„Ich habe meine Figuren alle im Kopf; ich mache die Augen zu und sie sind da.“

Ein Plausch mit der Sichtigvorer Schriftstellerin Andrea Hundsdorfer  

Margarethenring, Sichtigvor. Von hier aus unternimmt Andrea Hundsdorfer die spannendsten Reisen. Zum Beispiel ins magische Reich Atramento. Dafür braucht sie nichts weiter als Stift, Zettel und Klemmbrett. Mittlerweile hat die Autorin mehr als 20 Bücher geschrieben. Angefangen mit Kinder- und Jugendbüchern widmet sie sich nun auch der Erwachsenenliteratur. 

WOLL: Hallo Andrea! Wir kennen uns ja, sind beide bei den BördeAutoren. Umso mehr freue ich mich, dich jetzt mit Fragen löchern zu dürfen. Erzähl doch erstmal ein bisschen von dir! 

Andrea Hundsdorfer: Ich bin 55 Jahre alt, verheiratet und habe zwei erwachsene Söhne. Ursprünglich komme ich aus Möhnesee-Günne und bin das sechste von sieben Kindern. Ich bin gelernte Pferdewirtin, habe aber mit 25 nochmal umgesattelt auf Fremdsprachenkorrespondentin. Seit neun Jahren bin ich bei der Firma Mester in Westendorf im Vertrieb. 

WOLL: Wie bist du zum Schreiben gekommen? 

Andrea Hundsdorfer: Ich schreibe gern Gedichte für besondere Anlässe. Als ich dann für meine Patentochter eine Geschichte mit ihr als Titelheldin schrieb, dachte ich mir, ich könnte doch auch ein Buch schreiben.  

WOLL: 2008 erschien dein Debütroman „Neele“. Seitdem sind jede Menge Bücher hinzugekommen. Überwiegend Kinder- und Jugendromane, stimmt`s? 

Andrea Hundsdorfer: Genau. Normalerweise bin ich auch recht rege mit meinen Büchern unterwegs, lese viel an Grundschulen. Das fehlt mir wirklich sehr. 

WOLL: Von Kindern bekommt man sicher ein ungeschöntes Feedback, oder? 

Andrea Hundsdorfer: Da merke ich sofort, ob ich so lustig und spannend schreibe, dass die Kinder daran Spaß haben. Ich habe aber auch Freundinnen, denen ich meine Sachen vorher zeige. 

WOLL: Und die sind ehrlich? 

Andrea Hundsdorfer: Die sind oft voll des Lobes, hauen mir aber auch schon mal was um die Ohren. Testleser müssen ehrlich sein, nur durch konstruktive Kritik wird man besser.  

WOLL: Was ist das Schwierigste am Schreiben? 

Andrea Hundsdorfer: Gar nichts. 

WOLL (lacht): Gut. Was ist dann das Herausforderndste? 

Andrea Hundsdorfer: Die Charaktere sympathisch zu schreiben. Du hast die Geschichte im Kopf und alles macht Sinn, aber sie muss auch für die Leser plausibel und spannend sein. 

WOLL: Was ist das Schönste am Schreiben? 

Andrea Hundsdorfer: Das Wort „Ende“! (Lacht) Dass ich bei der Recherche so viele Leute und Orte kennenlerne. Und der Schreibprozess an sich. Ich liebe die Ich-Perspektive, die Szenenwechsel, durch die ich eben auch in die Gedanken der Bösewichte eintauchen kann. 

WOLL: Du nimmst ja mittlerweile auch sehr erfolgreich an Schreibwettbewerben teil…  

Andrea Hundsdorfer: Ja, da habe ich jetzt Blut geleckt!  

WOLL: Wie findest du die Ideen? 

Andrea Hundsdorfer: Die ploppen einfach so auf. Später verselbstständigt sich die Geschichte auch oft. Das liebe ich, dieses der Fantasie freien Lauf lassen; ich kann tun, was immer ich will.  

WOLL: Aber ein paar Regeln muss man doch beachten!? 

Andrea Hundsdorfer: Ja klar! Wenn ich eine Obduktion beschreibe, muss das alles auch so stimmen. Aber wenn ich wie in „Yanapaii“ beschließe, dass eine Schneekugel ein Tor zu einer anderen Welt ist, dann ist das so. 

WOLL: „Obduktion“? Das klingt eher nach Erwachsenenbuch. 

Andrea Hundsdorfer: Das war für einen Krimi. Dafür habe ich auch ein Interview mit einem Pressesprecher der Polizei geführt und war zu Besuch in der Pathologie der Uni Dortmund. 

WOLL: Wann und wie oft schreibst du? 

Andrea Hundsdorfer: Manchmal schreibe ich die Nächte durch, dann wieder eine Woche lang gar nicht. Auf jeden Fall schreibe ich abends, ich muss den Tag erst hinter mir haben.  

WOLL: Worum geht es in deinen Kinder- und Jugendbüchern?  

Andrea Hundsdorfer: Die Protagonisten erleben in meinen Büchern die unglaublichsten Abenteuer. Dabei lernen sie, zu ihren Schwächen zu stehen. Es ist schwierig, erwachsen zu werden, aber gemeinsam ist man stark. 

WOLL: Was liest du eigentlich privat? 

Andrea Hundsdorfer: Fast alles. Ich lese einen 1.000 Seiten-Wälzer genauso wie eine Liebeskomödie, die man in drei Stunden wegschnubbelt. 

WOLL: Du bist seit einigen Jahren Jurymitglied des Kreativwettbewerbs für Schüler/innen des Medienzentrums Soest. Wie ist das? 

Andrea Hundsdorfer: Ich bin immer wieder positiv überrascht, wie kreativ manche sind. 

WOLL: Was braucht man sonst noch, um als Schriftsteller/in erfolgreich zu sein? 

Andrea Hundsdorfer: Ein dickes Fell und langen Atem. Beim Schreiben ist viel Handwerk dabei, aber Talent kann auch nicht schaden. 

WOLL: Woran arbeitest du im Moment? 

Andrea Hundsdorfer: Der Krimi liegt gerade bei einer Literaturagentur. „Atramento“ geht im Herbst in den Druck und aktuell schreibe ich an einer Liebeskomödie. 

WOLL: Hast du zum Schluss noch einen Schreibtipp?  

Andrea Hundsdorfer: Man sollte schreiben, was einen selbst begeistert.