„Ich habe mir alles hart erarbeitet“

Rouven Schröder
Paul Senske und Rouven Schröder

Vor zwei Jahren trafen WOLL-Chefredakteur Paul Senske und Herausgeber Hermann-J. Hoffe den damaligen Sportvorstand des FSV Mainz 05, Rouven Schröder, an seiner Wirkungs-stätte. Im Gespräch erzählte er über seinen sportlichen Weg und seine Pläne. Ab 1. Juni kehrt der Arnsberger wieder zurück in die Nähe seiner Heimatstadt. Ab 1. Juni übernimmt der Sauerländer in Schalke die Position des Sportdirektors.

Nachfolgend der Bericht aus 2019 im WOLL-Magazin und WOLL-Fußballmagazin „Potts Blitz“.

Sport spielt seit Kindesbeinen eine überragende Rolle in seinem Leben, sei es Tennis oder Fußball. Das ABC für beide Sportarten lernte er im Sauerland und entschied sich im Alter von 18/19 Jahren letztlich für den Fußball. Mit „harter Arbeit“ als Spieler, Trainer und Funktionär hat der Arnsberger Rouven Schröder den Sprung ins große Fußball-Geschäft geschafft. Der 43-Jährige ist Sportvorstand des Bundes-ligisten FSV Mainz 05 und ein Musterbeispiel für Bodenständigkeit, Zielstrebigkeit und Verlässlichkeit. „Ich habe alles getan und mein Hobby zum Beruf gemacht. Mein Dank gilt auch meinen Eltern, die mich immer unterstützt haben“, sagt Rouven.

Bei unserem Besuch im Stadion am Bruchweg, bis 2011 Heimspielstätte der Lizenzmannschaft des FSV Mainz 05, dort, wo man noch die legendären „Schlachten“ unter Trainer Jürgen Klopp erahnen kann, treffen wir Rouven, der sich über den Besuch aus dem Sauerland richtig freut. Er weiß, was „im Fußball seiner Heimat läuft“, unter anderem, dass sein ehemaliger Verein, der SSV Meschede, jetzt „leider“ Kreisligist ist. Kontakte ins Sauerland bestehen weiter, vor allem zu Schorsch Niglis, seinem „besten Freund“. Der ehemalige Trainer und Fußball-Fachmann ist für ihn im Scouting-Bereich aktiv. „Auf Schorsch kann ich mich immer verlassen.“ Rouven freut sich darüber, dass Sascha Eickel neuer Trainer der U19 von Borussia Mönchengladbach wird. Natürlich kennt Rouven auch die Diskussionen über die mögliche Bildung eines „Sauerland-Teams“, das am Profi-Fußball schnuppert: „Ein großer Verein? Es muss ein Ziel und einen Sinn geben. Wahrscheinlich scheitert das aber an Eitelkeiten.“

„Paul Krengel habe ich viel zu verdanken“

Erinnerungen an seine sportlichen Wurzeln im Sauerland werden wach: Als Kind und Jugendlicher spielte er Tennis und Fußball. Tennis war die Sportart Nummer eins, Fußball „zuerst nebenbei, als Ausgleich“, erzählt Rouven. Sein Vater Franz-Josef Schröder, der jeden Zeitungsartikel über seinen Sohn in rund 20 Bänden archiviert hat, war lange Jahre Vorsitzender des Tenniskreises Sauerland. Klar, dass der Sprössling das Racket schwang, in Arnsberg und Sundern. Nach der Schule wurde die Sporttasche gepackt, es ging auf den roten Tennis-Court, aber auch auf die rote Fußball-Asche. „Im Tennis habe ich Paul Krengel viel zu verdanken, er war ein großartiger Fachmann, Förderer und Mensch.“ In Sachen Fußball führte der Weg von Arnsberg 09 in die A-Jugend des SC Neheim, die höherklassig angesiedelt war. „In der Saison 1993/1994 spielten wir mit dem SC gegen die zweite A-Jugendmannschaft des FC Schalke. Trainer war der ehemalige Weltklasse-Stürmer Klaus Fischer“, erinnert sich Schröder junior. „Nach dem Spiel lud mich Fischer zum Probetraining nach Schalke ein. Das habe ich auch absolviert und erhielt prompt die Einladung für ein Testspiel mit Schalke.“ Schweren Herzens musste er diese Einladung aber absagen: Zur selben Zeit stand ein wichtiges Tennis-Match mit BW Sundern an. „Mein Vater bestand darauf, dass ich Tennis spiele und die Mannschaft nicht im Stich lasse. Da sind bei mir Tränen geflossen“, sagt Rouven.

