
Festakt zur Ausstellungseröffnung „775 – Westfalen. Die Ausstellung mit vielen Ehrengästen
Stimmiger hätte der Höhepunkt der Feierlichkeiten zum Jubiläumsjahr „1.250 Jahre Westfalen“ nicht sein können: Bei strahlendem Sonnenschein trafen am Nachmittag des 16. Mai mit Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier und Ministerpräsident Hendrik Wüst zwei gebürtige Westfalen als Gratulanten an der Paderborner Kaiserpfalz ein, um mit Erzbischof Dr. Udo Markus Bentz und den leiten- den Personen aus Kultur und Region die außergewöhnliche Sonderausstellung zur Geschichte der Region seit ihrer ersten Erwähnung im Jahr 775 zu eröffnen. Im Anschluss gab es einen Festakt im nahegelegenen Hohen Dom mit rund 450 geladenen Gästen und zum Abschluss gingen die Ehrengäste zum Historischen Rathaus, um sich in die Goldenen Bücher von Stadt und LWL (Landschaftsverband Westfalen-Lippe) einzutragen.

Zu Beginn der Veranstaltung hatten die Gäste um Steinmeier und Wüst die Möglichkeit, die vom LWL und der Kulturstiftung LWL initiierte Ausstellung „775 – Westfalen. Die Ausstellung“ zu eröffnen und auf einer Art „kulturhistorischem Wanderweg“ zwischen rund 500 kulturellen Schätzen aus der Region in Form von Handschriften, großformatigen Gemälden und archäologischen Funden durch die facettenreiche Entwicklung und Geschichte Westfalens zugehen. Von den Ehrengästen besonders bestaunt wurde ein Bericht der fränkischen Reichsannalen zum Jahr 775, in dem Westfalen zum ersten Mal erwähnt wird. Kuratorin Anne Karl erklärte freudestrahlend, dass das Buch, das dieses besondere Schriftstück enthält, für die Ausstellung erstmalig aus Paris entliehen werden konnte. Steinmeier zeigte sich hochinteressiert daran, an der geschichtlichen Verbindung nach Aachen hatte besonders Wüst seine Freude: „Armin Laschet würde es gefallen, dass wir einen Aachener brauchten, um Westfalen zu erfinden!“ Auch der glänzende Paderborner Libori-Schrein aus dem 17. Jahrhundert zog die Blicke auf sich: ein kunstvoll verzierter, vergoldeter Silberschrein des Heiligen Liborius, der seinen Platz normalerweise im Diozösanmuseum hat und nur vorübergehend in der Kaiserpfalz ausgestellt ist.
In den Grußworten von Steinmeier (gebürtig aus Detmold) und Wüst (gebürtig aus Rhede) konnte man ihre westfälische Herkunft deutlich heraushören – sprachlich und inhaltlich. Steinmeier brachte mit seinen Worten „Jau, nutzt ja nix“, den der Lipper seiner Heimat sage, wenn er nach einer kleineren oder größeren menschlichen Katastrophe mit Einsatz und Fleiß das Beste aus der Situation mache, so manchen zum Schmunzeln und bemerkte, dass diese pragmatische, positive Herangehensweise an die Dinge die Region auch zukunftsfähig mache. Er betonte mit Blick auf die westfälischen Ursprünge aber auch: „Nicht mit uns fängt die Welt an, nicht mit uns fängt Westfalen an. Wir sind die Erben einer langen Geschichte.“ Auch Ministerpräsident Wüst wagte in seiner Rede den Blick in die Zukunft, ausgehend vom Heimatgefühl an dem Ort, an dem wir uns zugehörig und wohlfühlen: „Der Erfolg Westfalens über Jahrhunderte hinweg liegt darin, dass es hier immer wieder gelungen ist, sich neu zu erfinden. Deshalb bin ich sicher: Westfalen bleibt eine starke, innovative und erfolgreiche Heimat“.

Zum Festakt im Dom wurden die einziehenden Gäste von den „12 Hellweger Cellisten“ mit der Europahymne begrüßt, ein bewegender Moment für den vollbesetzten und im Altarbereich farbig illuminierten Kirchenraum. Mit viel Applaus bedachten die Zuhörer die Reden (LWL-Direktor Dr. Lunemann, Bundespräsident Steinmeier, NRW-Ministerpräsident Wüst, Bürgermeister Dreier, Erzbischof Dr. Bentz) und das musikalisch-tänzerische Begleitprogramm.
Der Eintrag in die Goldenen Bücher von Stadt und LWL im Trauzimmer des Historischen Rathauses rundete den festlichen Nachmittag ab. Man hatte den Eindruck, dass viele westfälische Festgäste, verbunden durch die Wurzeln in der Vergangenheit und hierdurch gestärkt für die Zukunft, mit einem Lächeln im Gesicht wieder aufbrachen.