Ein Jahr in Ruanda – Ein Fazit
„Als ich aufwachte, dachte ich, dass ich bloß träume, weil ich auf einmal wieder in meinem Bett im Sauerland lag. Doch dann merkte ich, dass ich nun wirklich wieder hier bin.“ Ein Jahr Ruanda ist für Vinitha Sritharan vorbei und sie ist zurück im Sauerland. Trotz all der schönen Erfahrungen, ist sie nun froh, wieder zuhause zu sein, alle ihre lieben Menschen wiederzusehen – nur das Wetter, das war in Ruanda doch ein bisschen angenehmer.
„In Ruanda hatte es am kältesten Tag, den ich erlebt habe, etwa 15 Grad, am wärmsten waren es 30 Grad“, erinnert Vinitha sich. „Es hat in der Zeit auch nicht so viel geregnet. Von April bis Anfang August herrschte Trockenzeit. Das hat man auch daran gemerkt, dass die Lebensmittel irgendwann knapp wurden.“ In den Supermarkt gehen und einfach alles kaufen, wonach einem gerade ist, das ging in Ruanda ohnehin nicht. Vinitha musste sich einschränken, aber auch daran gewöhnt man sich schnell, dass weniger Geld zur Verfügung steht und manche Lebensmittel einfach nicht zu bekommen sind. Auch das Wäschewaschen war etwas ganz anderes als in Deutschland: Zwei Behälter, kaltes und heißes Wasser hinein, Waschpulver und dann wurde mit der Hand gewaschen. „Da merkt man, dass wir in Europa im Überfluss leben. Dass man so viele Dinge eigentlich gar nicht braucht. Mir ist bewusst geworden, dass wir wirklich zufrieden sein sollten, mit dem, was wir haben.“
Das Leben in Ruanda ist anders, als das in Deutschland, aber Vinitha hat auch die ein oder andere Parallele erkannt. Vor allem landschaftlich: „In Ruanda ist es sehr hügelig, das habe ich besonders beim Joggen gemerkt – immer geht es rauf und runter. Landschaftlich habe ich manchmal wirklich gedacht, dass ich noch zuhause bin. Vor allem dann, wenn ich ins Ländliche rausgefahren bin. Da ist alles so grün wie im Sauerland. Denn eigentlich regnet es auch in Ruanda sehr viel.“
Chaotisch, aber nett
Die Kultur, die Menschen, der Straßenverkehr, das Essen – alles Dinge, die ganz neu waren für Vinitha. „Der Straßenverkehr ist sehr chaotisch, beim Einkaufen verhandelt man die Preise der Lebensmittel und das Essen ist sehr Kohlenhydrat lastig: Reis, Bohnen, Nudeln, so etwas wie Marmelade oder Käse findet man in Ruanda nicht.“
Was man darf und was nicht, darauf war Vinitha schon gut von ihrer Organisation vorbereitet worden: „Dass man auf der Straße nicht essen und trinken soll. Oder dass man nicht sofort offen über Dinge redet. Dass man erst einmal schaut, wie sind die Menschen und zuerst eine Verbindung aufbaut.“ Aber: „Die Menschen in Ruanda sind alle sehr nett, wenn du grüßt, wirst du auch zurückgegrüßt. Oft wird man auch einfach angesprochen. Durch so einen Zufallskontakt ist zum Beispiel auch ein neues Projekt entstanden.“
Junge Frauen stärken
Vinitha war mit dem Weltwärts-Programm in Ruanda. Bis zum Alter von 27 Jahren kann man dort teilnehmen. Die Organisation setzt sich vor allem für die Stärkung von Frauen ein. „Wir haben in der Zeit viele Reporte und Angebote geschrieben, um Gelder für neue Projekte zu bekommen, aber auch an aktuellen gearbeitet. Diese Projekte bestehen darin, Sportteams mit jungen Frauen zu bilden. Die meisten kamen aus ärmlichen Verhältnisse, hatten schon Kinder durch Vergewaltigungen, oder weil sie zu früh verheiratet wurden. Die Gesellschaft schließt solche Frauen in Ruanda oft aus. Daher versuchen die Organisation ihnen eine Perspektive zu geben und ihnen einen Weg zu zeigen, mit ihrer Situation umzugehen.
Vinitha war nicht alleine in Ruanda. Mit sieben anderen Freiwilligen saß sie vor einem Jahr im Flieger. Einer davon war Julius, mit dem sie zusammen arbeiten und leben sollte: „Wir kannten uns vorher nur über die Seminare, hatten aber keine richtige Verbindung. Die ist erst über die Wochen richtig stark geworden. Ich bin froh, dass er dabei war und eine tiefe Freundschaft entstanden ist.“
„Ich möchte das Jahr in Ruanda nicht missen“
Vinitha nimmt einiges mit aus der Zeit in Ruanda. Sie hat nicht nur ein besseres Bewusstsein für ihren Konsum entwickelt, sondern weiß nun auch die kleinen Dinge zu schätzen und dass man auch aus wenig viel machen kann. „Ich habe das bei den Kindern immer bewundert: Die hatten kein Spielzeug, aber aus einem Reifen und einem Stock haben sie einfach ihre eigenen Spiele entwickelt und hatten richtig viel Spaß.“ Aber auch ihre Beziehungen sind in diesem Jahr stärker geworden: „Dadurch, dass wir alle dasselbe erlebt haben, ist die Beziehung zwischen allen Freiwilligen sehr eng geworden. Aber auch meine Beziehungen zuhause sind daran gewachsen, dass ich ein Jahr im Ausland war.“
Vinitha findet, dass jeder, der die Möglichkeit hat, einmal diesen Schritt gehen sollte, um seinen Horizont zu erweitern. Sie hat sehr viel über sich und auch über andere Menschen gelernt und möchte das Jahr in Ruanda nicht missen.“