Kann Stadtarchivarstelle in Olpe wegfallen?

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Diskussion um k.w.-Vermerk

Laut Duden ist ein Archiv eine Einrichtung zur systematischen Erfassung, Erhaltung und Betreuung von Schriften, Dokumenten, Urkunden oder Akten, soweit sie historisch, rechtlich oder politisch von Belang sind. Gerade um die zukünftige Besetzung der hauptamtlichen Stelle des Stadtarchivs Olpe geht es in der momentan doch ziemlich aufgeregten öffentlichen Diskussion, nicht nur in und um Olpe, sondern sogar bundesweit. Viele wichtige Personen des öffentlichen Lebens haben sich für die Erhaltung einer hauptamtlichen Stelle in Olpe eingesetzt.

In einem Offenen Brief, der von 95 Personen unterschrieben wurde, darunter eine Reihe von Archivaren, Historikern, Wissenschaftlern und bekannten Persönlichkeiten, an den Bürgermeister der Stadt Olpe, Peter Weber (CDU), wurde energisch gegen die mit k.w. (kann wegfallen) gekennzeichnete Stelle im Stellenplan des Haushaltsjahres 2024 protestiert. Ein Grund ist: Erst am 30. Juni 2024 geht der langjährige Stelleninhaber Josef Wermert in den Ruhestand und das Archiv der Stadt Olpe wird dann von einer Archivarin betreut, die auch die Archive der Stadt Drolshagen und der Gemeinde Wenden mit bearbeitet. In dem Offenen Brief wird auf die langjährige Herausgabe des Jahrbuches Olpe in Geschichte und Gegenwart sowie die mehrbändige Geschichte der Stadt Olpe hingewiesen, die durch die fachlich qualifizierte Arbeit des jetzigen Stelleninhabers ermöglicht wird.

k.w.-Vermerk sorgt für Aufregung

Hintergrund des k.w.-Vermerkes im Haushaltsplan sind die Bemühungen der Stadt Olpe, ein städtisches Museum zu errichten. Der zukünftige Museumsleiter soll neben seiner Hauptaufgabe, dem Aufbau des Museums, auch das Archiv leiten, eine Aufgabe, die nach Ansicht der Briefschreiber nicht zu leisten ist. In einem weiteren Offenen Brief der Archivschule Marburg, unterschrieben von den Teilnehmern des 60. Fachhochschullehrganges, wird ebenfalls Kritik zum Wegfall der Archivstelle in der Stadt Olpe geübt. In diesem Schreiben wird aus sachkundiger Sicht die Trennung von Museums- und Archivleitung gefordert, da beide Berufsbilder signifikante Unterschiede in der Ausbildung beinhalten.

Archivare und Archivarinnen durchlaufen eine dreijährige Ausbildungsphase, die sich durch die unterschiedlichen Ziele, auch wenn viele Ähnlichkeiten vorhanden sind, unterscheiden. Der Archivar befasst sich meist mit dem reinen Schriftgut. Museumsobjekte dagegen sind unterschiedlich, vom Bild über die Skulptur, von handwerklichen Arbeitsgeräten bis zu Steinzeitscherben oder technischen Geräten.

Ein Archiv ist mehr als historisches Gedächtnis anzusehen, in diesem Fall das gut gepflegte Gedächtnis der Stadt Olpe, in dem nicht allein die Akten der Stadtverwaltung, sofern historisch wichtig, sondern auch viele aktuelle Schriftstücke und Bücher deponiert werden. Durch die Bürgerschaft kommen auch Bestände oder Privatbibliotheken in den Besitz der Archive, die oft wertvolles Quellenmaterial für heimatgeschichtliche Forschungen beinhalten, und vermehrt digitales Schriftgut hinzu, was natürlich ordnungsgemäß registriert und fachgerecht gelagert werden muss. Ob all diese Aufgaben von einem Museumsleiter eines frisch gegründeten Museums geleistet werden können, steht im Raum und bedarf bestimmt noch einer gründlichen Analyse.

Nachbarstadt im Blick

Da hat es die benachbarte Stadt Attendorn leichter. Hier existiert seit 1967 das Kreisheimatmuseum Olpe, heute Südsauerlandmuseum, in gemeinsamer Trägerschaft des Kreises Olpe mit der Stadt Attendorn. Natürlich hat Attendorn auch ein städtisches Archiv, dessen Leiter durch seinen langjährigen Vorgänger Otto Höffer ein Jahr lang eingearbeitet wurde und das auch für die historische Forschung der interessierten Öffentlichkeit offensteht, mit den gleichen Aufgaben wie das Olper Stadtarchiv.

Mittlerweile gibt es in Olpe einige Reaktionen aus der Politik, so will die SPD die Archivstelle neu diskutieren und auch der Bürgermeister der Stadt Olpe drängte auf Beruhigung der aufgeregten Diskussion. In der letzten Sitzung verwies er auf den Termin des k.w.-Vermerkes, da er ja erst am 30.06.2024 zum Tragen komme. Bis dahin habe der Rat Zeit, um über den Stellenplan zu diskutieren. Man nehme die Kritik schon sehr ernst und wolle überprüfen, in welchem Umfang die Stelle neu besetzt werden soll.

Olpe hat also viel vor, denn zu den Plänen eines Museums steht ja auch der lang diskutierte Neubau eines modernen Rathauses im Raum, das den zukünftigen umweltgerechten Ansprüchen in Bezug auf moderaten Energieverbrauch gerecht werden will. Bis dahin werden bestimmt noch viele Akten und Schriftstücke akribisch im Stadtarchiv gesammelt, von wem, steht allerdings weiterhin offen.