Kirche ist da – auch für Landwirte

Quelle: Maria Aßhauer / Erzbistum Paderborn

Zahlreiche Landwirtinnen und Landwirtinnen waren zur Libori-Landvolkkundgebung gekommen, um unter anderem das Grußwort des neuen Paderborner Erzbischofs Dr. Udo Markus Bentz (3.v.r.) und die Festrede des bayerischen Bauernpräsidenten Günther Felßner (2.v.l.) zu hören. Foto: Maria Aßhauer / Erzbistum Paderborn

Paderborn (pdp). Der Paderborner Erzbischof Dr. Udo Markus Bentz ermutigte bei der Landvolkkundgebung am Libori-Dienstag im Schützenhof die anwesenden Landwirtinnen und Landwirte, weiter neue Wege zu gehen: „Wir stehen noch nicht am Ende unserer Entwicklung, wenn wir die nachhaltige und sozial gerechte Landwirtschaft als Ziel vor Augen haben“, sagte der neue Paderborner Erzbischof. Festredner Günther Felßner, Präsident des Bayerischen Bauernverbandes, stellte seine Gedanken zum Thema der Kundgebung vor: „Vielfältig – innovativ – kreativ. So geht es weiter nach den Bauerndemos“. Die Kundgebung ist traditionsreich und somit „alt“, neu hingegen war in diesem Jahr ihr Ablauf mit einer Talkrunde und Video-Einspielern. 

Im Jahr des 75-jährigen Bestehens der Landvolkshochschule Hardehausen nannte Erzbischof Dr. Udo Markus Bentz die Bildungseinrichtung des Erzbistums Paderborn einen Heimatort, den das Erzbistum derzeit mit Investitionen in Gebäude zukunftssicher macht. Zur gesellschaftlichen Pluralität und zu Hardehausen gehöre ein Diskurs, in dem „man einander offen sagen kann, was man denkt. Hier weiß man: Ich treffe auf Menschen mit ähnlichen Herausforderungen“, so der Paderborner Erzbischof.

Quelle: Maria Aßhauer / Erzbistum Paderborn
Bei seiner ersten Landvolkkundgebung machte Erzbischof Dr. Udo Markus Bentz, dass die Kirche von Paderborn für die Landwirtinnen und Landwirte da sein wolle. Foto: Maria Aßhauer / Erzbistum Paderborn

Hardehausen bringe Landwirtinnen und Landwirte, Konsumierende oder Menschen aus dem Handel zusammen, um gemeinsam über Fragen etwa der Tierethik oder politischer Vorgaben zu diskutieren, sagte der Paderborner Erzbischof. Die Kirche von Paderborn wolle solche Orte wie Hardehausen, wo ein „geschützter und ehrlicher Dialog“ über landwirtschaftliche Themen möglich sei, weiter stärken. 

Versprechen der Kirche steht

Hardehausen sei ein Bildungsort, führte Erzbischof Dr. Bentz weiter aus. Dort werde Innovation möglich, die für eine nachhaltige und sozial gerechte Landwirtschaft wesentlich sei. Der globale Weltmarkt führe nicht nur in der Landwirtschaft dazu, „dass ‚die Großen‘ gewinnen zu Lasten der Kleinen“. Noch immer gebe es zu viele Menschen auf der Erde, die hungern müssten. „Es gibt Bauernfamilien, die sich nicht von ihrer eigenen Hände Arbeit ernähren können“, mahnte der Paderborner Erzbischof.

Erzbischof Dr. Bentz dankte allen ehrenamtlichen Beratenden, die sich in der vor 10 Jahren gegründeten ländlichen Familienberatung in Hardehausen engagieren. „Dieses Beratungsangebot zeigt: ‚Kirche ist da, für Sie!‘“, betonte der Paderborner Erzbischof. Nicht zuletzt habe Hardehausen als Glaubensort eine besondere Spiritualität. Gerade auf die Schöpfung brauche es einen spirituellen Blick. „Die Landvolkshochschule ist das Versprechen der Kirche an die Landwirtschaft. Dieses Versprechen steht“, versicherte Erzbischof Dr. Udo Markus Bentz zum Abschluss seines Grußworts unter großem Applaus.

