Judoka Pia Sartison ist nicht zu bremsen

16 Turnieren, 16 Medaillien

Sie ist die Kleinste in ihrer Klasse, aber ganz sicher nicht die Schwächste: Pia Sartison vom Judo-Verein „Kodokan Olsberg“ wurde kürzlich bereits zum dritten Mal zur „Kämpferin des Jahres“ der U13 gekürt.

Seit sie 2016 mit Judo begonnen hat, ist Pia Sartison nicht zu bremsen: Die Sammlung der 11-Jährigen umfasst bereits vier Pokale. Außerdem nahm die Olsbergerin bereits an 16 Turnieren teil – und brachte jedes Mal eine Medaille mit nach Hause. 2018 wurde sie Vizewestfalenmeisterin der U13, holte Ende 2019 den 3. Platz bei den Westfalen-Einzelmeisterschaften. „Man bekommt für jeden Turniersieg acht Punkte“, erklärt die Judoka. „Für Platz 2 gibt es fünf und für Bronze dann drei Punkte.“ Wer in einem Jahr die meisten Punkte gesammelt hat, wird „Kämpfer des Jahres“. Dass ihr ihre Kampfgefährten Albert Smajli und Tayron Drankiewicz dicht auf den Fersen sind, stört Pia nicht, im Gegenteil: „Albert hatte nur zwei Punkte weniger als ich“, sagt sie und lächelt, „da werde ich mich nächstes Jahr noch mehr anstrengen!“

Nachwuchs im Kodokan Olsberg

Die Nachwuchs-Judokas können stolz auf ihre Turniererfolge sein. Die Auszeichnung „Talent des Jahres“, bei dem das Augenmerk auf Fortschritt und kämpferische Entwickelung liegt, erhielt Nico Ernstberger. Auch Jugendtrainerin Tia den Ridder zeigt sich zufrieden. „Wir haben um die 30 Kinder, die regelmäßig in unserem Dōjō* in der Realschulturnhalle Olsberg mittrainieren.“ Wettkämpfe werden dann ab der U13 nach Geschlechtern getrennt bestritten. Eine Trennung, die Pia auf die Nerven geht. „Manchmal habe ich auf einem Turnier keine Gegnerin“, beschwert sich die Schülerin, „Dann kann ich nur einen Freundschaftskampf mit einem Jungen machen. Beim Training bin ich auch oft das einzige Mädchen.“ Pia und ihre Trainerin wünschen sich, dass sich in Zukunft mehr Mädchen für die Sportart begeistern können und das Kodokan Olsberg dann auch bei den Erwachsenen eine Damenmannschaft bilden kann. „Wer Interesse hat, kann einfach vorbeikommen. Wir freuen uns über jeden“, betont Tia den Ridder.

Ein gefährliches Hobby?

Pia kann sich auf jeden Fall keine Zukunft ohne Judo vorstellen. „Ich habe mit acht Jahren angefangen, um mich wehren zu können. Ich bin ja kleiner als alle anderen. Als ich dann einmal da war, hat mir sofort alles gefallen: Die Würfe, die Rollen, die Herausforderung.“

Fast jeden Monat nimmt Pia an einem Turnier teil. Einmal war sie dafür sogar in den Niederlanden. „Dort bin ich gewürgt worden. Aber nur ein bisschen, das war nicht so schlimm.“ Grund dafür war ein Missverständnis, da es im Nachbarland anderer Turnierregeln gibt.

Auf die Frage, ob Judo ein gefährliches Hobby ist, antwortet sie:
„Nein, ich bin noch nie verletzt worden.“ Auch Pias Mutter, Katharina Sartison, ist inzwischen davon überzeugt, dass Judo kein gefährlicher Sport ist. „Anfangs habe ich bei Turnieren immer innerlich gezittert, das sieht ja schon sehr ernst aus. Aber mittlerweile weiß ich, dass das harmlos ist und nur gefährlich aussieht.“ Und was sagt Pias Vater zu seiner kleinen Kämpferin? „Der ist mächtig stolz!“ Die Sartisons unterstützen ihre Tochter, wo sie können, einer ist bei jedem Turnier mit dabei. „Emilia, Pias kleine Schwester, hat auch schon mit Judo angefangen“, erzählt Katharina Sartison. Die Kleinsten können im Kodokan zunächst in die „Krabbelgruppe“, wo sie bereits im Alter von vier Jahren spielerisch erste Grundzüge des „sicheren Fallens“ lernen. Auch Pia freut sich über die Begeisterung ihrer kleinen, mittlerweile sieben Jahre alten Schwester. „Dann habe ich Zuhause jemanden, mit dem ich üben kann.“

