Inspiration durch Farben und Ton

Die Ramsbecker Petruskirche wird zur Bergbau-Lichterkirche

Was macht man, wenn einem sein Haus zu leer erscheint? Man versucht, Menschen zu Besuchen zu motivieren.  

Was macht man, wenn man das allein nicht schafft? Man sucht sich unterstützende Partner! 

Genau das ist in Ramsbeck geschehen. Die evangelische Petruskirche und der Förderverein des Sauerländer Besucherbergwerkes Bestwig-Ramsbeck waren immer eng miteinander verbunden und gehen nun noch intensiver gemeinsame Wege. Sie schufen die erste Bergbau-Lichterkirche der Region.  

Als die Kirche im Jahr 1879 eingeweiht wurde, war sie die allererste evangelische Kirche weit und breit. Hintergrund war der Boom des sauerländischen Bergbaus, der Bergarbeiter aus dem Harz, aus Sachsen und Hessen nach Ramsbeck, Heinrichsdorf und Andreasberg lockte. Fast alle „Gastarbeiter“ waren evangelisch. Als Fremde mit der „falschen“ Konfession hatten sie es schwer im katholisch geprägten Sauerland, sodass ihnen zumindest mit einer eigenen Kirche ein Stück Heimat gegeben werden sollte.  

Der Bergbau ist längst Geschichte und auch bei den Gottesdiensten wurde es immer stiller. Pfarrer Dietmar Schorstein, heutiger „Hausherr“ der Petruskirche, hat uns eingeladen, das Ergebnis der langen Planungen und Arbeiten anzusehen. 

Ein Highlight im wahrsten Sinne des Wortes 

Bereits von außen fällt das Gebäude bei Dunkelheit jedem Passanten durch die neue Beleuchtung auf – ein Highlight im wahrsten Sinne des Wortes. Wer künftig den Weg hineinfindet in das Kirchengebäude, der stößt direkt auf eine Art überdimensionales, fest installiertes Tablet, auf dem man sich, je nach Stimmung, beispielsweise ein kleines LED-Lichterspektakel auswählen darf. Ihnen ist nach Harmonie oder Stabilität in Ihrem Leben? Grün in mehreren Schattierungen wird Ihnen gefallen. Sie suchen Ruhe und Vertrauen? Eine Mischung aus Blautönen im gesamten Altarbereich könnte Sie weiterbringen. Vielleicht haben Sie aber auch das Bedürfnis, sich, gerade in einer Kirche, spirituell umhüllen zu lassen? Die violetten Töne unterstützen das. Wer mag, hört dazu Musik, eine professionell gesprochene Andacht oder eine, auch für Kinder geeignete, biblische Geschichte. Ein paar Minuten des Innehaltens, der Einkehr, der Meditation.  

Pfarrer Dietmar Schorstein
Pfarrer Dietmar Schorstein

Zeichen Gottes für die Menschheit: Der Regenbogen 

„Ich persönlich bevorzuge die Auswahl Regenbogen mit dem großen Farbspektrum“, verrät der Pfarrer. „Das erinnert mich an den im biblischen Buch Genesis beschriebenen Regenbogen, den Gott als optisches Zeichen seines Bunds mit Noah sandte, begleitet mit dem Versprechen, unsere Erde vor weiteren Sintfluten zu verschonen“.  

Digitales Angebot auf dem Bergbauwanderweg 

Eine Besonderheit bei diesem Projekt ist die Kooperation mit dem Bergbau. Allein schon die Lage direkt am Bergbauwanderweg, aber natürlich auch die Historie der alten Kirche, waren eindeutige Argumente für die Zusammenarbeit. Und so werden sich Interessierte künftig auch Geschichten digital vorlesen lassen können aus der Zeit, als man im Sauerland noch „unter Tage“ ging.  

Bergleute in Gottes Hand 

Alfred Braun, der 1. Vorsitzende des Fördervereins, erinnert daran, dass Bergleute einen starken Glauben hatten, sogar eigene Gebete und Lieder aus dem Bergmannsgesangbuch verwendet haben. „Auf hoher See und vor Gericht, so sagt man, sei man in Gottes Hand. Gleiches gilt jedoch auch für den Bergbau, so war man sich sicher, denn Bergleute standen sprichwörtlich immer mit einem Bein im Grabe“, erklärt Braun und er ergänzt: „Witwendörfer, so wurden die Ortschaften um den Bergbau herum genannt.“ Wie mag wohl die Stimmung in den Dörfern gewesen sein? Vielleicht kann man sich dem in der Petruskirche künftig gedanklich näherbringen lassen?