Arnsbergerin unterstützt Zuflucht für herrenlose Tiere
In einer Arbeitspause nahm alles seinen Anfang. Eine Kollegin erzählte Kornelia Kannengießer von ihrem Hund, den sie aus einem Tierheim in Rumänien hatte. Und von Maria Cristina, die sich dort um herrenlose Tiere kümmert. Damit war die Saat bei der Arnsbergerin gelegt, die bis zum heutigen Tag gepflegt wird, und deren Ertrag bewundernswert ist.
Kornelia Kannengießer und Tiere bilden eine untrennbare Symbiose. Sie bezeichnet sich selbst als „Pferdemensch“, ihr Herz gehört aber auch Hunden und Katzen. Die Liebe geht sogar so weit, dass sie ein Fernstudium der Tierpsychologie absolvierte, damit sie dem Hund ihrer Tochter helfen konnte. Der kleine Mischlingswelpe zeigte Verhaltensauffälligkeiten, die scheinbar nicht in den Griff zu bekommen waren. Nach ihrem berufsbegleitenden Studium schaffte sie es, ihn zu therapieren. Nun hätte ja eigentlich etwas Ruhe in das Leben der Bewohnerin aus der Ringstraße kommen können, aber weit gefehlt.
Mit einem Sack Futter fing es an
Als ihr besagte Arbeitskollegin von dem rumänischen Tierheim erzählte, sagte sie spontan: „Ach, da kann ich ja mal einen Sack Futter spenden.“ Den Tipp, sich die Facebook-Seite von Maria Cristina anzuschauen, befolgte sie prompt. Dort sah sie die vielen Hunde und erfuhr, dass die ausländischen Tierschützer weder Geld noch sonstige Mittel hatten, sich um die vielen Schützlinge zu kümmern. Von da an war für die Verwaltungsangestellte klar: „Dort muss ich helfen.“ Fortan bat sie zunächst im Familien- und Freundeskreis um Unterstützung. Futter und auch Geld konnte sie so nach Rumänien schicken. Die wenigen Gaben stellten Kornelia Kannengießer aber nicht zufrieden. „Da geht noch mehr“, dachte sie sich, gründete den Verein „Hilfe statt Trost“ und ließ Flyer drucken, mit denen sie auf das Tierleid in dem osteuropäischen Land aufmerksam machte. Durch Mund-zu-Mund-Propaganda wurde ihr Engagement immer bekannter. Sie erhielt hier den Erlös einer Tombola, dort Sachspenden von Firmen oder Privatpersonen. Die A.L.S Spedition aus Hüsten bot an, Waren nach Rumänien zu fahren. In einigen Geschäften befinden sich Spardosen mit dem Logo „Hilfe statt Trost“. Sie selbst stand – vor Corona – vor Lebensmittelmärkten und verkaufte Waffeln. Jeden Samstag acht Stunden. Seitdem diese Einnahmequelle wegen der Pandemie weggebrochen ist, kocht sie noch mehr Marmelade als vorher – dieses Jahr 250 Gläser -, bereitet Likör oder Sirup zu und backt Hundeleckerlis. All das verkauft sie über ihre Facebook-Seite „Hilfe statt Trost“, die mittlerweile 1.450 Mitglieder hat. Zudem fliegt sie drei- bis viermal pro Jahr nach Rumänien, um an Ort und Stelle zu helfen.
Kopfgeld für gefangene Tiere
Was treibt diese Frau an, sich so einzubringen? „Es ist für mich unvorstellbar, bei diesem Leid in den öffentlichen „Sheltern“ nichts zu tun. Für jedes Tier ist eine Kopfprämie von 50 € ausgesetzt, was bedeutet, dass die Tierfänger großes Interesse daran haben, Hunde und Katzen einzusammeln. In den Camps vegetieren sie dann dahin, werden schikaniert und bekommen wenig bis gar nichts zu essen, da auf viele die Tötungsstation wartet.“
Mit dem Geld, das die Arnsberger Tierschützerin innerhalb der vier Jahre seit Bestehen des Vereins eingesammelt hat, konnte inzwischen eine Anlage gebaut werden, die den Tieren eine Art Zuhause bietet. Sie haben dort nicht nur ein Dach über dem Kopf, sondern bekommen Nahrung und werden medizinisch versorgt. Ein Arzt kastriert sie, denn nur so kann der verhängnisvolle Kreislauf (mehr Tiere, mehr Leid) unterbrochen werden. „Ganz wichtig wäre es, wenn wir in Schulen und Kindergärten gehen könnten, um auf das Bewusstsein der Jüngsten einzuwirken. Derzeit „lernen“ sie von den Erwachsenen, dass Tiere gequält und getötet werden. Eine unhaltbare Einstellung“, empört sich Conny Kannengießer.
Wunschbaum steht im Neheimer Zoofachhandel
Bis dahin wird aber noch viel Zeit ins Land gehen müssen. Zeit, die die Arnsbergerin nutzt, um noch mehr Geld, noch mehr Futter und noch mehr ehrenamtliche Unterstützer zu finden. Eine besondere Aktion läuft derzeit bereits zum dritten Mal in einem Neheimer Zoofachgeschäft. An einem Weihnachtsbaum hängen Bilder von Hunden aus dem rumänischen Heim. Auf der Rückseite steht ein Wunsch, den die Kunden erfüllen können, was diese gerne machen. Kam 2017 eine Palette zustande, waren es im letzten Jahr sechs. „Es ist sehr berührend, wie viele Menschen das Leid der Tiere lindern möchten“, lächelt Kornelia Kannengießer. „Das spornt auch mich an. Das Schönste ist allerdings, wenn das große Auto aus dem osteuropäischen Land bis zu dreimal im Monat nach Deutschland fährt und über die Website „hope-for-future“ vermittelte Hunde zu ihren neuen Familien bringt. Auf dem Rückweg wird der leere Transporter mit den gespendeten Sachen beladen. Zu wissen, dass ich viel dazu beigetragen habe, gibt mir Kraft und motiviert mich, weiterzumachen“, sagt die beeindruckende Frau voller Überzeugung.