
Radrennfahrer und WOLL-Redakteur Jon Knolle vom Team REMBE-radnet hat im folgenden Bericht seine Erlebnisse von der Tour of Japan 2025 aufgeschrieben.
Konichiwa aus dem Land der aufgehenden Sonne! Gemeinsam mit dem Team REMBE – Rad-Net bin ich vom 18. bis zum 25. Mai die Rundfahrt Tour of Japan (UCI-Kategorie 2.2) gefahren. Rückblickend war es eine eindrucksvolle, erlebnisreiche und erfolgreiche Zeit.
Bis auf einen Tag sind wir jeden Tag in die Top Ten im Tagesergebnis gefahren. Ich selbst bin zweimal Dritter geworden. Johannes Adamietz wurde Siebter in der Gesamtwertung und wurde Achter bei der schweren Bergankunft am Mount Fuji, dem höchsten Berg des Landes.
Top Ten
Wir sind bereits am Mittwoch vor der Rundfahrt angereist. Somit hatten wir noch drei Tage zum Akklimatisieren. Sieben Stunden Zeitunterschied und heiß-schwüles Wetter bedeuteten eine Umstellung für uns alle.

Die Rundfahrt startete am Sonntag in Osaka. Im Auftaktkriterium wurde ich direkt Zweiter, knapp geschlagen von Shoma Kazama (Shimano Racing). Die erste Etappe war ein Prolog über über 2,6 Kilometer. Hier wurde ich guter Zehnter.
Einen Tag später folgte das erste richtige Rennen in Kyotanabe. Der Winterberger Lennart Voege belegte im Sprint den sechsten Platz. Gleich zu Beginn wollten wir als europäisches Team das Rennen in die Hand nehmen. Eine geschlossene Team-Attacke über den Berg führte leider nicht zum Erfolg. Darüber hinaus stürzte ich schwer, gemeinsam mit dem gesamtführenden Serben Dusan Rajovic (Team Solution Tech – Vini Fantini), der das Rennen mit einem Schlüsselbeinbruch aufgeben musste.
Gut erholt
In den nächsten Tagen erholte ich mich gut. So gut, dass ich auf der dritten Etappe den Sprung in die Spitzengruppe schaffte, die den Sieg unter sich ausmachte. Ich suchte früh die Entscheidung mit mehreren Attacken – ohne Erfolg. Im Zielsprint wurde ich dennoch Dritter.

Auf der schweren vierten Bergetappe konnte Johannes Adamietz auf den zehnten Platz fahren. Nur einen Tag später belegte er auf der Königsetappe den starken achten Platz. Zuvor hatte er bereits attackiert, konnte das hohe Tempo allerdings nicht bis ins Ziel fahren. In 2000 Metern Höhe gewann der Eritreaer Nahom Zeray (JCL Team Ukyo).
Fast der Tagessieg
Auf der vorletzten Etappe schaffte ich gemeinsam mit Lennart Voege den Sprung in die 15-köpfige Ausreißergruppe, die es erneut bis ins Ziel schaffte. Allein griff ich zwei Kilometer vor dem Ziel an und konnte mich mit zwei anderen Fahrern absetzen. Im Bergaufsprint wurde ich Dritter, hinter dem Spanier Benjamin Prades (VC Fukuoka). Lennart Voege wurde Tagesfünfter.

Der letzte Tag führte über einen kurzen Rundkurs in Tokyo. Ziel war es den Sprint für Lennart Voege und Jermaine Zemke anzuziehen. Kurz vor der letzten Kurve verloren wir uns in der Hektik leider aus den Augen. Jermaine wurde dennoch starker Zehnter im Sprint der endschnellsten Fahrer. Der Italiener Alessandro Fancellu (JCL Team Ukyo) wurde Gesamtsieger der Rundfahrt.
Zusammenfassend bin ich mit der Rundfahrt sehr zufrieden. Ich spüre, dass der erste Profisieg zum Greifen nah ist. Die Stimmung unter Fahrern und Betreuern war sehr gut. Gerade unser japanischer Mechaniker Teruya Atsuki machte einen großartigen Job.
Schule und Tokyo
Mein persönlicher Herzensmoment war der spontane Besuch in einer Grundschule in der Stadt Lida. Eigentlich wollten wir nur kurz auf die Toilette. Plötzlich standen wir in einem Klassenzimmer, umringt von japanischen Kindern. Und auf einmal war da eine herzerwärmende Freude – alle lachten, völlig überrascht von der absurden Situation. Die Lehrerin machte ein Gruppenfoto. Wir kommunizierten mit Händen und Füßen, da sie kaum Englisch sprachen. Ein wunderschön ehrlicher Blick durchs Schlüsselloch in ein sehr besonderes Land.

Nach der Rundfahrt hatten wir noch einen Abend in Tokyo. Zeit für Sightseeing. Gemeinsam waren wir auf dem Tokyo Tower in 250 Metern Höhe, liefen über den weltbekannten Zebrastreifen „Shibuya Crossing“ und versuchten uns am Mikrofon in einer typisch japanischen Karaoke Bar. Rückblickend kann ich sagen: Japan ist mehr als eine Reise wert. Die Menschen waren unfassbar freundlich und herzlich. Die Gratwanderung zwischen beeindruckender Natur und gefühlt endlosen Megastädten ist beeindruckend. Ich würde sehr gern nächstes Jahr wieder starten.

Für Johannes Adamietz und Miguel Heidemann ging es direkt weiter zur Oberösterreich-Rundfahrt. Ich starte ab Mittwoch bei der fünftägigen Litauen-Rundfahrt.
