Kloster Oelinghausen

Stätte des Gebetes und der Besinnung. Kreuz- und Marienverehrung.

Ein Blick zurück in die Zeit um 800. Sächsische Siedler gründen an der Wasserscheide zwischen Ruhr und Hönne, im Schutz des Höhenzuges „Kalten Lieth“, eine Bauernschaft und nennen diese Ulinghuson. Einige Jahrhunderte später, so um das Jahr 1150 besteht die Siedlung aus einem Haupthof und vier weiteren nachgewiesenen Höfen. Kirchlich gehört die Siedlung zur Pfarrgemeinde St. Petri in Hüsten.

Prämonstratenserkloster und romanische Klosterkirche

Der kölnische Ministerale Sigenandus von Basthusen und seine Frau Hathewigis gründen 1174 innerhalb der Siedlung Oelinghausen ein Prämonstratenserkloster als Doppelkloster in Oelinghausen. Um das Jahr 1200 wird eine erste romanische Klosterkirche gebaut. Ein Güterverzeichnis aus dem Jahr 1280 berichtet von großem Landbesitz des Klosters zwischen Lippe und Lenne. Zwischen 1350 und 1380 entsteht in mehreren Bauabschnitten eine gotische Klosterkirche. Nur zehn Jahre später wird für die Klosterkirche urkundlich eine Orgel als Musikinstrument erwähnt. Um das Jahr 1460 werden vermutlich für ein Altarrentabel gotische Kleinplastiken geschaffen. Gegen Ende des 15. Jahrhunderts ist ein Verfall der Klosterzucht dokumentiert, nachdem Jahrhunderte davor die große Disziplin der Oelinghauser Nonnen gerühmt worden war.

Zu Beginn des 16. Jahrhunderts entstehen beeindruckende Wandmalereien auf der Nonnenempore: Christophorus und Relikte. Zwischen 1582 und 1641 wird ein Freiadeliges Damenstift unter der Leitung einer Äbtissin in Oelinghausen gegründet. Zwischen 1583 und 1588 verwüsten und zerstören die Truppen des Erzbischofs Truchsess von Waldenburg die komplette Klosteranlage. Nur ein Jahrzehnt später lässt Fürstbischof Theodor von Fürstenberg eine neue Orgel und ein Positiv von dem Orgelbauer Martin (de Mare) erstellen. 1626 wird von Gerhard Gröninger ein Epitaph (Gedächtnismal für eine Verstorbene) für die Äbtissin Ottilia von Fürstenberg (✝1621) errichtet. Fünfzehn Jahre später erfolgt die gewaltsame Vertreibung der Stiftsdamen und Prämonstratenserinnen aus Rumbeck in Oelinghausen ziehen in das Kloster ein. Nach dem Dreißigjährigen Krieg weiht der Paderborner Weihbischof Frick 1647 drei Altäre in Oelinghausen ein.

Zerstörung, Vertreibung und Wiederaufbau

Umfangreiche Baumaßnahmen erfolgten in Oelinghausen zwischen 1704 und 1732 durch Propst Theodor Sauter. Die Klosterkirche wird im Barockstil ausgestattet. Im Jahre 1714 erhält die Orgel durch Bernhard Klausing aus Herford ihr heutiges Aussehen, dabei werden ältere Register aus der früheren Orgel wiederverwendet. 1788 muss Propst Schelle nach einer Visitation das Kloster Oelinghausen verlassen. Er wird jedoch später rehabilitiert. Im Zuge der Säkularisation 1804 erfolgt wie überall die Auflösung des Klosters Oelinghausen. Ein sogenanntes Kuratbenefizium (Regelung über die weitere Nutzung) schafft rechtlich Klarheit über die Besitzverhältnisse des Klosters Oelinghausen. Graf von Fürstenberg-Herdringen erwirbt 1828 das Klostergut. In großer Armut stirbt im Jahre 1845 der letzte Prämonstratensermönch als Benefiziat in Oelinghausen. Die nach der Klosteraufhebung wieder zu St. Petri Hüsten gehörende Pfarrvikarie Oelingausen wird 1904 zur selbständigen Pfarrei erhoben. Benefiziat Anton Dünnebacke wird dort erster Pfarrer. Zwischen 1953 und 1991 wirken die Marianhiller Missionare im Kloster. Es wird mit umfassenden Restaurierungsarbeiten von Kirche und Kloster begonnen. Der romanische Unterbau der Nonnenempore wird Gnadenkapelle für die romanische Mariendarstellung (Madonna von Oelinghausen, auch die Mutter des Sauerlandes genannt).

