Indiaca ist eine absolute Randsportart. Indi-was?! Bevor ich Susanne Freckmann kennengelernt habe, hatte ich keinen blassen Schimmer davon, was Indiaca ist. Jetzt weiß ich es, denn die gebürtige Arnsbergerin erzählt mit so einer Begeisterung von ihrem Hobby, dass man direkt Lust bekommt, Indiaca mal auszuprobieren. Gesagt, getan. Bei unserem Treffen für diesen Bericht haben wir auf dem Alten Soestweg in Arnsberg den „Ball“ ein paar Mal hin- und her gespielt. Da ich vor Jahren mal Volleyball gespielt habe, habe ich es schnell verstanden, wenngleich meine Schläge nur halb so fest waren wie die von Susanne Freckmann.
Аhnlichkeit zu Volleyball
„Indiaca ist Volleyball sehr ähnlich, außer dass wir zu fünft und nicht zu sechst sind“, erzählt die Sportlerin. „Der dritte Schlag muss über das Netz gehen. Wir spielen Block wie beim Volleyball. Es gibt Stell- und Angriffsspieler. Man spielt den „Ball“ mit der flachen Hand, darf ihn aber auch mit zwei Händen abwehren.“ Warum steht das Wort Ball eigentlich immer wieder in Anführungszeichen? Ganz einfach: Susanne Freckmann nennt das Spielgerät Ball, aber es sieht nicht aus wie ein Ball. Es besteht aus einem flachen Schaumstoffkissen, das zur Stabilisierung mit vier Putenfedern ausgestattet ist.
Susanne Freckmann war immer schon sportbegeistert. Früher tanzte sie professionell beim TC Vitus Arnsberg und sie spielte Fu.ball beim SSV Meschede. Während ihres Pharmaziestudiums pendelte sie an den Wochenenden regelmäßig nach Hause, um bei den Fußballspielen dabei zu sein.
Vom Studienort Münster ging es nach Düsseldorf, dann erfolgte der Umzug nach Hausdülmen, wo sich die heute 46-Jährige zunächst einem Fußballverein anschloss. Sie war 36, als sie mit dem Fußball aufhörte und mit Indiaca anfing. Es folgten tolle erfolgreiche Jahre, die für Susanne Freckmann als „Spätzünderin“ in der Sportart mehr als beachtenswert sind. Sie wurde zehnmal Deutsche Meisterin mit ihrem Verein. 2017 wurde sie mit ihrem Team bei der WM in Polen Vizeweltmeister, beim Worldcup Frauen in Estland wurde sie im vergangenen Jahr Vierte. Und für die WM 2021 in Luxemburg ist sie in die Frauennationalmannschaft berufen worden. Erfolge, die ihr eine Nominierung bei der Wahl zur Sportlerin des Jahres im HSK einbrachten. Rückblickend kann die gebürtige Arnsbergerin von Glück sagen, dass sie ihren Lieblingssport bis heute ausüben kann. „Seit 2011 spiele ich rechts mit vier Fingern“, erzählt Susanne Freckmann. „Ich bin damals am Gartenzaun hängen geblieben. Mein Ringfinger war nicht mehr zu retten. Ich hätte nie gedacht, dass ich eines Tages wieder Indiaca spielen werde. Das war bitter, zumal ich für den WMKader 2013 nominiert war.“
Zeitaufwendige Lieblingssportart
Die zweifache Mutter ist zurückgekommen und widmet sich fast jeden Tag ihrer Lieblingssportart: Drei Mal pro Woche trainiert sie mit ihren Mannschaften (Mixed und Damen), die in der Oberliga Westfalen spielen. Dazu ist sie noch als Trainerin in ihrem Verein Hausdülmen aktiv. „Das reicht aber auch, ich mache ja noch Triathlon und irgendwann muss ich mal laufen, schwimmen und Rad fahren und einen Job habe ich ja auch noch“, schmunzelt sie. Die Faszination Indiaca hat die ganze Familie Freckmann gepackt. „Im Sommer ist mein Sohn beim Worldcup in der Schweiz dabei. Da fahren wir alle hin. Und ich treffe zwei Freundinnen aus Japan, die ich 2015 über den Sport kennen gelernt habe.“ Beim Indiaca ist es wie in einer großen Familie.
„Das ist eine so schöne Sportart. Ich liebe das rasante Spiel, dieses vom Boden kratzen. Ich würde mich freuen, wenn viel mehr Leute den Sport ausüben würden. Bei uns in Hausdülmen ist Indiaca bekannt und beliebt, aber das ist die Ausnahme.“ Vielleicht gelingt es Susanne Freckmann ja durch ihre Nominierung bei der HSKSportgala ordentlich Werbung für Indiaca im Sauerland zu machen.