Iserlohner Stadtmusikanten

Quelle: Iserlohner Stadtmusikanten

Show, Musik und tolle Bilder

Michael von Calle (Jahrgang 1968) ist 1981 zu den Iserlohner Stadtmusikanten gekommen, war lange Jahre dabei, bevor er die Band wieder verließ, und ist seit 2007 erneut engagiertes Mitglied. 2008 wurde er Geschäftsführer mit der vorrangigen Aufgabe, der Vertragsabwicklungen. Der „Chef“ der Band ist der Vorsitzende Michael Krebs. Eine wichtige Aufgabe im Vorstandsteam hat außerdem der musikalische Leiter und Tambourmajor Dirk Baumeister.

WOLL: Herr von Calle, Sie sind Geschäftsführer der ISM. Das Kürzel steht für Iserlohner Stadtmusikanten, gleichzeitig auch für Iserlohner Show- und Marchingband. Unter welchem Namen treten die Musikerinnen und Musiker auf?

Michael von Calle: Unser offizieller Name ist Show- und Marchingband Iserlohner Stadtmusikanten e. V. Die Bezeichnung „Show- und Marchingband“ steht an erster Stelle und verdeutlicht damit den Schwerpunkt der Iserlohner Stadtmusikanten.

WOLL: Seit wann gibt es diese Band?

Michael von Calle: Da muss ich schon ein wenig in die Vergangenheit zurückblicken. Eigentlich ist es das Jahr 1979, als die Band als Abteilung im Schützenverein Dördel, einem Teil des Iserlohner Bürger-Schützenvereins, begann. Dann haben sich die Stadtmusikanten 1995 als eingetragener Verein verselbständigt, was bis in die Gegenwart fortdauert. Unser Gründungsjahr ist also 1995.

Quelle: Iserlohner Stadtmusikanten

WOLL: Wie viele Mitglieder zählt die Band und wie setzt sie sich zusammen?

Michael von Calle: Augenblicklich sind wir ungefähr 130 bis 135 Mitglieder, allerdings mit fördernden und passiven Mitgliedern. Wir sind nach der neuesten Liste knapp 50 aktive Musikerinnen und Musiker sowie zehn Mitglieder in der weiteren Organisation, zum Beispiel Betreuer und PR-Team, und zusätzlich 15 Personen, die wir in der Ausbildung haben.

WOLL: Welche Instrumente werden in der Band gespielt?

Michael von Calle: Fangen wir mit dem Schlagwerk an – das ist auch mein Instrument, ich spiele Trommel – wir haben die Snaredrum, das ist eine kleine Trommel, die Bassdrum, das ist die Pauke, und die Cymbals als Becken. Bei den Blechbläsern haben wir vorrangig Trompeten und Posaunen und das Sousaphon, das von der Stimmlage der Tuba gleicht. Es sieht nur anders aus, nämlich mit dem Schalltrichter nach oben, was beim Marschieren optisch besser zu der Band passt. Bei den Holzbläsern haben wir die Flöten und die Saxophone.

WOLL: Gemeinsam Musik zu machen und dabei auch noch zu marschieren, ist nicht einfach. Wie oft üben Sie für die Auftritte?

Michael von Calle: Wir haben generell zweimal in der Woche Musikprobe in unserem Vereinsheim mit dem fein gestalteten Übungsraum im Obergeschoss einer ehemaligen Fabrik in der Iserlohner Altstadt. Dort können wir auch richtig laut sein, weil es im Umfeld nicht stört. Wir üben mittwochs und freitags zwei Stunden und vorab immer eine Stunde mit den Anfängern. Wenn wir innerhalb der Saison außerhalb unseres Übungsraumes für die Marschauftritte üben müssen, brauchen wir mehr Raum. Wenn wir Sporthallen bekommen, gehen wir dort hinein, aber das ist nicht immer ganz einfach, weil die Sportvereine Vorrang haben. Es gibt schon mal die eine oder andere Möglichkeit, dass wir irgendwo draußen proben können, insbesondere für die Marsch- und Showproben zu unseren Feldshows.

WOLL: Zu welchen Veranstaltungen tritt die Band auf?

Michael von Calle: Für uns hier in der Region vorrangig bei den Schützenfesten. Wir spielen aber auch Musikshows, bei Musik-Tattoos und – wenn man uns einlädt – spielen wir auch Geburtstagsständchen oder begleiten musikalisch Jubiläumsfeiern oder ähnliches. Dort, wo wir verpflichtet werden, verlangen wir eine Bezahlung, aber nicht für die Musiker, sondern für den Verein.

WOLL: Spielen die Musiker unentgeltlich?

Michael von Calle: Ja, trotz des doch recht großen zeitlichen Aufwands. Wer bei uns anfängt, weiß das. Als Amateurmusiker musizieren alle ehrenamtlich.

WOLL: Sie hatten im März mit dem Auftritt in Berlin ein Highlight. Gibt es weitere überregionale Auftritte, die die Band wahrnimmt?

