Innovationsstandort Sauerland

Quelle: FH Südwestfalen

Ein Beitrag von Prof. Dr. Claus Schuster, Rektor der Fachhochschule Südwestfalen

Naturerlebnisse pur. Mit grüner Landschaft, frischer Luft, wunderschönen Wanderwegen, malerischen Ortschaften, glasklaren Seen und sportlichen Aktivitäten zu jeder Jahreszeit hat sich das Sauerland als Tourismusregion erfolgreich positioniert.

Der Tourismus ist zweifellos ein Aktivposten des Sauerlandes. Ein weiterer ist seine erfolgreiche Wirtschaft. Das Sauerland ist nicht nur das „Land der tausend Berge“, sondern auch das Land der Weltmarktführer. Davon gibt es über 160 in Südwestfalen. Keine andere Region in Deutschland weist so viele „Hidden Champions“ auf. Südwestfalen und das Sauerland als Teilregion sind die stärkste Industrieregion Nordrhein-Westfalens und nehmen Platz drei im bundesdeutschen Vergleich ein. Mittelständler, Familienunternehmen – teilweise seit Generationen – haben es verstanden, Tradition und Innovation erfolgreich miteinander zu verweben und sich in Nischenmärkten einen Platz an der Weltspitze zu erobern.

Der starke Mittelstand ist die verantwortliche Kraft für ein wirtschaftlich starkes Sauerland. Weltmarktführer und international tätige Unternehmen in den Kernbranchen Metall- und Maschinenbau, Gebäudetechnik, Automotive, Kunststoffverarbeitung, Holzindustrie und Gesundheitswirtschaft sind hier zu Hause. Sie produzieren Hightech-Produkte, die maßgeblich zum Erfolg des Wirtschaftsstandortes Deutschland beitragen. Ob Auto, Bad, Hauselektronik oder Medizin – Produkte aus dem Sauerland sind aus dem Alltag nicht wegzudenken.

Gemeinsam stark

Zum Innovationsstandort wird das Sauerland aber auch durch das enge Zusammenspiel von Unternehmen und Wissenschaft. Hochschulen, wissenschaftliche Institute und gemeinsame Entwicklungszentren sorgen für neue Produkte oder innovative Prozessoptimierungen und sichern so die Wettbewerbsfähigkeit unserer Unternehmen. Eine Stärke der Region ist auch die Zusammenarbeit in Branchennetzwerken oder Kompetenzzentren wie dem Automotive Center Südwestfalen in Attendorn. Das Automotive Netzwerk Südwestfalen, das Lichtforum NRW, das Netzwerk Maschinenbau Südwestfalen, die Brancheninitiative Gesundheitswirtschaft Südwestfalen e.V., das Zentrum HOLZ und der Transferverbund Südwestfalen: Sie alle haben ihren Sitz im Sauerland.

Digital, nachhaltig und authentisch: Mit diesem Motto beteiligt sich Südwestfalen an der Regionale 2025. Die Regionale, ein Strukturprogramm des Landes Nordrhein-Westfalen, fördert Regionen, die über Kreisgrenzen hinweg zusammenarbeiten und ihre Stärken, charakteristischen Merkmale und Qualitäten herausarbeiten. Nach 2013 findet die Regionale bereits zum zweiten Mal in Südwestfalen statt. Auch diesmal gilt: gemeinsam die Stärken bündeln und ein Entwicklungskonzept für die digitale Zukunft erarbeiten.

Mit drei staatlichen und zwei privaten Hochschulen verfügt Südwestfalen über eine vielfältige und dichte Hochschullandschaft. Zahlreiche wissenschaftliche Institute sorgen darüber hinaus für den wichtigen Forschungs- und Technologietransfer.

