Kleiner Schalter mit Riesen-Wirkkraft

Der Elleringhauser Franz Josef Schulte machte eine erstaunliche Erfindung 

Energie sparen – ein Thema der Jungen? Von wegen. „Lass nie eine Lampe zu viel brennen!“ Diese goldene Regel seiner Eltern aus den 50ern hat sich bei Franz Josef Schulte aus Elleringhausen fest ins Bewusstsein gebrannt. So sehr, dass er sich Mitte der 90er für einen kleinen Sparschalter einsetzte, um ganz viel Strom bei Geräten im Standby-Betrieb zu sparen. Kostenpunkt beim Einbau für die Hersteller: ca. 50 Cent. Stromersparnis in Europa pro Jahr: mindestens der jährliche Stromverbrauch ganz Dänemarks. 

Seit Ende 2013, rund 15 Jahre nach Schultes erstem Intervenieren, und dank des vehementen Einsatzes des heimischen Europa-Abgeordneten Dr. Peter Liese, darf kein Gerät mehr auf den europäischen Markt – auch nicht aus China – das mehr als 0,5 Watt im Standby verbraucht. „Ich kannte einen Olsberger, dessen Fernseher kam in den 90ern im Standbybetrieb auf stolze 70 Watt Strom“, sagt Schulte. Der Diplom-Ingenieur hatte selbst bei seinem Freund gemessen. Das ist heute Vergangenheit. Aber was passiert, wenn heute das kleine rote Lämpchen am Fernseher leuchtet? „Das Gerät ist aus, der Stromverbrauch ist nahe Null und es leuchtet nur die Standby-LED zur Anzeige, dass das Funksignal der Fernbedienung erwartet wird“, erklärt Schulte.  

„Allein durch diese Reduzierung kann die Leistung von vier Atomkraftwerken in Europa eingespart werden“, betonte Dr. Peter Liese, nachdem die Richtlinie 2013 nach einer Übergangszeit in Kraft getreten war. Mit der zunehmenden Technisierung der Gesellschaft wird bis heute vermutlich doppelt so viel eingespart, schätzt Franz Josef Schulte. Das in seiner Firma damals „eigentlich als Microcontroller-Übung für einen Ingenieur“ produzierte Gerät, das zwischen Fernseher und Steckdose eingebaut werden sollte, bekam die besten Noten der Stiftung Warentest. Nur: Es kostete u. a. wegen es aufwändigen Gehäuses und anderer Bestandteile 59 DM. „Geld habe ich mit dem Gerät keins verdient. Es ging mir um das Ideelle, zu zeigen, wie einfach diese gewaltige Ersparnis für alle Bürger umzusetzen ist. Besonders erfreulich ist auch der Wegfall des ewigen Streits in Familien über die vergessene Abschaltung von Elektrogeräten.“ In fast allen Industriestaaten ist die Standby-Schaltung heutzutage Pflicht. 

Franz Josef Schulte hat sich einer neuen Sache zugewendet, die er schon seit Jahren verfolgt und mit seinen 72 Jahren noch zu Ende bringen möchte: „Dass mindestens in 30 Prozent aller Haushalte die Hälfte des Stroms selbst erzeugt wird und das zur richtigen Zeit, so ganz nebenbei.“ Wie? „Es sind immer einfache Fragen, die man nur stellen und beantworten muss. Die Mehrheit nutzt im Haus eine Heizung, die mit Pellets, Heizöl oder Gas befeuert wird. Alle haben eine Flammtemperatur zwischen 1.200 und 1.400 Grad Celsius. In den Gebäuden braucht man allerdings nur etwa 60 Grad Vorlauftemperatur für die Heizkörper und fürs Brauchwasser.“ Die einfache Frage: Kann man diese Temperaturdifferenz zur Stromerzeugung nutzen? Wie macht man das? Auch das hat er zusammen mit Partnern inzwischen bis zur Serienreife entwickelt. Aber das ist eine neue Geschichte.