Ich schlafe schlecht …

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Kürzlich las ich kurz vor dem Schlafengehen eine Presse-Notiz über den Beschluss der Landesregierung, den Mindestabstand von Windrädern zu Wohnsiedlungen „endlich“ von 1.000 Meter auf 700 Meter zu verringern, da man sonst die Klimaziele des Pariser Abkommens nicht erreichen werde. Mit dem Gedanken, dass wiedermal ein Wahlversprechen gebrochen wurde, schlief ich ein und fiel in einen unruhigen Traum. Es war das Jahr 2030 mitten im Sommer. Das Sauerland hatte sich von einem waldreichen Naherholungsgebiet in einen riesigen Windpark verwandelt, in dem die wenigen noch verbliebenen Bäume wie Fremdkörper wirkten. Der einst vermooste, humushaltige Waldboden war trocken und verkarstet. Die kühlenden Wälder waren nahezu gänzlich verschwunden. Die Hitze auf den ehemaligen Waldwegen, an denen die Touristen im August nach rechts und links abbogen, um Pilze zu sammeln, waren tagsüber unerträglich heiß. Infolge des nun um diese Jahreszeit öfter auftretenden Starkregens bildeten sich Gerölllawinen, die Wege und Straßen versperrten. Der letzte Naturschutzverein hatte sich 2029 aufgelöst, weil es keine Natur mehr zu schützen gab.

Die Dörfer waren überwiegend verlassen, da die vormaligen Bewohner in vielen Fällen vor den gesundheitlichen Gefahren der Windräder, die nicht weit von ihren Vorgärten entfernt standen, in gesondert ausgewiesene „Wohnreservate“ geflüchtet waren. Windkraftlobby und Landesregierung wurden ihrer Verantwortung natürlich gerecht und investierten große Summen in Studien, die eindeutig und zweifelsfrei belegten, dass die Anwohner natürlich selber schuld an den verstärkt auftretenden Herzerkrankungen, Schlaflosigkeit und Schwindel waren, da sie sich diese gesundheitlichen Gefahren einbildeten. Auch bagatellisierte man die Feststellungen, die der EuGH 2023 schon getroffen hatte, dass es sich bei den von den Rotorblättern der Windräder durch Erosion abgesonderten Stoffen wie Bisphenol – A um „hoch besorgniserregende Stoffe“ handele, die mit der Nahrung und dem Trinkwasser aufgenommen werden und in dem Verdacht stehen, Krebs zu erregen.

Dennoch stellte die Windkraftlobby den noch verbliebenen Anwohnern selbstlos einen um zwei Cent verbilligten Stromtarif zur Verfügung, die ihre Stromrechnung insbesondere wegen stetig steigender Strompreise und der kürzlich eingebauten Wärmepumpe nicht mehr zahlen konnten. Die Gemeindeverwaltungen stellten schnell fest, dass das Steueraufkommen Jahr für Jahr dahinschmolz, da immer mehr Einwohner und Firmen die Gemeinden verließen. Die vielen hauptsächlich mittelständischen Firmen konnten trotz aller Effizienz- und Transformationsbemühungen dem Wettbewerbsdruck nicht mehr länger standhalten, gaben auf oder verließen aufgrund der hohen Energiepreise und der überbordenden Bürokratie das Land und suchten sich neue Produktionsstandorte, wohl in China oder Indien, wo der Strompreis zwischen drei und fünf Cent lag. Das Loch im Gemeindehaushalt konnte bei weitem nicht durch das versprochene Gewerbesteueraufkommen der angesiedelten Windparks ausgeglichen werden. Es fiel leider wesentlich geringer aus, da der Wind offenbar doch nicht in der Intensität wehte, wie es die Projekteure versprochen hatte.

Damit verschwanden dann auch neben dem Gewerbesteueraufkommen Arbeitsplätze und Wohlstand, die vormals durch die „schmutzigen fossilen Arbeitsplätze“ und harte Arbeit entstanden waren. Ein wichtiger Faktor für die Erwerbstätigkeit war noch 2023 der Tourismus gewesen. Als aber ein Windpark nach dem anderen die Kammlagen der Sauerländer Berge mit seinen über 240 m hohen Monumenten belegte, kehrten die Ruhe suchenden Touristen dem Sauerland endgültig den Rücken. So kam es, dass 2027 das letzte Hotel im Sauerland schließen musste und deren Bedienstete sich woanders neue Jobs suchten. Daher freuten sich die Gemeinden über weitere zugesagte Zahlungen der Windkraftlobby, die nicht müde wurde zu betonen, sich ihrer sozialen Verantwortung bewusst zu sein und bis „zum Äußersten“ gegangen zu sein, in dem sie künftig ein Cent je kWh ihrer Einnahmen an die Gemeinden zahlte, um wenigstens Teile der noch verbliebenden Infrastruktur zu erhalten. Gut, dass wir sie haben! Auch haben sich ehemalige Waldbesitzer und Windkraftprojekteure bereiterklärt, ausgewählte Grundstücke zu „einem guten Preis“ in den meistens schon verlassenen Ortschaften zu übernehmen, wie deren Sprecher von seiner Finca auf Mallorca aus mitteilte. Weil ja die Renten aufgrund der knappen Kassenlage u.a. wegen der ausufernden EEG-Umlage aus dem Bundeshaushalt gekürzt werden mussten, endlich einmal eine gute Nachricht für ältere Hausbesitzer, die sich wegen der Energiesanierung ihrer Häuser 2024 hoch verschuldet hatten. Auch der chinesische Botschafter war unlängst hier, um eine chinesische Firma zu besuchen, die im Sauerland schon 200 Windräder mit eigenen chinesischen Mitarbeitern gebaut hatte. Weil das letzte lokale Zementwerk wegen zu hoher CO2-Immissionen und Unwirtschaftlichkeit schließen musste, haben sich die Chinesen glücklicherweise bereiterklärt, alle notwendigen Baugruppen der Windräder gleich selber zu importieren. Der chinesische Botschafter begrüßt daher ausdrücklich die Anstrengungen der Deutschen, CO2 einzusparen. Als weltgrößter CO2-Emittent habe man, wie im Pariser Abkommen angekündigt von 2023 bis 2030 noch einmal seinen CO2-Ausstoß um 50 Prozent erhöhen müssen. Leider würde man in China bis 2060 wegen der hohen Nachfrage insbesondere aus Deutschland weitere 200 Kohlekraftwerke bauen müssen. CO2 einzusparen sei aber eine internationale Aufgabe und deshalb begrüße man, ausdrücklich die notwendigen Anstrengungen der Deutschen CO2 einzusparen.

