Dürfen wir vorstellen? Das ist Karl, Karl der Käfer. Er ist ein professionelles Käfermodell und überall ein gern gesehener Gast. Prinzipiell kann der Sauerländer ganz gut mit Käfern. Man ist den Anblick gewohnt, immerhin stellen Käfer die artenreichste Gattung innerhalb der Insekten. Und bei denen ist viel Hübsches dabei. Marienkäfer beispielsweise gelten als Glücksbringer. Dass die kleinen Krabbler – zumindest die leuchtend roten mit den zwei schwarzen Punkten – ein schwaches Gift absondern können, wenn man sie auf die Hand nimmt, stört die wenigsten Menschen. Marienkäfer haben einfach eine gute Lobby, genau wie Maikäfer. Die Entdeckung eines Maikäfers wird heute mit Erstaunen und Entzücken quittiert, obwohl die Biester früher als Plage galten. Heute sind die Tiere selten und ein Zeichen für eine intakte Umwelt. Kinder lernen schnell, Marienkäfer und Maikäfer zu identifizieren. Das mag eventuell daran liegen, dass es beide ganzjährig als Schokoladenkäfer gibt. Auch das ist aktive Imagepflege.
Ein anderer Käfer kommt in der Gunst der Sauerländer nicht so gut weg: der Borkenkäfer. Er ist weder hübsch noch hat ihm jemand ein Schokoladendenkmal geschaffen. Besonders der „Buchdrucker“, dessen Larvengänge arabischen Schriftzeichen ähneln, erzürnt die Gemüter. Wenige Käfer reichen aus, um komplette Fichtenwaldbestände in Totholz zu verwandeln. Aber Käfer ist nicht gleich Käfer. Karl, unser Modell, ist ein sogenannter Rothaarbock und gehört zu den Scheibenkäfern. Er lebt vorzugsweise in alten Eichenwäldern und legt unter der Rinde abgestorbener Äste seine Larven ab, die sich dann mehrere Millimeter tief in den Ast bohren – und später auch wieder raus. Da der Ast tot ist, stört das niemanden. Der Käfer wird bis zu 12 mm lang, ist also schon ein ordentlicher Brummer. Er ist absolut ungefährlich, und wenn er mal im Haus gefunden wird, hat sich der Kerl entweder verirrt (Models eben …) oder er wurde mit Kaminholz hineingebracht. Bringen Sie ihn einfach wieder raus – auf keinen Fall in die Küche. Auch wenn sich zunehmende Teile unserer Bevölkerung von alternativen Proteinquellen ernähren, sollten Sie mit Karl nicht Experiment „Insekten frittieren“ beginnen. Denn Karl steht als seltener Käfer auf der Roten Liste und ist geschützt.
Generell sollten Sie nicht jeden Käfer, den Sie hübsch oder niedlich finden, anfassen. Denn das ist einerseits recht unhöflich und andererseits haben wir auch in Deutschland einige Käfer, die ein sehr starkes Gift mit sich herumtragen, wie der schillernde schwarz-blaue Ölkäfer, aktuell Insekt des Jahres. Einfach Abstand halten (natürlich mindestens 1,5 Meter) und krabbeln lassen.