Freundeskreis des Klosters Oelinghausen

1983 gründet sich der Freundeskreis Oelinghausen e.V. und verschreibt sich der Erhaltung und Erforschung des bereits um 800 entstandenen Klosters Oelinghausen. Schwestern der Gemeinschaft der hl. Maria Magdalena Postel (SMMP) beziehen das Kloster und richten dort schon bald darauf eine Ergotherapiepraxis ein. 1993 werden die Restaurierungsarbeiten, außer der Orgel, in Oelinghausen in der Verantwortung der Pfarrgemeinde St. Petri abgeschlossen. Die Einweihung der restaurierten Orgel im Jahre 2002 wird mit einem musikalischen Hörgenuss gefeiert. Zwischen 2003 und 2005 erfolgt durch den Freundeskreis Oelinghausen der Umbau eines alten verfallenen Scheunengebäudes zum Klostergartenmuseum. St. Petri Oelinghausen wird in dieser Zeit Teil des neuen Pastoralverbundes „Kloster Oelinghausen“. 2004 feiert die kath. Pfarrgemeinde Oelinghausen ihr 100-jähriges Bestehen. Die Pfarrverbünde „Kloster Oelinghausen“ und „Röhr-Ruhr“ schließen sich zum neuen pastoralen Raum „Katholische Kirchengemeinde Pfarrei St. Petri Hüsten“ zusammen.

Info:

Die Prämonstratenser sind bis heute der größte Orden römisch-katholischer Chorherren. Im Gegensatz zu anderen Orden sind sie geweihte Priester und keine Mönche. Trotzdem leben die Mitglieder nach strengen Regeln und legen ein Gelübde ab. Anfangs lebten Frauen und Männer in Doppelklöstern.

Der Ordensgründer Norbert von Xanten war einer der im 12. Jahrhundert recht zahlreichen Wanderprediger, die in Nachahmung des Lebensstils Jesu und seiner Jünger besitzlos umherzogen. Zahlreiche Anhänger, Männer wie Frauen, schlossen sich Norbert an. Mit ihnen gründete er 1120 im Tal von Prémontré bei Laon eine Gemeinschaft, die sich am Ideal des gemeinsamen Lebens im Stil der Urkirche orientierte und aus der sich bald auf der Grundlage der Augustinusregel und des Augustinus zugeschriebenen Ordo Monasterii eine klösterliche Gemeinschaft entwickelte. Norbert selbst behielt sein Leben als Wanderprediger bei und gründete weitere Klöster.

Eine Besonderheit – in dieser Zeit allerdings nicht einzigartig – der ersten prämonstratensischen Gemeinschaften war, dass es sich bei ihnen um Doppelklöster handelte, in denen also Frauen und Männer, wenn auch in zwei voneinander organisatorisch getrennten Konventen, lebten. Obwohl Norbert mit Bernhard von Clairvaux befreundet und von den Idealen der Zisterzienser beeinflusst war, machen u. a. die Doppelklöster deutlich, dass es sich bei den Prämonstratensern im Ursprung um eine sehr eigenständige Bewegung handelte. Ein weiterer Unterschied zu den an der Benediktsregel orientierten Mönchsorden ist, dass die Prämonstratenser das kontemplative monastische Leben mit der nach außen gerichteten Seelsorge verbanden (vita mixta).