Bundes- und Landesregierung beteuern immer wieder, dass es sich bei Deutschland um einen starken Wirtschaftsstandort handele und man jetzt, 2030, einen großen Teil der Transformation geschafft habe, den die anderen Länder noch vor sich hätten. Die Strompreise, die schon vor dem Ukrainekrieg die höchsten der Welt waren, werden nun endlich durch den Zubau der Windräder im Sauerland sinken. Leider war trotz aller Bemühungen bisher kein Land der Welt dem „deutschen Modell“ gefolgt und hatte sich wie Deutschland 2022 während der größten Energiekrise, aus der Kern- und Kohlekraft verabschiedet. Millionen von Jobs sollten durch die Energiewende in Deutschland entstehen, so hatte der damalige Kanzler Scholz versprochen. Tatsächlich hatte man trotz aller finanzielle Anstrengungen den Anteil der EE 2024 am Gesamtstromverbrauch auf fast 50 Prozent steigern können, doch leider waren das aber nur knapp 6 Prozent des Gesamtprimärenergieverbrauchs, der bis 2045 nach dem Pariser Abkommen ja komplett klimaneutral sein sollte. Es fehlte einfach an allem, was notwendig war, um die Vision des damaligen Wirtschaftsministers, seines ehemaligen Staatssekretärs Graichen wie auch seiner „übrigen Familie Habeck“ umzusetzen. Zuerst fiel es 2023 auf, dass die Netzkapazitäten für den Zubau der Windräder bei weitem nicht ausreichend waren und die Windräder bei windstarken Zeiten immer wieder aus dem Wind gedreht werden mussten, was die Stromkunden mit über 4 Mrd. Euro für den sogenannten „Geisterstrom“ jährlich belastete. Auch fehlten Speicher und Elektrolyseure, um den überschüssigen und teuer produzierten Strom aufzunehmen. Ebenso erinnerten die Wähler an das gegebene Versprechen einer sicheren Stromversorgung, wofür 50 moderne Gaskraftwerke zur Überbrückung von sogenannten „Dunkelflauten“ fehlten. Diese sollten noch bis 2030 gebaut werden. Gaskraftwerke durften aber erst Strom produzieren, um ihre Investitionskosten und laufenden Kosten zu decken, wenn die Sonne nicht schien oder der Wind nicht wehte. Diese Phasen dauern jedes Jahr zwischen 2 bis 3,5 Monaten und reichten dafür nicht aus, führten dann aber bereits zu astronomischen Preisen pro kWh, die die sowieso hohen Strompreise noch weiter nach oben trieben. Deshalb konnten leider nicht genug Investoren gefunden werden, die sich auf dieses fragwürdige Geschäftsmodell einlassen wollten. In der Folge wurden die Kohlekraftwerke am Netz gehalten und pusteten weiter CO2 ungehemmt in die Luft. Große Mengen Atom-Strom wurden daher aus Frankreich verhältnismäßig preisgünstig importiert. Gut, dass schon so viele Firmen nicht mehr in Deutschland produzierten und nach China und Indien abgewandert waren, sonst hätte man noch mehr Strom gebraucht. Um dem erhöhten Strombedarf aus Deutschland Herr zu werden, kaufte der staatseigene französische Konzern EDF 2028 das 2026 stillgelegte Braunkohleabbaurevier um Lützerath, um dort das modernste Kernkraftwerk Europas mit den höchsten Sicherheitsnormen zu bauen. Um den CO2-Zielen wenigstens ein wenig näher zu kommen und wieder Zukunftstechnologien ins Land zu holen, gewährte die Bundesund Landesregierung NRW 2029 nach zähen Verhandlungen einen Zuschuss von 10 Mrd Euro. Man kann nur von Glück sagen, dass die E-Mobility in Deutschland infolge des enormen Rohstoffverbrauchs nur stockend vorankam. Astronomisch gestiegene Rohstoffkosten und starke Proteste der betroffenen Bevölkerung in den Abbaugebieten sowie eine Umwelt- und Naturzerstörung, die ihresgleichen suchte, führten zu einem Umdenken. Dazu kam ein Handelskrieg mit China, das über 90 Prozent wichtiger Rohstoffe für die Energiewende kontrollierte. Dann wurde ich glücklicherweise wach. Gut, dass alles nur ein schlechter Traum war!

Warum Menschen im Sauerland vermehrt solche Träume haben, wird vielleicht am neuen Regionalplan liegen, in dem die Windvorranggebiete in den einzelnen Städten und Gemeinden des HSK und des Kreises Soest kartiert sind.