Hubertas Ecke

Illustration: Anke Kemper

Tach zusammen.

Ich liebe den Sommer, doch genau so gerne habe ich die jetzige Jahreszeit, wenn es früh dunkel wird und die Lichter in den Fenstern so etwas Geruhsames ausstrahlen. Ja – wenn sie erstrahlen. Nicht etwa so wie bei einer bis dahin richtig guten Bekannten meines Futtergebers. Wie schon erwähnt, nennt er sich nach wie vor mein Besitzer und ich lasse ihn mal in dem Glauben.

Also zurück zum Thema Elektrizität und der richtig guten Bekannten. Liebevoll hat sie wie jedes Jahr die Lichterdeko in ihrer Wohnung installiert. In den Fenstern, dem Schrank und der Anrichte. Die Kabel fachmännisch (oder muss das politisch korrekt jetzt „fachfrauisch“ heißen?) alle so verlegt, dass das Auge des Betrachters sich nicht daran stört und sowohl innen wie außen der dunklen Jahreszeit etwas Aufhellendes entgegengesetzt werden soll.

Ein schwarzer Stecker nach dem anderen wurde in die hinter dem Sessel drapierte weiße Mehrfachsteckdosenleiste gesteckt. Doch von strahlendem Lichterglanz keine Spur. Nur eine kleine „Schneeflocke“ leuchtete einsam im Türrahmen. Retter in der Not sollte mein Futtergeber sein, doch nicht ganz ohne Folgen. Per Telefon herbeigerufen und ihren Beteuerungen glaubend (sie habe alles genau so gemacht wie jedes Jahr), schaute er, ganz Profi, zuerst die Sicherungen nach. Dann folgte der Weg in die Stube und sein großer Auftritt nahte. Mit einem detektivisch anmutenden Blick hinter den Sessel zog er den einzigen weißen Stecker aus der Mehrfachsteckdosenleiste und tauschte diesen triumphierend gegen den schwarzen Stecker in der Wandsteckdose. Und siehe da: Ein Lichtermeer erfüllte den Raum.

„Eine tolle Ringleitung hast du da gebaut. Den Anschlussstecker der Mehrfachsteckdosenleiste in die eigene Steckerleiste zu stecken – darauf muss man erst mal kommen“, machte er einen auf Elektrofachmann: „Spart sicherlich ‘ne Menge Strom, ist aber irgendwie nicht wirklich effektiv.“ Ihr eindringlicher Wunsch, dieses kleine Missgeschick doch bitte für sich zu behalten, hat wunderbar geklappt. Denn jedes Mal, wenn es in einer der gemütlichen Runde um das Thema Elektrizität oder Steckdosen geht, sieht man in lauter verschmitzte Gesichter am Tisch. Außer bei einer – die steht dann sichtlich unter Spannung und man kann, wenn man genau hinschaut, in ihren Augen Blitze sehen. Ach ja – Man möge es mir verzeihen, wenn ich mal wieder jemandem durch meine veröffentlichte Sichtweise zu nahegetreten bin, weil er sich hier wiedergefunden hat. Aber schließlich bin ich ja nur ein Sauerländer Esel.