Quelle: Foto: Inga Bremenkamp
Katja Haupt ist seit dem 1. Januar 2023 Bundestützpunkttrainerin für Rodel in Winterberg und die einzige Frau im Weltcup-Team von Chefbundestrainer Rodeln Norbert Loch. Zuvor war die diplomierte Sportwissenschaftlerin 15 Jahre Landestrainerin in Winterberg. „Ich habe sehr gute Erfahrungen gemacht und viele neue Eindrücke gewonnen“, so lautet das Fazit ihrer neuen Aufgabe im Gespräch mit dem Sportzentrum Winterberg (SZW). „Ich lebe diesen Sport und Beruf.“ Als „großes Glück bezeichnet sie die Tatsache, dass sie nach Abschluss ihres Studiums 2007 direkt als Landestrainerin in Winterberg anfangen konnte und eine Menge „mitentwickelt“ hat.
SZW: Lass uns in medias res gehen: Du bist seit dem 1. Januar 2023 Bundesstützpunkttrainerin für Rodel in Winterberg und gehörst als einzige Frau zum Weltcup-Trainerteam um Bundestrainer Norbert Loch und unter anderen Torsten Görlitzer, Patric Leitner und Jan Eichhorn. Wie lautet das Fazit des ersten halben Jahres?
Haupt: Es war der erste komplette Winter im Weltcup-Team. Es war eine sehr, sehr gute Erfahrung mit vielen neuen Eindrücken. Es war auch die erste Möglichkeit, neue Bahnen kennenzulernen. Ich war das erste Mal mit in Übersee, Kanada und in den USA. Ich habe sehr viel gelernt und bin gespannt auf die Sachen, die noch kommen.
SZW: Wie sieht konkret Dein Aufgabengebiet aus?
Haupt: In Winterberg als Bundesstützpunktrainerin bin ich dafür verantwortlich, dass in der Rodelabteilung alles läuft, mit den drei Kollegen, die ich habe. Wir müssen die Rodlerinnen und Rodler nach vorn bringen. Neben den vielen organisatorischen Sachen ist das Training mit den Großen meine Kernaufgabe. Meine Trainingsgruppe besteht aus David Gamm und Cheyenne Rosenthal. Robin Geueke trainiert ja in Berchtesgaden, aufgrund des Wohnortwechsels. Im Weltcup-Team sieht es so aus: Ich stehe an der Bahn und filme, bereite die Videoauswertung mit vor. Ich decke zudem einige organisatorische Aufgaben mit ab, um Norbert Loch zu entlasten. Natürlich kümmere ich mich auch um meine Sportlerinnen und Sportler.
SZW: Die Trainerwelt ist fast ausschließlich eine Männerdomäne. Ausnahmen sind Tatjana Hüfner in Italien, Eunjung Sung in Korea unter Wolfgang Staudinger und Du als Diplom-Sportwissenschaftlerin und erfahrene Trainerin im Nachwuchsbereich in Winterberg. Was sind die Gründe für die Männerdomäne?
Haupt: Es gibt verschiedene Gründe. Es hängt sicherlich auch damit zusammen, dass es für Frauen im Sport eher ein bisschen schwieriger ist, wenn sie eine Familie aufbauen wollen. Zudem gibt es nicht so viele Nachwuchstrainerinnen und -Trainer, die diesen Weg gehen.
SZW: In einem Gespräch mit dem Weltverband FIL hat Du u. a. gesagt: Ich ticke
anders als die männlichen Kollegen. Ich sage nicht, dass das besser oder schlechter ist. Aber ich nehme Dinge anders auf und legen manchmal eine
andere Denkweise an den Tag, um etwas weiterzuentwickeln. Katja, das müssen wir genauer unter die Lupe nehmen …
Haupt: Nicht nur anders als die Männer. Ich glaube, ich kann schon sagen, dass ich diesen Sport und den Beruf einfach auch lebe. Es ist für mich nicht nur ein Beruf, den ich ausübe, dann fertig bin und nach Hause gehe. Ich beschäftige mich den ganzen Tag damit. Das ist sicherlich anders als bei manch anderen Kolleginnen und Kollegen. Frauen ticken zudem grundsätzlich ein bisschen anders als Männer. Man fasst den einen oder anderen Gedanken anders auf, versteht ihn anders und geht damit anders um. Das ist weder positiv noch negativ gemeint, sondern einfach anders.
SZW: Du warst von 2007 bis 2022 15 Jahre Landestrainerin in Winterberg. Wie ist es um den Nachwuchs bestellt? Mit Laura Koch und Melanie Hänsch stehen zwei junge Mädels am Anfang einer möglichen großen Karriere – Stichwort Youth Games, die olympischen Jugend-Winterspiele im nächsten Jahr.
Haupt: Es bleibt eine Menge hängen. Ich hatte die Möglichkeit und das große Glück, direkt nach meinem Studium ins Berufsleben einsteigen zu können. Ich bin direkt nach Winterberg gekommen und konnte direkt den Beruf ausüben, den ich immer machen wollte. In diesen 15 Jahren habe ich sehr viel mitentwickelt und am Stützpunkt vorangetrieben. Ich habe sehr viel an Erfahrung gesammelt, konnte mich weiterentwickeln, weil ich nicht Dienst nach Vorschrift machen musste oder alles vorgegeben war. Ich konnte frei arbeiten.
SZW: Nenn mal einige Sportlerinnen und Sportler, mit denen Du gearbeitet hast.
Haupt: David Gamm war bei mir in der ersten Trainingsgruppe, der zu diesem Zeitpunkt noch mit Christian Paffe Doppel gefahren ist. Cheyenne Rosenthal hat bei mir tatsächlich mit dem Rodeln angefangen. Jetzt ist sie bei mir wieder in der Gruppe, so schließt ich der Kreis. Auch die aktuellen Sportlerinnen und Sportler im Nachwuchsbereich habe ich trainiert und betreut, sei es Laura Koch oder Melanie Hänsch, die jetzt schon kleine internationale Erfolge gefeiert haben.
SZW: Was traust Du Laura und Melanie zu?
Haupt: Ja, schon einiges. In diesem Jahr geht es um die Qualifikation und Nominierung für die Youth Games im nächsten Jahr in Südkorea. Es geht aber auch um die Qualifikation für den Junioren-Weltcup. Beides ist nicht unrealistisch.
SZW: Was macht die Trainerin Katja Haupt jetzt im Sommer?
Haupt: Sommerpause war in diesem Jahr noch weniger als sonst. Im Frühjahr bin ich in den Urlaub geflogen, das war schon drin. Seitdem standen Fortbildung auf der Agenda, es ging und geht darum, das tagtägliche Training abzusichern, zu planen
und umzusetzen. Natürlich gibt es auch andere Planungssachen. Es gibt auch im Sommer viel zu tun.
SZW: Katja, vielen Dank und alles Gute für die Arbeit am Winterberger Stützpunkt und im Team von Bundestrainer Norbert Loch.
Bildzeile: Neue Aufgaben mit viel Engagement: Katja Haupt. Foto: Inga Bremenkamp