drei Jahren Arbeit im Rahmen einer Feierstunde der Öffentlichkeit vorgestellt.

Hier sind im Verlauf der Jahre 2021 bis 2023 mit Hilfe von Fördermitteln einige Maßnahmen umgesetzt worden, die das ehemalige Kloster als Ort des geistlichen Lebens, von Handwerk, Bildung, Krankenpflege und Handel, aber auch von Gastlichkeit besser verständlich machen und seinen Wert verdeutlichen. Das Kloster als Bestandteil der Arnsberger Klosterlandschaft steht dabei im Verbund mit den ehemaligen Klöstern Oelinghausen und Wedinghausen.

Ergebnisse der Arbeit sind die Erläuterung des zum ehemaligen Kloster gehörenden Gebäudebestandes inkl. Sichtbarmachung von fehlenden Gebäuden, aber auch Informationen zum Leben im Kloster. Die Dokumentation ist auf den Webseiten des Fördervereines öffentlich zugänglich (https://www.foerderverein-rumbeck.de/). Ein handliches gedrucktes Heft mit Informationen zum Klosterbereich (ähnlich wie das zum Kloster Wedinghausen) wurde am Tage der Eröffnung erstmals verteilt.

Der Rundgang durch das Klostergelände kann nun auch für Sehbehinderte zum Erlebnis werden, da über QR-Codes erläuternde Audiodateien zur Verfügung stehen. Die Hörbeschreibungen sind zur Vorbereitung auf den Klosterbesuch über die Webseite abrufbar.

Nach umfangreichen Installationsarbeiten werden Kirchengebäude und Ruinenmauer in Zukunft während dunkler Tagesstunden angestrahlt. Diese und weitere Details wurden der Öffentlichkeit nun vorgestellt.

Der Förderverein Dorf und Kloster Rumbeck e.V. hat all die Maßnahmen der Inszenierung mit viel Herzblut und Eigenleistung umgesetzt. Das Ergebnis wäre allerdings nicht denkbar ohne die Fördermittel aus dem „Heimatzeugnis“ des Ministeriums für Heimat, Kommunales, Bau und Digitalisierung des Landes Nordrhein-Westfalen. Der Verein erhielt in der Durchführung auch umfangreiche Unterstützung durch die Stadt Arnsberg. Die durchgeführten Maßnahmen erfolgten auf Grundstücken von drei Besitzern.

Zeitgleich sind durch die Propsteigemeinde St. Laurentius unter Beteiligung des LWL in der Kirche mehrere Maßnahmen der Renovierung und Verschönerung erfolgt, sodass die Kirche nun auch von innen eine neue Attraktivität aufweist. Dazu gehörten die Installation einer Belüftungsanlage, die nach Schimmelbefall erforderliche Wand- und Deckenreinigung, neue Wandbemalungen, Zerlegen und Reinigen der Orgel sowie das Versetzen der Kanzel an den historisch gesicherten Ort.

Als Highlight des Tages wurden im Rahmen eines Schauspiels Szenen aus dem Klosterleben durch Laienschauspieler des „Spielwerk“ sowie einzelne Stadtführer dargestellt. Im Anschluss bestand bei Klostertrunk und Klosterhappen die Gelegenheit zum Gedanken-Austausch sowie zur Besichtigung der Kirche.