IM GESPRÄCH MIT ANNE WILLMES

Quelle: Anne Willmes

Die TV-Moderatorin über ihre Arbeit und ihre Heimat

Viele Jahre hat Anne Willmes allabendlich in der „Lokalzeit Südwestfalen“ im WDR-Fernsehen die Neuigkeiten für unsere Region präsentiert, inzwischen moderiert sie das landesweit ausgestrahlte Nachmittagsprogramm „Hier und heute“. Doch privat ist sie ihrer Heimat treu geblieben, wie sie dem WOLL-Magazin im Interview am Biggesee verraten hat:

Vom Radio vor die Kamera

WOLL: Sie sind in Attendorn geboren, dort wird das Brauchtum noch rege gepflegt. Was sind Ihre Erinnerungen an Kattfiller, Semmelsegnen und Poskebrüder?
Anne Willmes:
Ich bin zwar in Schreibershof bei Drolshagen aufgewachsen, aber wir haben uns tatsächlich immer sehr nach Attendorn orientiert. So habe ich auch einiges von den Traditionen mitbekommen und miterlebt. Es ist spektakulär, wenn man an einem Osterfeuer steht und die anderen drei in der Ferne brennen sieht. Mein persönliches Highlight war aber an Karneval: Ich durfte mal auf dem Ennester Karnevalswagen beim Veilchendienstagsumzug mitfahren. Es war ein wunderschöner, sonniger Tag, wir sind durch die ganze Stadt gefahren und haben bis tief in die Nacht gefeiert – da bin heute den Ennestern noch dankbar, dass sie mir das ermöglicht haben.

WOLL: Schon als Kind haben Sie Hörspiele und Radiosendungen auf dem Kassettenrekorder aufgenommen. War damals schon klar, dass es auch beruflich einmal in die journalistische Richtung gehen sollte?
Anne Willmes:
Zuerst wollte ich Schriftstellerin werden; der Journalismus kam dann erst zu Schulzeiten, als ich die ersten Artikel für die Schülerzeitung geschrieben habe. Damals wollte ich eigentlich noch zu den Printmedien, habe diese Idee auch im Studium noch weiterverfolgt, bin dann aber durch Zufall zu einem Praktikum beim Radio gekommen. Da habe ich gemerkt, dass mir das noch mehr Spaß macht als Zeitung, weil es so unmittelbar ist. Ich war dann da auch noch eine Zeit lang als freie Mitarbeiterin tätig – also meine ersten Schritte habe ich tatsächlich beim Radio gemacht, nicht beim Fernsehen.

WOLL: Von 2007 bis 2016 haben Sie dann die „Lokalzeit Südwestfalen“ im WDR-Fernsehen moderiert. Haben Sie Ihre Heimat dadurch noch einmal neu kennengelernt?
Anne Willmes:
Das ist ja das Schöne daran: Ich dachte immer, ich kenne mich hier super aus, war aber trotzdem in so vielen Situationen und an so vielen Orten total überrascht davon, was die Region alles zu bieten hat. Bevor ich in die Moderation ging, war ich bei der „Lokalzeit“ als Redakteurin tätig, bin daher auch viel im Sauerland herumgekommen und habe so viel Neues entdeckt. Es war zwar auch eine bereichernde Erfahrung, ein paar Jahre weg zu sein; mein Volontariat habe ich zum Beispiel in Köln gemacht. Aber noch schöner war es dann, wieder zurückzukommen. Man spricht einfach die gleiche Sprache wie die Menschen, wenn man hier aufgewachsen ist…

WOLL: Mit „Hier und heute“ moderieren Sie seit einigen Jahren eine Sendung mit langer Tradition. Was macht den Erfolg dieses Formates aus?
Anne Willmes:
Der Name der Sendung existiert tatsächlich schon sehr lange, aber die Sendung an sich hat sich komplett verändert. Früher ging es hauptsächlich um Nachrichten, dann wurden viele Reportagen und Dokumentationen gezeigt, jetzt sind wir eine Unterhaltungssendung, in der wir alles aufgreifen, was uns in Nordrhein-Westfalen gerade bewegt; wir versuchen, das vielzitierte Tagesgefühl aufzufangen. Insofern hat sich das Konzept schon sehr weiterentwickelt, und das macht für mich auch den Erfolg der Sendung aus.