Michael von Calle: Die Fahrt nach Berlin war ein Jubiläumsgeschenk von MdB Paul Ziemiak und MdL Thorsten Schick – beide Iserlohner. Wir haben im letzten Jahr unser Jubiläum – was wir wegen Corona zwei Jahre verschieben mussten – in der Matthias-Grote-Halle als riesengroße Veranstaltung mit befreundeten Bands gefeiert. Hier haben wir mit zwei Shows über 2.000 Zuschauer begeistern können. Wir sind in diesem Jahr im Juli auf der Freilichtbühne der Loreley bei der Royal Musikshow gewesen und werden im November in Krefeld und in Halle (Westf.) bei der gleichnamigen Musikshow auftreten. Im nächsten Jahr sind wir bei einem Tattoo in den Niederlanden und bei einem der größten Blumenkorsos in Europa in Zundern angefragt. Wir hatten zahlreiche Auftritte bei der Bundes-Musikparade in Oberhausen, Köln, Magdeburg, Kempen (Allgäu) und vielen anderen großen Arenen. Wir haben beim Grevenmacher Weinfest in Luxemburg, beim Tattoo in Brüssel gespielt und hatten auch Auftritte in Frankreich. Also, wir kommen schon herum in Europa.

WOLL: Mit den Auftritten werben die Musiker gleichzeitig für die Stadt Iserlohn. Zeigt sich das in finanziellen Zuschüssen?

Michael von Calle: Nein, gar nicht. Wir tragen den Namen Iserlohn nicht nur in unserem Vereinsnamen, sondern auch auf unserer Uniform. In der Schulterklappe zeigen wir den Danzturm mit dem Kürzel ISM, aber finanziell wirkt sich das durch die Stadt nicht aus. Der Verein muss sich finanziell selbst tragen. Es gibt allerdings großzügige Förderer in der Stadt.

WOLL: Wie steht es um die Nachwuchswerbung? Es müssen sich immer wieder neue Mitglieder finden, da ja auch welche ausscheiden.

Michael von Calle: Eine gewisse Fluktuation hat man immer. Das ist in der mittleren Altersgruppe der Jugend typisch. Die lernen neue Freunde kennen, die mit der Musik „nichts am Hut haben“ und verlassen uns wieder. Aber – und ich sage das voller Stolz –, was wir hier an Jugendarbeit machen, das sucht seinesgleichen in der Region. Viele Musikkapellen und Spielmannszüge haben das nicht, was wir an Zulauf haben. Ich glaube, dass das einfach daran liegt, dass wir eine völlig andere Musik spielen, als das, was man von Blasmusik allgemein erwartet. Es heißt auch nicht, dass die, die uns verlassen, für immer fort sind. Es kann sein, dass sie nach 20 Jahren – genau wie ich – wiederkommen und voller Elan dabei sind. Und ich darf noch anmerken: Wir spielen augenblicklich die Show mit einem Musikmedley von „Queen“. Mit dieser Show sind wir Deutscher Meister geworden. Wir haben 2019 am Musikfest in Osnabrück teilgenommen, weil viele sagen, wir wären so gut. Deshalb wollten wir uns von professionellen Richtern bewerten lassen, um zu erfahren, wo wir uns noch verbessern können. Man möchte allerdings in einem Wettbewerb nicht Letzter werden, aber ungeahnt waren wir am Ende Deutscher Meister. Aufgrund der Pandemie hat es danach noch keine Deutsche Meisterschaft gegeben. Die nächste soll 2025 sein. Wir sind also weiterhin amtierender Deutscher Meister der Showklasse.

WOLL: Glückwunsch! Da wird die Band sicher wieder teilnehmen?

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Michael von Calle: Wahrscheinlich nicht. Wir sind keine Wettkampftruppe. Das war eine einmalige Gelegenheit, um zu erfahren, an welchen Stellschrauben wir drehen müssen, um uns noch weiter zu verbessern. Es gibt viele andere Bands, die sich auf Wettkämpfe spezialisiert haben. Denen können wir das Wasser eigentlich gar nicht reichen.

WOLL: Sind alle Mitglieder immer mit großer Freude dabei?

Michael von Calle: Wenn die Saison zu Ende geht, dann merkt man, dass „die Luft raus ist“. Jetzt im Winter werden neue Stücke einstudiert und Richtung März/April werden die Musiker „zittrig“ und möchten wieder „vor die Tür“. Wir sind dabei, eine eigene Jugendband zu gründen. Kinder bis 16 bzw. 17 Jahren wollen wir in dieser Ausbildungsband so weit vorbereiten, dass sie es nachher leichter haben, den Schritt in die große Band zu machen. Das ist unser Ziel.

WOLL: Gehören die Instrumente den einzelnen Musikerinnen und Musikern privat oder werden diese von Ihnen geliehen?

Michael von Calle: Jeder, der bei uns anfängt, bekommt von uns ein Instrument. Wer lange dabei ist, hat sich oft ein eigenes Instrument zugelegt, aber das muss grundsätzlich keiner. Wenn aber jemand mit seinem eigenen „goldenen“ Instrument kommt – so wie sie meistens aussehen –, dann darf er damit üben, aber bei unseren Auftritten verwenden wir wegen des einheitlichen Erscheinungsbildes nur „silberne“ Instrumente.