Die Fachhochschule Südwestfalen ist eine davon und mit Standorten in Iserlohn und Meschede sowie einem Studienort in Lüdenscheid im Herzen des Sauerlandes beheimatet. Unser Studienangebot in den Bereichen Agrarwirtschaft, Designmanagement und Produktentwicklung, Gesundheits- und Naturwissenschaften, Informatik und Digitalisierung, Medien und Kommunikation, Pädagogik und Psychologie, Technik und Ingenieurwesen, Umwelt und Nachhaltigkeit sowie Wirtschaft und Recht sorgt nicht nur für gut ausgebildete Fachkräfte, sondern korrespondiert auch eng mit der hiesigen Branchenstruktur.

Forschung und Entwicklung: praxisnah und zukunftsorientiert

Regional verankert, aber auch international ausgerichtet, verstehen wir uns als Partner für die Wirtschaft. Wir suchen nach technologischen Lösungen von morgen und übermorgen, für die Praxis und mit der Praxis. Angeschlossene Forschungs- und Transferinstitute vernetzen die Fachhochschule Südwestfalen in den Forschungsfeldern Agrarwirtschaft und ländliche Entwicklung, Automotive, Gesundheit, Informations- und Kommunikationstechnik, Supply Chain Management, Technologie und Innovationsmanagement, Umwelt und Energie sowie Werkstoffe.

Innovation wird an der FH Südwestfalen großgeschrieben.

Bei uns steht der Anwendungsbezug im Fokus. Dazu gehört, dass fast alle unserer Studierenden ihre Abschlussarbeiten in Kooperation mit Unternehmen verfassen, ihr Wissen den Firmen also direkt zugute kommt. Ein Beispiel ist Jan Wiggeshoff. Der Iserlohner Mechatronik-Absolvent hat in seiner Bachelorarbeit die Mensch-Maschine-Kollaboration in den Blick genommen, mit dem Erfolg, dass in dem Unternehmen jetzt Mensch und Maschine einvernehmlich im Team zusammenarbeiten. Durch die Optimierungen von Jan Wiggeshoff konnten darüber hinaus störungsbedingte Ausfälle des Roboters von circa zwei Stunden auf nur wenige Minuten reduziert werden. Die Auslastung des Roboters wurde dadurch zusätzlich um 27 Prozent gesteigert. Ein direkter Mehrwert für das Unternehmen.

Der Nutzwert für die Praxis steht im Mittelpunkt unserer Forschungsaktivitäten. Im Projekt City-Lab unterstützen wir beispielsweise Kommunen, auch des Sauerlandes, bei der digitalen und betriebs-wirtschaftlichen Stärkung von Einzelhandel, Gastronomie und Handwerk, um die Innenstädte zukunftssicher zu machen. Gemeinsam mit der Universität Siegen, der Ruhr-Universität Bochum und dem Fraunhofer- Institut für Angewandte Informationstechnik fördern wir bei den kleineren und mittleren Unternehmen die digitale Kompetenz. Im Rahmen der Regionale möchten Forscher aus Meschede den regionalen Unternehmen die Blockchain-Technologie nahebringen, damit diese ihre Lieferketten verbessern und der Zahlungs- und Bestellverkehr sowie die Abrechnungen einfacher und sicherer werden.

Die Innovationskraft einer Region hängt auch damit zusammen, welchen Nährboden sie Unternehmensgründerinnen und -gründern bietet. Südwestfalen und das Sauerland sind auch hier ganz vorne. Am Hochschulstandort Meschede bietet die Fachhochschule Südwestfalen den Studienschwerpunkt Entrepreneurship an. Studierende lernen hier Unternehmertum nicht nur theoretisch, sondern auch praxisnah kennen und erfahren, wie ein kreativer Erfindergeist zu einem erfolgreichen Start-Up führen kann. Im Forschungsprojekt StreamUp wurden gerade mobile Coworking Spaces entwickelt, die innovative Köpfe der Region zusammenbringen sollen. Ein Prototyp steht im Arnsberger Kaiserhaus.

Keine Frage: Das Sauerland hat ein enormes touristisches und wirtschaftliches Potenzial und wird sich auch in Zukunft als Innovationsstandort behaupten.