WOLL: Im Studio gibt es jedes Mal auch Gäste, die teilweise aus der Medienbranche kommen, teilweise aber auch noch nie vor der Kamera standen. Welche Begegnungen haben Sie besonders beeindruckt?
Anne Willmes:
Ich freue mich immer über prominente Gesichter, weil es sehr spannend ist, bei denen auch mal hinter die Kulissen zu schauen; man erfährt ja immer sehr schnell, wie jemand tickt. Aber es ist häufig wesentlich tiefgreifender und bewegender, wenn Menschen zu Gast sind, die aus dem „normalen“ Leben kommen und etwas Besonderes erlebt haben. Ich erinnere mich an einen Feuerwehrmann, der bei einem Einsatz fast gestorben wäre. Ein ganz junger Mann – er saß im Studio und hat erzählt, dass er so schnell wie möglich wieder zurück in den Job möchte. Jeder andere hätte wahrscheinlich gesagt, dass er das in der Form nicht mehr machen möchte, aber er war tatsächlich durch nichts aufzuhalten. Da bekomme ich heute noch Gänsehaut, das hat mich schon tief beeindruckt.   

In der Welt unterwegs – im Sauerland zuhause

WOLL: Für „Wunderschön!“ besuchen Sie beliebte Reiseziele auf der ganzen Welt. Der perfekte Ausgleich für die Arbeit im Studio? Und welchen Urlaubsort können Sie besonders empfehlen?
Anne Willmes:
Es ist insofern ein Ausgleich, weil es eine völlig andere Form der Arbeit ist. Ich finde es sehr spannend, die Regionen, in die ich gereist bin, noch einmal ganz anders kennenzulernen als im Urlaub. Man geht ja sehr viel mehr in die Tiefe, lernt Menschen kennen, die man sonst niemals getroffen hätte. Auch wenn es nicht so aussieht, ist es aber harte Arbeit: Die Tage sind sehr lang und sehr voll; nach so einer Woche ist man dann auch echt ausgepowert! Mein persönliches Lieblingsziel ist Frankreich, da gibt´s einfach viele wunderschöne Regionen und Orte. Da kann man sich gar nicht satt reisen. Aber ich glaube, wenn man neugierig und aufgeschlossen ist, kann man überall Wunderbares entdecken.

WOLL: Der Frühling steht an – welche ist Ihre liebste Jahreszeit im Sauerland?
Anne Willmes:
Wenn ich mich entscheiden muss, ist es wohl wirklich der Frühling. Ich bin ein totaler Garten-Mensch, und wenn dann überall das Grün aus der Erde kommt, kann ich da wieder so richtig loslegen. Aber ich mag auch den Herbst sehr gern, da sind die Farben und das Licht so besonders – da hat das Sauerland auf jeden Fall auch ein paar besondere Momente parat, die ich sonst noch nirgendwo auf der Welt erlebt habe…

WOLL: Sie arbeiten hauptsächlich in Köln, haben sich aber entschieden, mit Ihrer Familie in Südwestfalen wohnen zu bleiben. Was macht für Sie den besonderen Reiz der Gegend aus?
Anne Willmes:
Das ist meine Heimat, ich bin hier zuhause. Ich bin sehr oft in meinem Elternhaus in Schreibershof, besuche meine Mutter und meine Oma. Und ich gehe sehr, sehr gern wandern, zum Beispiel auf dem Rothaarsteig. Vom logistischen Aufwand wäre es natürlich leichter, in Köln zu leben, aber wir haben uns ganz bewusst dagegen entschieden – ich fühle mich einfach sehr verbunden mit der Region!