Kann er Kanzler werden?

Mehr als eine Biografie über Friedrich Merz

WOLL-Kolumnistin Jutta Falke-Ischinger, aufgewachsen auf einem Hof in Schmallenberg im Sauerland, hat sich in ihrem aktuellen Buch „Der Unbeugsame“ mit dem Sauerländer Politiker Friedrich Merz und der Zukunft der CDU auseinandergesetzt.

WOLL: Frau Falke-Ischinger, was hat Sie bewogen, ein Buch über den Sauerländer Politiker Friedrich Merz zu schreiben, der ja schon selbst reichlich Bücher veröffentlicht hat?
Jutta Falke-Ischinger:
In der Geschichte der Bundesrepublik gab es noch nie so ein Comeback wie das von Friedrich Merz. Er war fast ein Jahrzehnt im politischen Abseits und hat es dann geschafft, sich in einem fast drei Jahre dauernden Sprint ins Zentrum der Partei zurück zu katapultieren. Wir fanden dabei spannend: Warum macht das einer mit Mitte 60, der sich mit seiner Frau ein schönes Leben machen könnte? Ist der ewige Merkel-Widersacher nur auf Rache aus? Oder was treibt ihn an? Im Buch geht es aber nicht nur um Merz persönlich. Uns interessierte die Frage, ob sich die CDU als bürgerlich-konservative Partei von dem abheben kann, was sie in 16 Jahren Regierungsverantwortung gemacht hat, inklusive Atomausstieg und Abhängigkeit von russischem Gas. Und: Wie kann sich die Union unter Merz von dem unterscheiden, was die Ampel auch jenseits von Gendern und Wokeness mit Deutschland vorhat? Welches sind die Punkte, bei denen die Union dringend gegensteuern muss?

WOLL: Werden bei der Beschreibung des Politikers Friedrich Merz möglicherweise auch gewisse Tugenden und Wesensmerkmale des Sauerländers an sich beschrieben?
Jutta Falke-Ischinger:
An das verschmitzte Selbstbewusstsein der Sauerländer kommt so schnell nichts ran. Im Buch bin ich tief in die Schrullen und Besonderheiten der Sauerländer eingetaucht und habe viele Geschichten ausgegraben, die so nur hier passieren können. Die Stories von Merz‘ wilder Schulzeit mit explodierenden Daunenkissen und frisierten Staubsaugern sind jedenfalls ganz schön deftig. Von Olaf Scholz ist nichts dergleichen bekannt. Die Sturheit und die bodenständige Hartnäckigkeit: Das ist schon ziemlich sauerländisch bei Friedrich Merz, obwohl er ja auch immer einen Fuß in der großen weiten Welt hatte.

Quelle: WOLL Magazin

WOLL: Kann der Sauerländer Friedrich Merz eines Tages Kanzler der Bundesrepublik Deutschland werden?
Jutta Falke-Ischinger:
Na klar. Die CDU führt derweil in den Umfragen, bei Merz‘ persönlichen Sympathiewerten ist noch Luft nach oben. Er kommt manchmal etwas besserwisserisch rüber. Aber war das bei Helmut Schmidt anders?

WOLL: Wer, neben Friedrich Merz selbst, sollte unbedingt dieses Buch lesen? Wem sollte es auf den Gabentisch gelegt werden?
Jutta Falke-Ischinger:
Unser Buch ist ideal als Geschenk für den politikinteressierten Ehemann, die Partnerin oder für Freunde, die gern durchs Schlüsselloch in die Welt der großen und kleinen Politik schauen. Partei egal. Man hat uns bescheinigt, dass wir so anschaulich geschrieben haben, dass das Lesen Spaß macht. Die Leser erwartet eine Lektüre mit vielen Hintergrundinformationen. Wir haben Dinge über Merz und andere wichtige Polit-Promis ausgegraben, die so noch nirgends gestanden haben, es gibt neue Einblicke zu Friedrich Merz‘ Verhältnis zu Angela Merkel, aber auch zu den anderen Frauen seines Lebens.

WOLL: Wie sehen Sie als Sauerländerin mit Blick aus Berlin das Sauerland als Region im Jahre 2022?
Jutta Falke-Ischinger:
Eine Zukunftsregion, die nicht nur zum Urlaubmachen attraktiv ist, sondern auch für die berufliche Karriere – auch für Leute aus der Stadt. Mir ist aufgefallen, dass das Leben im ländlichen Raum viel integrativer ist als in der Großstadt. Auf dem Land muss und kann jeder mit jedem auskommen. Dort ist es deutlich schwerer, sich abzuspalten. Manch einer wohnt natürlich weitab, auf einem einsamen Gehöft zum Beispiel. Aber es gibt in Dörfern und Kleinstädten seltener diese großstadttypische Spannung zwischen feinen Villenvierteln und anonymen Plattenbausiedlungen. Hier sitzen in der Schule eben alle nebeneinander, mit Vorurteilen kommt man nicht weiter, man rauft sich zusammen. Diese Erfahrung erdet und trägt ziemlich gut durchs Leben, auch jenseits des Sauerlands.