Jannis Baumann schafft Everest-Challenge

„Das ist eine brutale Herausforderung, dafür muss man ein bisschen bekloppt sein.“ Das sage nicht ich, das sagt Jannis Baumann aus Bigge über sich selbst. Der 22-Jährige hat an der Everest-Challenge teilgenommen. Da suchen sich Radfahrer einen Berg aus und fahren so oft dort hoch, bis sie die Höhenmeter des Mount Everest, also genau 8.848 m erreicht haben. „Ich hatte das im Internet gesehen“, erzählt Jannis. „Das musste einmal für mich sein, denn als Radfahrer tut man sich gern selber weh.“

Am Ende des Tages bzw. der Challenge hatte Jannis 178,6 Kilometer in 10 Stunden 38 Minuten und 20 Sekunden absolviert. Mit 8.889 Metern sogar noch ein paar Höhenmeter mehr, als der Mount Everest mit seinen 8.848 Metern hat.

88 Mal den Berg hoch und runter

Die ersten fünf Minuten nachdem er vom Rad runter war, hatte er noch ganz schön „Pudding in den Beinen“, aber danach war es „ein Gefühl, als hätte ich eine ganz normale Tour zurückgelegt“, so Jannis. An die 88 Mal, so denkt er, fuhr er den Berg in Gevelinghausen hoch und runter. „Genau mitgezählt habe ich nicht, denn zwischendurch schaltet man schon den Kopf aus, weil das was ganz anderes ist, wie bei einer normalen Tour, wo du Zwischenziele hast. Hier war es ja immer dasselbe: den Berg rauf und wieder runter“, sagt der Hobby-Sportler.

Zum Glück hatte er zwischendurch Mitfahrer, die sich mit ihm unterhielten, alleine wäre das seiner Meinung nach eine Katastrophe geworden. Außerdem brachten ihm Familie und Freunde etwas zu essen und zu trinken an die Strecke, damit Jannis die Tortur, bei der er 9000 (!) Kalorien verbrauchte, auch durchhielt. Bei unserem Interview am Tag danach merkte man dem 22-Jährigen nichts mehr von seinen Strapazen an. „Aber so richtig aufs Rad gehe ich heute nicht mehr“, meinte er. „Nur ein kleines Ründchen, weil das Wetter so schön ist.“ Aus der lockeren Runde wurden am Ende mal eben 68 Kilometer und 1013 Höhenmeter.

Vernetzte Radfahrer

Bei Strava – einem sozialen Netzwerk für Radfahrer- kann man Jannis´ Touren nachlesen. Auf seinem Profil sind natürlich auch die Infos über die Everest-Challenge aufgezeichnet. Seine Tour am Tag danach hat den Namen „Angebrochene Reste von gestern verbrauchen“ und man sieht auch, dass der Bigger nur zwei Tage vor der Everest-Challenge knapp zwei Stunden im Sattel saß. Über den Daten zur Tour vom 4. Mai steht in fetter Schrift „Kurierfahrt auf dem dicken Blatt“. Ich wollte von Jannis wissen, was es damit auf sich hatte. „Ach so, das! Ein Kollege aus Gevelinghausen ist nach Reiste umgezogen. Der kriegt ab und an noch Post hierhin geliefert. Und der meinte zu mir: Du fährst doch so gerne Rad, willst du mir die Post nicht vorbei bringen? Das hab ich dann mal eben gemacht.“ Mal eben sind im Fall von Jannis Baumann 65,1 Kilometer.

Jannis fuhr immer schon gerne Rad, aber erst durch die Plattform Strava, bei der er seit 2016 seine Touren aufzeichnet, entwickelte er richtigen Ehrgeiz. „Es spornt einen an, was Leute aus der Region da hochladen. Man will das auch schaffen.

Vom Laufrad zum E-Bike

“Wie sich das Ganze mal entwickelt, das war bei seinen ersten Fahrversuchen als kleiner Junge nicht abzusehen: „Ich habe mit dem Laufrad angefangen und bin dann direkt auf das richtige Fahrrad umgestiegen, damit ich mich erst gar nicht an Stützräder gewöhne. Mein allererstes Mountainbike war ein gelbes Specialized-Rad“, kann sich Jannis noch genau erinnern. Mittlerweile besitzt Jannis drei Räder: ein Mountainbike, ein Rennrad und ein Crossbike, das aussieht wie ein Rennrad, aber breitere Reifen hat, damit man auch mal über Schotter fahren kann.

Jannis ist so gut drauf, dass er sogar berghoch E-Bike-Fahrer überholt. „Bis ich mir selbst mal eins hole, hat das noch Zeit“, lacht er. „Aber ich finde den E-Bike-Trend gut. Viele Leute, die sonst nicht fahren würden, weil man im Sauerland ja immer wieder Berge hoch muss, setzen sich so öfter aufs Rad und drehen ihre Runden.“

Es gibt kaum einen Ort im Sauerland, durch den der Hobby-Sportler noch nicht gefahren ist. „Ich habe schon viele Orte kennengelernt, da würdest du mit dem Auto nicht durchkommen. Das ist einfach schön im Sauerland. Die Gegend ist schön, und wenn du einen Berg hochfährst, kannst du hinterher die tolle Aussicht genießen“, schwärmt Jannis Baumann.

Langfristig hat der Bigger den Traum, einen Marathon in den Alpen zu fahren, bei dem er wieder bis an seine Grenzen gehen muss. Bis dahin wird er noch einige Kilometer und Höhenmeter im Land der tausend Berge zurücklegen.