Kloster Ewig in Attendorn eine spätmittelalterliche private Klostergründung

Fährt der Besucher mit dem PKW auf der L 512 am nördlichen Rande der Bigge-Talsperre entlang, so beginnt nach der großen Ampelanlage die Kölner Straße, rechts im Biggetal sieht der Besucher nach einem Parkplatz ein großes mit einem hohen Schutzzaun umzäumtes Areal. Hinter vielen Zweckbauten und einem besonders abgesicherten Bereich steht ein mächtiges, gelbes Bauwerk, das sich krass in Form und Baustil von den modernen Gebäuden davor unterscheidet. Das sind die markanten barocken Bauten des ehemalige Klosters Ewig, das nach seiner Aufhebung durch die Hessen 1803 die verschiedensten Nutzungen erfahren hat.

Die Gründung des Klosters

Auf Veranlassung des Attendorner Kaufmanns Heinrich Weke wurde auf dem ehemaligen Besitztum des Rittergutes Ewig laut Urkunde des Erzbischofs Dietrich von Köln aus dem Jahr 1420 ein Kloster gegründet. Geistlicher Gründungsorden waren die Augustiner, benannt nach dem Heiligen Augustinus, der sich an dem „evangelischen“, also an dem Evangelium orientierten Armutsideal orientierte. Der Orden entstand allerdings erst im 13. Jahrhundert als vierter großer Bettelorden nach Franziskanern, Dominikanern und Karmeliten, als Männer- und Frauenorden, nicht schon zu Zeiten des Heiligen Augustinus im 3. Bis 4. Jahrhundert. Zum Rittergut gehörten eine Reihe von Ländereien an verschiedenen Orten des Sauerlandes. Dazu erwarb der Kaufmann Weke auch noch andere Liegenschaften wie etwa eine Mühle zu „Lysternole“, um die Versorgung des Klosters zu sichern.

Grund für diese bedeutende Stiftung war der Entschluss Wekes, aus Dank für die Errettung aus vielen Nöten bei seinen Kaufmannsfahrten, beispielsweise nach England, einen beträchtlichen Teil des großen Vermögens für die Gründung einer frommen Schenkung einzusetzen. Zum Gedenken an Christus und der zwölf Apostel sollte das Kloster mit einem Prior und zwölf Mönchen und der gleichen Anzahl von Laienbrüdern besetzt werden. Für das klösterliche Leben wurden verschiedene Vorgaben aus einem Reformkloster eingeführt. So verpflichteten sich die Mönche neben den sakralen Übungen wie Singen des Chorgebetes, Klausur oder viermaliger Abstinenz auch zu körperlichen Arbeiten. Auch dieses Kloster lebte neben den verschiedenen umfangreichen Schenkungen des Sauerländer Adels und des gehobenen Bürgertums aus seiner wirtschaftlichen Kraft, und erwarb nach der Gründung eine ganze Reihe von Gütern und damit landwirtschaftlich genutzten Flächen hinzu. Enorm wichtig war die „Steuerbefreiung“ durch einen Erlass des Landesherrn und weitere Vergünstigungen zum Vorteil des klösterlichen Lebens und den Regelungen im Verhältnis zur benachbarten Stadt Attendorn. Mit dem Erwerb von Ländereien und Bergen war, als oft wenig beachteter Aspekt, auch das Jagd- und Fischereirecht verbunden. Vom Jagdrecht machte der Abt regen Gebrauch, denn das schmackhafte Wildbret wurde als zusätzliche Nahrungsquelle bei den Klosterbewohnern sehr geschätzt. Neben der Handarbeit widmeten sich die Mönche dem Bücherschreiben und erstellten dazu hochwertigen Kirchenbedarf. Sie sollen sogar über eine eigene Hausbuchbinderei verfügt haben und legten eine umfangreiche Klosterbibliothek an.1804 gelangten 17 bedeutende Handschriften, frühe Drucke und Inkunabeln in die hessische Landesbibliothek nach Darmstadt. Die Hessen sammelten so ziemlich alle wertvollen sakralen Gegenstände ein, die sie in den aufgelösten Klöstern und Stiften des Herzogtums Westfalen aufspüren konnten, was ihnen in der Sauerländer Bevölkerung noch lange übel vermerkt wurde.

Vom Kloster zur heutigen Justizvollzugsanstalt

Nach der Auflösung des Kloster 1803 wurde das Kloster zweimal für sieben Jahre verpachtet, bis es 1819 vom Freiherrn Werner von Gaugreben gekauft wurde. Schließlich gelangte es 1898 wieder an den preußischen Staat, der hier eine Oberförsterei errichtete. Nach weiteren Besitzerwechseln und verschiedenen Unglücksfällen wie Blitzeinschlägen, wurde das Klostergut 1968 vom Land NRW als erste offene Vollzugsanstalt des Landes eröffnet. Andere Bundesländer, die diesen Schritt noch nicht getan hatten, schickten ihre Justizangestellten nach Attendorn, um hier die neue Form des Strafvollzugs kennenzulernen. 1988 wurde die Gesamtanlage fertig gestellt und feierlich eingeweiht. Im alten Klostergebäude errichtete man eine moderne Kapelle zur geistlichen Betreuung der Gefangenen, die teilweise im Offenen Vollzug und die schweren Fälle im Hochsicherheitstrakt untergebracht sind.

Vom Kloster Ewig ist heute noch der Hauptflügel mit den zwei Ecktürmen und dem Hauptportal erhalten. Die künstlerisch wertvollen originalen Pilaster kann der Besucher im Südsauerlandmuseum Attendorn, dem alten Rathaus der Hansestadt, bewundern. Weil die Innenausstattung durch Brände in den 20er Jahren des letzten Jahrhunderts zum größten Teil zerstört wurde, erinnern nur noch einige Stuckarturen an die vergangene Pracht des Barocks. Am Tag des Denkmals öffnet die Justizvollzugsanstalt ihre Tore und die Besucher können die alten Gemäuer besichtigen und von den Insassen gefertigtes Holzspielzeug und andere Gegenstände erwerben. Ein absolutes Highlight ist ein aus Holz gefertigter Nachbau eines Opel-Blitz aus den 50er Jahren des letzten Jahrhunderts, nicht nur für die Kinder, mehr noch für Väter und Opas.

Der schlaue Mönch

Natürlich ranken sich um das Kloster alte Sagen und Erzählungen. Eine besonders schelmische Anekdote handelt von einem Mönch des Klosters Ewig. Im kleinen Örtchen Spädinghausen besaß das Kloster ein Gut, das verpflichtet war, als jährliche Abgabe einen Schinken zu liefern. Der Bauer konnte sich von der Abgabepflicht freikaufen. Trotzdem kam ein Mönch und bat den Bauern, der auf dem Felde arbeitete, wegen der Kälte um ein paar Handschuhe. Der Bauer erlaubte ihm zu seiner Frau zu gehen. Die werde ihm die Handschuhe schon geben. Der Mönch ging also ins Bauernhaus und sagte der Frau, diesmal wolle er als letzte Abgabe zwei Schinken mitnehmen. Die Bauersfrau aber wurde misstrauisch und rief ihrem Mann zu: „Hinnerk, soll er sie denn beide haben?“ Der Bauer antwortete: „Na, was sonst, mit einem kann man nicht helfen!“ Wenig erfreut und mit schwerem Herzen händigte die Frau dem Mönch beide gut abgehangene Schinken aus, worauf dieser schnell in Richtung Attendorn verschwand. Den schlauen Mönch aber hat man nie wieder in Spädinghausen gesehen.