Unabhängig davon merkte er damals aber auch, dass es im Tennis „nicht für ganz oben reichen“ würde. Fußball wurde für ihn, der am Arnsberger Laurentianum sein Abitur baute, danach ein Wirtschaftsabitur in Neheim-Hüsten abschloss und eine Lehre zum Industriekaufmann absolvierte, die Sportart Nummer eins. Er wechselte in die Verbandsliga zum SSV Meschede mit Trainer Wolfgang Paul. Von da an nahm seine Fußball-Karriere als Spieler, Trainer, Videoanalyst, Scout bis hin zum Sportdirektor und Sportvorstand seinen Lauf. „Als Fußballer war ich mit Talent nicht gerade gesegnet, aber ich habe immer Gas gegeben, so hat sich meine Karriere entwickelt. Ich habe mir alles hart erarbeitet.“

Bochumer Fans feierten Rouven als „Fußball-Gott“

Den Durchbruch als Profi schaffte er ab 1999 beim VfL Bochum, zunächst in der zweiten, danach auch in der Bundesliga-Mannschaft. Die VfL-Fans feierten den kopfballstarken Abwehrspieler als „Fußballgott“. Stationen beim MSV Duisburg und beim VfB Lübeck schlossen sich an, ehe es wieder zum VfL ging. Nach einer weiteren Station in Lübeck endete seine Karriere beim NTSV Strand 08 in Schleswig-Holstein im Jahr 2011. Teilweise parallel zu seiner Karriere als Spieler war er zeitweise Co-Trainer beim VfL Bochum II und NTSV Strand. Nach dem Ende seiner aktiven Karriere leitete er 2013 an der Seite des Interimstrainers Ludwig Preis vorübergehend das Training der Bundesligamannschaft der SpVgg Greuther Fürth. „Die Zeiten als Profi und zeitweise als Trainer waren wichtig für meinen weiteren Weg, sie waren praktisch Geschenke.“

Seine ersten Sporen als Funktionär und im Management des Profi-Fußballs verdiente er sich als Videoanalyst und Scout beim 1. FC Nürnberg. 2012 wechselte er zum Konkurrenten und Nachbarn Fürth, als Koordinator und späterer Sportlicher Leiter. Mitte 2014 zog es ihn in den Norden zu Werder Bremen – als Direktor Profi-Fußball und Scouting –, ehe er ab dem 17. Mai 2016 als Nachfolger von Christian Heidel Sportdirektor beim FSV Mainz 05 wurde. Gut ein Jahr später berief man ihn für drei Jahre zum Sportvorstand. Im Dezember 2018 wurde sein Vertrag vorzeitig bis 2022 verlängert. „Die frühzeitige Verlängerung des Vertrages ist Ausdruck unserer Wertschätzung für ihn“, äußerte sich damals Detlev Höhne, der Aufsichtsrats-Vorsitzende.

„Unsere Philosophie weiterentwickeln“

Rouven, ein überzeugter Sauerländer und „offener Typ“ zugleich, ist in der Szene ein gefragter und geachteter Mann. Er passt mit seiner Bodenständigkeit  und Zuverlässigkeit zum „regional ausgerichteten“ FSV Mainz 05, wie es in der Branche immer wieder heißt. Für Mainz geht es in die elfte Bundesliga-Saison nach dem Wiederaufstieg 2009. Die Vereins-Philosophie ist dabei wegweisend: „Wichtig ist es, Werte zu entwickeln und zu vermitteln. Wir wollen den Verein noch besser aufstellen, das gilt auch für die Infrastruktur. Sportlich haben wir in der letzten Saison einen klaren Schritt nach vorn gemacht. Bei uns können sich Spieler und Trainer in Ruhe entwickeln. Unsere Philosophie wollen wir in der neuen Spielzeit weiterentwickeln.“ Dazu wird mit Rouven Schröder ein überzeugter Sauerländer seinen Anteil beisteuern.