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Festredner Günther Felßner stellte seine Gedanken zu einem zukunftsweisenden „Green Deal“ vor. Foto: Maria Aßhauer / Erzbistum Paderborn

Green Deal für die Zukunft

„Die Mutter aller Kulturen ist die Agrikultur“, hatte Günther Felßner zu Beginn seiner Festrede zuvor deutlich gemacht. Diese Aussage drücke die Demut vor der Landwirtschaft und ihrer Aufgabe aus, Menschen Nahrung zu geben. Um den nachhaltigen Erhalt von sowie die Teilhabe und den Zugang zu Wohlstand zu ermöglichen, gebe es nur eine Option: „Wir müssen raus aus dem fossilen System und rein in ein grünes System der Bio-Ökonomie“, forderte Felßner. Für diese Transformation sei eine nachhaltige Intensivierung der multifunktionalen Nutzung von Flächen nötig.

Bei den Bauerndemos hätten Landwirtinnen und Landwirte in Deutschland und Europa viel bewegt. „Die Bevölkerung hat sich hinter uns gestellt“, zeigte sich Günther Felßner überzeugt. Der bayerische Bauernpräsident sieht die Landwirtschaft in einer Vorbild-Rolle als „Denkfabrik für die Gesellschaft“. Felßner stellte seine Gedanken zu einem „Green Deal“ für die Zukunft vor. Dazu gehöre ein Nachdenken über Ernährung, über regenerative Energieversorgung, über De- und Rekarbonisierung sowie über den Schutz von Ressourcen. „Wir brauchen für all das clevere Antworten aus der Wissenschaft. Nichtstun bringt keine Nachhaltigkeit, es braucht Nachdenken. Wenn wir diese Transformation stemmen wollen, müssen wir uns das erarbeiten – für die nächste Generation.“ 

Resonanzen aus der Praxis

Unmittelbare Resonanzen auf den Festvortrag lieferte eine Talkrunde: Die Landesvolkshochschule ist Veranstalter der Kundgebung, Kooperationspartner sind der Westfälisch-Lippische Landwirtschaftsverband (WLV) und der Westfälisch-Lippische Landfrauenverband (WLLV). Stellvertretend für alles Gäste tauschten sich Hubertus Beringmeier, Präsident des WLV und Annegret Langehanenberg, Vizepräsidentin des WLLV, mit zwei jungen Landwirten aus: Uta Ising und Thilo Kamphus haben den Grundkurs 2024 in der Landvolkshochschule gemacht. Traditionell melden sich immer zwei Absolventen des Grundkurses als Stimme der jungen Landwirte bei der Landvolk-Kundgebung zu Wort – und geben so der Zukunft der Landwirtschaft ein Gesicht. 

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Talkrunde v.l.: Moderator Stephan Kreye, Hubertus Beringmeier, Annegret Langehanenberg, Uta Ising und Thilo Kamphus. Foto: Maria Aßhauer / Erzbistum Paderborn

Stephan Kreye, Dozent an der Landvolkshochschule mit dem Fachbereich Spiritualität und Landpastoral, hatte die Runde moderiert. Neben viel Zustimmung für Festredner Günther Felßner und seine Ausführungen machten die vier Diskussionsteilnemenden aber auch deutlich: Viele Menschen in der Landwirtschaft arbeiten bereits am Limit. Es müsse insofern gefragt werden, zu welchem Preis man noch mehr leisten könne. Es müsse neben aller jetzt schon geleisteten Arbeit auch ein Stück „Lebensqualität auf den Höfen“ bleiben.

Solidarisierung und Bestärkung

Die Landvolkshochschule habe den Auftrag, „Platz für alle in der Landwirtschaft zu bieten und Solidarisierung und Bestärkung durch Begegnung zu ermöglichen, hatte Barbara Leufgen als Direktorin der Landesvolkshochschule die Gäste im Schützenhof begrüßt: „Wir spüren heute, wie viele sich dem ländlichen Raum verbunden fühlen und diesen gestalten.“ Als Moderatorin durch das Programm führte Anna Hollenbeck aus dem Dozententeam der Landvolkshochschule. Vorbereitet wurde die Landvolkkundgebung von einem Team aus der Landvolkshochschule und der Abteilung bilden+tagen aus dem Erzbischöflichen Generalvikariat Paderborn. Der Musikverein Ossendorf sorgte für den gewohnten musikalischen Schwung.