Judo: „Tugendhafte“ Selbstverteidigung

Dass Judo mehr ist, als eine reine Sportart, ist Tia den Ridder und dem Verein wichtig: „Im Judo gibt es zehn Tugenden, an die wir uns als Trainer halten und die wir den Kindern vermitteln. Das sind Hilfsbereitschaft, Respekt, Mut, Selbstbeherrschung, Freundschaft, Wertschätzung, Ehrlichkeit, Ernsthaftigkeit, Höflichkeit und Bescheidenheit.“ Judo ist nicht dafür da, jemanden anzugreifen, sondern dient einzig der Selbstverteidigung. „Dabei kommt es weniger auf Stärke, als auf Technik an“, beschreibt die Trainerin die Sportart. „Wir versuchen, die Kraft des Gegners mit zu nutzen, um ihn zu Boden zu bringen.“

Alltag einer Judoka

Zweimal die Woche trainiert Pia anderthalb Stunden. Dabei wird sich 30 Minuten lang aufgewärmt. Anschließend werden circa 45 Minuten lang Techniken geübt. Die letzte Viertelstunde des Trainings ist dann dem Übungskampf gewidmet. Vor wichtigen Turnieren steht für Pia auch schon mal ein Extratraining an; ab und an fährt sie zu Lehrgängen. Ihre Leistungen auf der Marienschule Brilon leiden aber nicht darunter. „Die Schule fördert das auch, dass die Kinder noch Zeit für Vereinssachen haben“, lobt Katharina Sartison. „Da wird darauf geachtet, die Kinder nicht mit Hausaufgaben vollzubanzen.“

Pias Lieblingsfächer sind neben Sport auch Musik, Textil, Kunst und Physik. Beruflich möchte sie einmal irgendwas mit Tieren oder Kindern arbeiten.

Ihre Pläne bezüglich des Judos dagegen sind ganz konkret: „Ich möchte zur Olympiade!“ Ein Traum, den fast jeder Judoka hat, weiß Trainerin Tia von Ridder. Sie selbst stammt aus einer Judo-Familie: „Mein Vater ist im Vorstand des Vereins, meine Mutter ist Trainerin.“ Ihr Bruder, Jamie den Ridder, war 2019 der beste Kämpfer der U15.

Große Ziele

Pias Chancen, ihren Traum zu verwirklichen, stehen laut Jugendtrainerin nicht schlecht. Dafür muss sich die Schülerin allerdings jetzt entscheiden, ob sie Judo weiter als Breitensport, also als Hobby, oder als Leistungssport betreiben will. „Und dann wird es langsam ernst!“ Wenn es nach Pia geht, ist der Fall klar: „Das wird zwar viel Arbeit, aber es macht Spaß.“ Dass man ihr ihre Fähigkeiten nicht ansieht, ist ihr dabei egal. „Ich weiß, was ich kann!“

Überhaupt ist die Olsbergerin seit ihrem Eintritt in den Verein deutlich selbstsicherer geworden, da sind sich Trainerin und Mutter einig. Eine Selbstsicherheit, die sie sich leisten kann: Ihr Name steht auf der U15-Liste für den Bezirkskader Arnsberg, in den sie wahrscheinlich Ende des Jahres aufgenommen wird. Eine Ehre, die nur 19 weiteren Judokas aus dem gesamten Regierungsbezirk Arnsberg zukommt. Schafft sie es, würde sie an größeren Turnieren teilnehmen. „Wer im Bezirkskader ist, bekommt in Witten ein regelmäßiges Sondertraining bei der Bezirkstrainerin. Und weitere Lehrgänge.“ Dafür will Familie Sartison die zusätzliche Fahrerei auch gern in Kauf nehmen. „Pia ist richtig gut – sie könnte es schaffen!“, davon ist die Trainerin de Ridder überzeugt.

Doch was ist Pias Erfolgsrezept? „Ich kämpfe lieber im Stand als am Boden“, verrät sie mit einem Lächeln, „Das geht einfach schneller!“

Erfolgreiche Nachwuchs-Judoka des Kodoka Olsberg

U10

1. Platz Pascal Wüllner, 2. Platz Ben Friedrich, 3. Platz Maximilian Srajek),

U15

1. Platz Jamie den Ridder, 2. Platz Julian Röhrken, 3. Platz Iesa Saffo)

U18

1. Platz Eileen Berkenkopf, 2. Platz Justus Gockel, 3. Platz Fabio Engel

„Ich möchte zur Olympiade“ (Pia Sartison, 11 Jahre)

Judoka Pia Sartison ist nicht zu bremsen 16 Turnieren, 16 Medaillien
Judoka Pia Sartison ist nicht zu bremsen 16 Turnieren, 16 Medaillien
Judoka Pia Sartison ist nicht zu bremsen 16 Turnieren, 16 Medaillien
Judoka Pia Sartison ist nicht zu bremsen 16 Turnieren, 16 Medaillien
Judoka Pia Sartison ist nicht zu bremsen 16 Turnieren, 16 Medaillien
Judoka Pia Sartison ist nicht zu bremsen —Pia mit ihrer Schwester Emilia 16 Turnieren, 16 Medaillien
Judoka Pia Sartison ist nicht zu bremsen —-Pia mit Trainerin Tia den Ridder 16 Turnieren, 16 Medaillien