„Kegeln kann ja jeder – wir knobeln“

50 Jahre „Dreh Rum“ – viel mehr als ein Knobelclub 

Vor 50 Jahren ausgerechnet auf einem Beerdigungs-Kaffee gegründet, treffen sich die Mitglieder des Bruchhausener Knobelclubs „Dreh Rum“ immer noch zweimal im Monat in der Dorfschänke Körner und blicken auf ein halbes Jahrhundert bewegte Sauerländer Vereinsgeschichte zurück.  

Sieben jung gebliebene Bruchhausener Urgesteine sitzen – wie an jedem zweiten Freitag im Monat – um einen großen Tisch im Gasthof Körner. An diesem Abend im Oktober gibt es allerdings einen besonderen Anlass: Der Knobelclub feiert sein 50-jähriges Bestehen. 1971, als eigentlich die Ära der Kegelclub-Gründungen in voller Blüte stand, hoben die jungen Männer mit damals Anfang 20 – ausgerechnet nach einem Beerdigungs-Kaffee in der „Letzten Träne“ in Hüsten – ihren Knobelclub aus der Taufe. „Nachts um 12 Uhr standen wir auf den Tischen, und dann haben wir den Knobelclub gegründet. Wir dachten, Kegeln kann ja jeder – wir knobeln“, erinnert sich Erhard Reuther, eines der Gründungsmitglieder.   

Nicht die Statuten zählen, sondern jahrzehntelange Freundschaft 

„Dreh Rum“ ist allerdings kein gewöhnlicher Verein, im Vereinsregister sucht man ihn vergeblich. Denn hier halten nicht die Statuten den Club zusammen, sondern die jahrzehntelange Freundschaft der Clubmitglieder.  Zum Team der ersten Stunde gehören neben „Viete“ Reuther auch Werner „Ossi“ Osthoff, Reinhard „Atze“ Levermann und Dieter „Raddi“ Rathgeber. Das Amt des Präsidenten bekleidet Herbert „Schlappi“ Jochheim. Dann gibt es auch noch den Posten des „Schreiers“ und die offizielle Funktion des „Deckelwarts“, beides ausgefüllt in Personalunion von Jürgen „Lanze“ Landsknecht. Letzterer sorgt dafür, dass für alle Knobelspiele immer die richtige Anzahl an Bierdeckeln zur Verfügung steht. Wo es einen Schreier gibt, ist auch ein „Schweiger“ nicht weit. Dies ist Theo Eisenberg, mit 68 Jahren das Nesthäkchen in der Runde. Eine weitere Besonderheit dieses Knobelclubs: mit Elmar Körner und Levermann gibt auch zwei passive Mitglieder. 

Hintere Reihe v. li. nach re.: Jürgen Landsknecht, Theo Eisenberg, Elmar Körner, Reinhard Levermann. Vorne: Dieter Rathgeber, Herbert Jochheim, Werner Osthoff und Erhard Reuther.

Dorfschänke seit über 40 Jahren Stammlokal 

Seit 1980 hat „Dreh Rum“ seinen Stammsitz in der Dorfschänke. Das Vereinsleben beschränkt sich jedoch nicht nur aufs Knobeln. 30 Jahre in Folge ging man am Ostermontag gemeinsam mitsamt Familien den Emmausgang. „Das ging immer übern Berg zu Benni Beckmann nach Müschede“, erinnert sich Präsident Jochheim. Bis Corona ging es auch einmal im Jahr deutschlandweit auf Tour, inklusive Mallorca. Von jedem Ausflug bringen die Bruchhausener Originale einen Koffer voller Anekdoten und Erlebnisse mit. 

„Der mogelt am besten“ 

Einmal im Jahr wird die Clubmeisterschaft ausgetragen. Spitzenreiter sind Landsknecht, Eisenberg und Jochheim, die den begehrten Titel schon jeweils sechs Mal errungen haben. Osthoff sicherte sich 1971 die allererste Clubmeisterschaft, amtierender Meister ist Eisenberg, „der mogelt am besten“, kommentiert Reuther. 

Inzwischen wird nicht mehr jedes Mal geknobelt. „Wenn du das 50 Jahre lang gemacht hast, dann tut dir auch irgendwann der Arm weh“, schmunzelt Osthoff. „Wir haben auch immer viel zu tun“, ergänzt Landsknecht, „Wir gründen hier Parteien und wir sind natürlich auch Bundestrainer!“ Was ist das Geheimnis von 50 Jahren Verbundenheit, abgesehen von einem ausgeprägten Sinn für Humor? Osthoff resümiert: „Man freut sich einfach auf den Abend. Auch die gemeinsamen Feten, die Frauen verstehen sich gut. Es passt eben, das ist ein traumhaftes Verhältnis… Und manchmal wird auch geknobelt!“