Im Austin Healey Sprite durchs Sauerland

Wie Peter Nürnberger einen schrottreifen Oldtimer in einen spritzigen Sportwagen verwandelte 

Es riecht nach Motoröl und Autolack. Die Garage, in der ich stehe, ist mir nicht unbekannt. Denn heute besuche ich meinen Bruder in Arnsberg, um mit ihm über das Auto zu sprechen, an dem er die letzten fünf Jahre herumgebastelt hat. Ein Austin Healey Sprite, ein kleines englisches Cabrio. Ich erinnere mich noch gut daran, wie es aussah, als es bei ihm eingezogen ist – jetzt ist es kaum wiederzuerkennen. 

Die Leidenschaft fürs Basteln hat Peter (33) schon früh entdeckt: Zunächst war es eine ausgeprägte Affinität zu Legosteinen, etwas später ferngesteuerte Modellflugzeuge, die Simson Schwalbe des Nachbarn, dann eine Suzuki. Aber irgendwann musste ein größeres Projekt her, etwas mit vier Rädern. Es dauerte eine Weile, bis er das richtige Auto für sich gefunden hatte: Schließlich entschied er sich für den Austin Healey, einen kleinen, leichten Sportwagen, Baujahr 1965. Fündig wurde er im Sommer 2016 in einer Scheune bei Paderborn. 

Learning by doing 

Es dauerte nicht lange, da stand das Auto in seiner Einfahrt. Der Zustand: desaströs – wie desaströs, merkte er erst, als er mit der Restauration begann. „Es war ein absoluter Schrotthaufen, aber ich hab mich einfach verliebt und hab nicht so genau hingeguckt“, erklärt Peter. Die Räder waren noch dran, aber alles andere war ausgebaut und in Kisten verpackt. 

„Ich habe das Auto dann komplett zerlegt und in ein Rotationsgestell, das ich auch selbst konstruiert habe, eingebaut – wie so ein Spanferkel kann man sich das vorstellen.“ Allein die Schweißarbeiten haben drei Jahre gedauert. Am Auto war vorher schon gearbeitet worden – und das nicht zu seinem Vorteil. Dass es so lange gedauert hat, liegt zum einen daran, dass diese Arbeiten extrem aufwändig sind und die Ersatzteile, die aus England geliefert werden mussten, häufig eine ganze Weile bis nach Deutschland brauchten, zum anderen natürlich aber auch daran, dass Peter noch mit dem Studium und dem Referendariat als angehender Berufsschullehrer beschäftigt war. Denn irgendwo gelernt hat Peter nichts von dem, was er da gemacht hat – vom Schweißen über die Lackierung bis zum Beziehen der Sitze hat er sich alles selbst beigebracht. Das gab Blasen an den Händen und Muskelkater in den Armen, aber das Ergebnis kann sich sehen lassen. „Ich habe das alles über YouTube-Videos gelernt und dann natürlich in der Praxis. Manche Sachen muss man eben auch ein zweites Mal machen, wenn es beim ersten Mal nicht so klappt, wie man das will – vielleicht auch ein drittes Mal.“ Nur bei der Überholung der Technik musste er sich dann doch Hilfe holen. Hier konnte er auf die tatkräftige Unterstützung zweier erfahrener Bekannter zählen, deren Herz ebenfalls für alte englische Autos schlägt.  

Nach fünf Jahren geht’s endlich auf die Straße 

Genau sagen kann er es nicht, aber wahrscheinlich sind es mehr als 2.000 Arbeitsstunden, die er in seinen Oldtimer gesteckt hat. „Auf der einen Seite bin ich natürlich auch etwas traurig, dass es nun vorbei ist, weil es sehr viel Spaß gemacht hat und ich so viel dabei gelernt habe, aber andererseits bin ich gerade auch sehr froh, weil ich natürlich auch endlich damit fahren möchte. Und das kurvige Sauerland eignet sich perfekt dafür.“ Ob er es wieder machen würde? „Jetzt würde ich sagen nein, aber in ein paar Monaten sieht das sicher schon wieder ganz anders aus“, sagt Peter und schmunzelt. Jetzt geht’s aber erstmal auf die Straße, unser schönes Sauerland erkunden. 

Text: Sonja Nürnberger