Quelle: WOLL-Verlag
Die Zusammenlegung der Ämter Schmallenberg und Fredeburg 1943
Kriegsbedingte Schließung der Amtsverwaltung in Schmallenberg
Heute gibt es eine zentrale Stadtverwaltung in Schmallenberg, welche für das gesamte Stadtgebiet mit seinen 84 Orten zuständig ist. Vor 1975 gab es in den beiden Städten Schmallenberg und Fredeburg jeweils eigene Stadt- und Amtsverwaltungen. Mit dem fortlaufenden Zweiten Weltkrieg und dem einhergehenden Personalmangel wurden ab 1943 einige Verwaltungen zusammengelegt. Mit Schreiben vom 23. März 1943 erklärte der Regierungspräsident von Arnsberg, dass die Amtsverwaltung in Schmallenberg zum 15. April 1943 stillzulegen sei und nach Fredeburg übertragen werden solle. Beide Amtsverwaltungen sollten fortan vom Fredeburger Amtsbürgermeister Max Welge geleitet werden. Dieser hatte schon seit 1941 kommissarisch das Amt Schmallenberg geleitet, nachdem der dortige Amtsbürgermeister Fritz Riese zum Wehrdienst eingezogen worden war. Trotz der gemeinsamen Leitung sollten beide Ämter selbstständig bleiben, vor allem in der Haushaltsführung. Weitere Verfügungen umfassten u.a., dass die Umzugskosten von beiden Ämtern zur Hälfte zu tragen seien, die laufenden Kosten für die Räumlichkeiten aber vom Amt Fredeburg. Außerdem solle der Landrat bei Streitigkeiten, „die durch die räumliche Zusammenlegung und die gemeinsame Verwaltung zwischen den beiden Amtsverwaltungen entstehen“, entscheiden.
Gleichzeitig mit der Zusammenlegung wurde eine Auflistung aller Mitarbeiter der Amtsverwaltung Schmallenberg angefordert, u.a. im Hinblick auf deren Wehrtauglichkeit. Von den damaligen 20 Mitarbeitern – darunter zehn Frauen – wurden nur zwei Männer als „gesund“ eingestuft. Alle weiteren hatten schon Kriegsverletzungen erlitten oder waren als wehruntauglich eingestuft worden. Neben einer Auflistung aller Mitarbeiter wurde auch das gesamte Inventar der Amtsverwaltung – für den Umzug – erfasst. Jeder Stuhl, Tisch, Aktenschrank und jedes Wandbild.
Das Fazit zur gemeinsamen Amtsverwaltung
Nach dem Zweiten Weltkrieg wurden die beiden Ämter wieder getrennt. Dies wurde vor allem in Schmallenberg freudig begrüßt. So ergab die Zusammenlegung kaum Einsparungen von Verwaltungskosten, dafür aber längere Wege für die Bürger, da gerade aus dem industriell geprägten Schmallenberg mehr Bürger die Leistungen der Amtsverwaltung in Anspruch genommen haben sollen als die Fredeburger. Das „geschäftlich tote Fredeburg“ sah man als Schmallenberger von Anfang an unsinnig als Standort für eine gemeinsame Verwaltung. Schmallenberg war von der Fläche und Verwaltung her das größere Amt gewesen, Fredeburg dafür aber „Mittelpunkt nationalsozialistischer Agitation“, mit ihrer SA-Führerschule und dem Amtsbürgermeister Welge, welcher Parteimitglied war. Auch in Fredeburg sprach man nachträglich davon, dass die Einsparungen personell wie finanziell nur gering waren. Ebenfalls war eine gemeinsame Verwaltung bürgerunfreundlicher als zwei getrennte. 30 Jahre später sollten dennoch beide Verwaltungen erneut – und langfristig – zusammengelegt werden. Diesmal nach Schmallenberg und unter anderen Umständen.


