Im Gespräch mit Willi Gerbe und Jens Böhmer

Willi Gerbe ist seit Mai 1993 Geschäftsführer und seit April 1998 Verbandsvorsteher des Wasserbeschaffungsverbandes Bracht, der insgesamt 158 Mitglieder hat. Jens Böhmer ist seit Juli 2017 stellvertretender Geschäftsführer. Beide sind stolz auf „ihren“ Wasserbeschaffungsverband und vor allem auf dien Qualität des Brachter Trinkwassers.

WOLL: Was bedeutet Trinkwasser für euch?
Willi Gerbe:
Wasser ist Leben. Wasser ist die Grundlage allen Lebens auf der Erde. Das Leben kommt aus dem Wasser. Ich spanne den Bogen in unsere heutige Zeit. Deshalb ist es für die Einwohner in unserem Dorf notwendig, ein hygienisch einwandfreies Trinkwasser zur Verfügung zu haben. Viele Menschen denken nicht darüber nach, dass Wasser ein kostbares Gut ist, mit dem sparsam umgegangen werden muss. Trinkwasser kommt aus dem Wasserhahn. Welcher Aufwand dafür betrieben werden muss, wird nicht gesehen.
Jens Böhmer: Trinkwasser, sprich aufbereitetes Wasser, ist auch wichtig, um Produktionsprozesse in Wirtschaft und Industrie durchführen zu können. Ich erinnere in diesem Fall insbesondere an die heimische Landwirtschaft und die Weiterverarbeitung der Lebensmittel.

WOLL: Bracht hat einen Wasserbeschaffungsverband. Seit wann, warum und was macht dieser Verband?
Jens Böhmer:
Um die Wasserversorgung auf sichere Füße zu stellen, wurde der Wasserbeschaffungsverband Bracht Ende der vierziger Jahre des vorigen Jahrhunderts gegründet. Neben einer Quellfassung wurden ein Pumpenhaus und ein Hochbehälter gebaut. Die Versorgungsleitungen mussten verlegt werden. Die Schaffung der erforderlichen Infrastruktur erfolgte in Handarbeit und muss sich als Mammutaufgabe herausgestellt haben, da Maschinen, Bagger etc. nicht zur Verfügung standen.
Willi Gerbe: Die Trinkwasserversorgung in Bracht war bis zur Gründung des Verbandes vorwiegend dezentral organisiert: Viele Einzelversorgungen (Brunnen), kurze Leitungssysteme in einzelnen Ortsbereichen, die von den Anschlussnehmern betrieben wurden. Gespeist wurden diese Leitungen aus geringfügig höher gelegenen Quellen, die lediglich mit einer Quellfassung ausgestattet waren. Eine Wasseraufbereitung fand nicht statt. In trockenen Sommern versiegten die Quellen oder konnten nicht genügend Wasser liefern. Unterm Strich wurde mit der Gründung des Wasserbeschaffungsverbandes Bracht die Wasserversorgung unseres Ortes auf lange Sicht, inzwischen über 70 Jahre, sichergestellt. So soll es auch in Zukunft sein.

WOLL: Wie viel Wasser wird in Bracht verbraucht und wie funktioniert das alles?
Jens Böhmer:
Die Brachter verbrauchen jedes Jahr zwischen 35.000 und 38.000 Kubikmeter Trinkwasser. Im Jahr 2021 wurden rund 36.700 Kubikmeter an die Verbandsmitglieder geliefert. Wassergewinnung, Aufbereitung und Verteilung erfolgt über die verbandseigene Infrastruktur: Quellfassung, Pumpenhaus, Aufbereitung (Filterung, Desinfektion), Tiefenbohrung, Hochbehälter (2 Kammern) und rund 7,5 Kilometer Leitungsnetz. Seit Dezember 2013 ist der Wasserbeschaffungsverband an die Wasserversorgung der Stadt Schmallenberg als Back-up-System angeschlossen. Ab 2014 wurde aufgrund nicht ausreichender eigener Wasservorkommen dieser Wasseranschluss vielfach in Anspruch genommen.

WOLL: Was wären die Folgen, wenn Bracht keinen Wasserbeschaffungsverband hätte?
Willi Gerbe:
Der Wasserbeschaffungsverband Bracht nimmt eine öffentlich-rechtliche Aufgabe war, die mit ehrenamtlichem Einsatz bewerkstelligt wird. Wenn wir in Bracht keinen Wasserbeschaffungsverband hätten, wäre die Stadt Schmallenberg in der Pflicht, die Wasserversorgung in Bracht mit Stadtwasser sicherzustellen.

WOLL: Wie ist die Qualität des Brachter Trinkwassers und was macht Ihr, dass das auch so bleibt? Wie wird das alles kontrolliert?
Willi Gerbe:
Die Qualität des Brachter Trinkwassers ist sehr gut. Um das auch in Zukunft gewährleisten zu können, ist es wichtig, dafür zu sorgen, dass sich die verbandseigene Infrastruktur in einem Topzustand befindet. Das wurde in der Vergangenheit durch stetige Investitionen in die Verbesserung der Anlagen erreicht. So sollte es auch in Zukunft sein.
Jens Böhmer: Die Wasserqualität wird viermal jährlich durch das Hygiene-Institut des Ruhrgebiets in Gelsenkirchen überprüft. Zusätzlich unterliegen wir der Aufsicht des Gesundheitsamtes und der Unteren Wasserbehörde beim Hochsauerlandkreis.